Foto: David Vogt

Mini-Festival mit Krimi im Gottesdienst

Ein Abend mit Soul, Food and Sharing – mit Seele, Essen und Teilen

Ziel der Gestaltung des Abends des dritten Tages der Bundesratstagung sei es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz nach vielen Sitzungen und Diskussionen über „anstrengende Themen“ Entspannung zu ermöglichen, erklärte Dennis Sommer, einer der Planer und Konferenzgestalter. „Dafür veranstalten wir ein ‚Mini-Festival‘ mit Parallelprogrammen“, begründete er das Vorhaben. Die Idee sei, dass man in einem Freeflow (fließenden Übergang) in dem gesteckten Zeitrahmen von eineinhalb Stunden überall und zu jeder Zeit teilnehmen könne. „Deshalb haben wir die Vielzahl an vorhandenen Räumen genutzt, und können parallel fünf Angebote bereitstellen.“

Liebe, Streit, Mord und Totschlag

Das Ehepaar Bettina und Simon Becker von der Villa Wertvoll in Magdeburg arrangierte eine Mischung aus Improvisations-Theater und Konzert. Dabei wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer eingebunden und ermutigt, selbst aktiv zu werden. 27 der etwa 80 Zuschauer wurden durch Losverfahren bestimmt, sich auf der Bühne kreativ zu beteiligen. Bettina Becker animierte das Publikum, sich Vorgaben für die Kurztheaterstücke auszudenken, etwa, zu welchen Titeln gespielt werden sollte. Auch das Genre wurde durch das Publikum bestimmt. Die jeweils ausgeloste „Schauspieler-Gruppe“ führte sodann die spontanen Sketche auf, mit Titeln wie „Schneewittchen und die kreative Verwendung der Kollekte“, „Verliebt in der Sauna“, „Krimi im Gottesdienst“ und „Der Streit ums Erbe“. Simon Becker begleitete den Theaterabend am Piano mit phantasie- und klangvollen Stücken, die das Publikum zusätzlich begeisterten.   

Sound of Silence

Wer es individuell bevorzugte, konnte in eine „Silent Disco“ (Stille Tanzveranstaltung) gehen. Das funktionierte folgendermaßen: Jeder Besucher erhielt am Eingang einen Kopfhörer. Denn die Musik wurde nicht hörbar in Raum abgespielt, sondern erreichte direkt über die Headsets die Ohren des Empfängers. Zur Kopfhörermusik wurde dann getanzt. Entweder einzeln oder mit einem Partner; jedoch hörte jeder nur seine ausgewählte Musik.

DJ Rasmus nannte als Ziel dieses Raums: „Zusammen Spaß haben und nach dem langen Sitzen während des Tags am Abend den Körper bewegen.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten Angebote aus drei Kanälen auswählen und zwischendurch auch hin- und herswitchen. Rasmus legte für zwei Kanäle die beiden Musik-Genres House und Techno auf. Beide Stilrichtungen gelten als die beliebtesten Genres der modernen elektronischen Tanzmusik. House ist song-orientiert, auf 4/4-Rhythmus mit positiven Vibes (emotionale Schwingungen) ausgerichtet und daher definitiv wunderschön zu zweit oder in einer kleinen Gruppe tanzbar. Techno hingegen wirkt mit seinen komplexen Beats und dem experimentellen Einsatz von Synthesizern und Drum Machines futuristisch und bedarf keines Tanzpartners. DJ Rasmus hatte allerdings auch einen dritten Kanal mit gängigerer Musik im Angebot: Christoph Stiba (BEFG-Generalsekretär) und Michael Noss (Präsident des BEFG) hatten gemeinsam eine Playlist zusammengestellt: Christoph Stiba wählte Musik der englischen Rockband „Queen“ (1979 – 1991) aus und Michael Noss Musikstücke des legendären amerikanischen Folk-, Rock- und Bluesmusikers Bob Dylan.

Foto: David Vogt

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Raum der Stille

Wirklich ruhig ging es im Raum der Stille zu, den die „Geistliche Gemeindeerneuerung“ (GGE) im BEFG anbot. Ein Raum für individuelles Gebet. Edith Becker, die den Raum gestaltet hatte, erklärte dem Interessierten: „Man kann hier Platz nehmen oder knien und einfach Gott erleben. Er dient auch dazu, Menschen, die Ministry suchen, zu segnen.“  Die Idee für ihre Deko hat Edith Becker auf übersinnliche Weise erfahren: „Ich bin überhaupt kein Träumer. Ich hatte erst mal keine Idee für die Ausgestaltung des Raumes. Dann war ich im Urlaub und bekam einen Traum. Ich habe das Kreuz, mit einem weißen Tuch umwickelt, gesehen und verschiedene Tuchbahnen davor.“ Ich habe mir den Traum dann später als einen Entwurf aufgemalt. Die Tücher bedeckten vom Kreuz her in langen Bahnen Richtung Innenraum den Boden. Edith erklärte die Farben: „Gold für die Herrlichkeit Gottes, Rot für das Blut Jesu, Dunkelblau für Wasser, Grün für Wiesen. Alles zusammen dient das Arrangement der Entspannung und Schönheit. Ich bin dankbar für diese Trauminspiration.“ 

Soul im Wohnzimmer

Das sogenannte „Wohnzimmer“ mit Worship (Lobpreis) von Jan Primke und seiner Band war der Hauptmagnet des Abends. Der Dortmunder ist seit 2011 Frontman der „Worship Café Band Witten“ und spielte unter anderem beim „Starlight Express Musical“ in Bochum.  Beruflich ist er zudem Synchron- und Werbesprecher von Hörfunkspots und spricht den täglichen Podcast der Herrnhuter Losungen.  Seine tiefe, sonore Stimme erreichte an dem Worship-Abend mit modernen Lobpreisliedern definitiv die Seelen und Herzen der „Wohnzimmer“-Gäste, die sich zum Mitsingen und Mitsummen mitreißen ließen. Außerdem wurden musikalisch umhüllte Segnungen angeboten. Häufig entstanden Momente des give and take: die mit Lobpreisliedern animierten Teilnehmer steckten wiederum die Band zu immer neuen Höhepunkten an. Ein wahrhaft herrlicher Herrlichkeitsabend, ganz erfüllt vom Geist Gottes.

Foto: David Vogt

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Pommes-Inspiration

„Der Gaumen kann im Freien inspiriert werden“, weißt Dennis Sommer schmunzelnd auf die kulinarische Komponente des Festivals hin. Wer wollte – und dies waren viele – konnte sich eine Portion Pommes Frites kaufen - eine Fundraising-Aktion des Gemeindejugendwerks (GJW). Sie diente dazu, jenen, die es sich nicht leisten können, Plätze für das Bundesjugendtreffen (BUJU) von Jugendlichen der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden vom 30. Juli bis 3. August in Ottendorf bei Kiel zu finanzieren, erklärte der an der Fritteuse schwitzende Tobias Köpke vom GJW. Und er zeigte sich begeistert über die lange Schlange an Menschen, die geduldig, aber hungrig vor der GJW-Pommesbude anstanden. „Es ist großartig! Wir kommen mit dem Frittieren gar nicht hinterher. So macht es dann auch richtig Spaß.“ Der Andrang war so groß, dass in einem örtlichen Lebensmittelgeschäft riesige Pommes-Tüten nachgekauft werden mussten.

Fazit: Ein nötiger, erfrischender Abend im Festival-Stil für Leib und Seele - jene Beiden, die in den Beratungssitzungen und bewegten Aussprachen stets am meisten beansprucht werden.

Ein Artikel von Tom Goeller