Veranstaltung Lebenskunst - Sprache
Eine Veranstaltung des Forum Älterwerden
Am 13. Oktober 2021 fand die vierte Online-Veranstaltung der Lebenskunst-Reihe statt. Diesmal zum Thema Sprache - Das Gesagte und das Gemeinte.
„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen“, zitierte Andreas Malessa Mark Twain am Anfang des Online-Angebotes des Forum Älterwerden.
Pointiert, humorvoll und situationsbezogen karikierend ließ Malessa die Teilnehmenden erleben, wie unterschiedlich Menschen im Beruf und auch in der Gemeinde miteinander reden. An Beispielen wurde deutlich, dass Sprache häufig nicht verständlich ist: Wir werden täglich mit Texten konfrontiert, für die wir einen „Übersetzer“ brauchen, wie z.B. bei Verträgen. Auch, dass Sprache als Herrschaftstechnik genutzt werden kann, wurde thematisiert und ebenso, dass die Verwendung bestimmter Worte die Herkunft des Sprechers erahnen lassen; als „Bibelsprech“ nannte Malessa beispielsweise „Ort des Heils“, „Salbung“ u.Ä. Auch, wie starke Gefühle sprachlich zum Ausdruck kommen können, wurde angesprochen und mit der Frage verbunden: „Wie kann ich ehrlich und nicht verletzend Gefühle beschreiben?“. Malessa warb dafür, dass wir uns einer Sprache bedienen, die weder bedroht noch verklausuliert: Sprache muss respektvoll sein!
Für einen Austausch in Kleingruppen forderte er die knapp 40 Teilnehmenden mit den Impulsen heraus: „Traue ich mich konkret zu sein? Wie häufig wird an der Wahrheit vorbei geredet? Wo beginnt höfliche Verlogenheit? Und: Wie viel Wahrheit ist zumutbar?“
Der Austausch zeigte, dass es oftmals gerade im eigentlich vertrauten Raum der Gemeinde schwer fällt, einander zu sagen, was wir meinen. Auch der Umgang mit Lob wurde in diesem Zusammenhang angesprochen: Welches Lob ist angemessen? Wird auch inflationär mit Lob umgegangen oder wird es gar instrumentalisiert?“
In einem abschließenden Input regte Andreas Malessa an, das eigene Vokabular auszubauen, und zwar durch Lesen. Er nannte Beispiele belletristischer Literatur und hob hervor, wie wertvoll das Lesen der Bibel ist. Denn die Bibel erzählt Geschichten, denen nichts Menschliches fremd ist, so Malessa. Er führte aus, dass die Sprache in der Bibel immer Übersetzung und Übersetzung immer auch Interpretation ist: Die Sprache Jesu wurde aus dem Aramäischen ins Hebräische übersetzt, dann ins Griechische, Lateinische, Deutsche. Er hob auch hervor, dass beim Bibellesen der immer auch der historische und kulturelle Kontext zu beachten ist. Bibellesen ermöglicht, sich für den Sprachgebrauch der Autoren der Bibel zu interessieren und so auch den eigenen zu erweitern.
Malessa schloss seine Ausführungen mit einem Zitat aus dem Ende des 18. Jhd.: „Wer es nicht einfach sagen kann, studiere so lange, bis er es einfach sagen kann.“
Mit dieser Onlineveranstaltung erweiterte das Forum Älterwerden die Reihe „LebensKunst – Kunst des Lebens“ - nach den Themen Musik, Malerei, Tanz - und plant für 2022 weitere Angebote.
Deutlich wurde auch dieses Mal, dass es zunehmend mehr die themen- und interessenorientierten Angebote sind, die favorisiert werden. Denn sie legen die Menschen nicht auf einen Jahrgang fest; sie bringen Menschen miteinander ins Gespräch, und das bedeutet bei dieser Reihe konkret: Wie können verschiedene Ausdruckformen der Kunst bei der „Daseinsbewältigung“ helfen?
Ein Artikel von Joachim Keferstein und Jutta Teubert