Ökumenischer Besuch im Konfessionskundlichen Institut

Die baptistischen ACK-Delegierten tagten in Bensheim

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) pflegt auf unterschiedlichen Ebenen ökumenische Beziehungen, um mit anderen christlichen Kirchen zusammenzuarbeiten. Viele Kirchen haben sich dazu in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossen. Die ACK-Delegierten der Landesverbände trafen sich zu ihrem jährlichen Treffen im Konfessionskundlichen Institut Bensheim.

Die baptistischen Delegierten, die ihren Bund, den BEFG, in regionalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen und in der Bundes-ACK vertreten, kamen vom 17. bis 18. Januar zu ihrer jährlichen Tagung zusammen. Diese fand 2025 ausnahmsweise nicht in Elstal bei Berlin, wo die Theologische Hochschule und viele andere Einrichtungen des BEFG liegen, sondern im Wolfgang-Sucker-Haus in Bensheim, dem Dienstsitz des Konfessionskundlichen Instituts (KI) des Evangelischen Bundes, statt. Eingeladen hatte dazu der Freikirchenreferent des KI, Dr. Lothar Triebel, der seit Jahren als Gast an diesen Arbeitstagungen teilnimmt.

Die Leiterin und Orthodoxiereferentin des KI, Dr. Dagmar Heller, begrüßte die Gäste und hielt eine Andacht zur „Ikone der neuen Märtyrer“, deren Original in der Kirche S. Bartolomeo all’Isola (Rom) hängt; diese Kirche ist eine Gedenkstätte für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Eine Kopie der Ikone hängt im Bibliotheks- und Tagungssaal des KI. Anschließend stellte Triebel das KI und seinen Träger, den Evangelischen Bund, in Geschichte und Gegenwart vor. Am Ende des intensiven Austauschs bedankte sich der Generalsekretär des BEFG, Christoph Stiba, für die gute Zusammenarbeit mit dem KI.

Pastor Manfred Ewald, der Leiter dieses Kreises der ACK-Delegierten des BEFG, leitete sodann durch die Tagesordnung. Behandelt wurden Themen wie die 2024 beschlossene „Predigtgemeinschaft“ von EKD und Vereinigung Evangelischer Freikirchen, das 2025 kulminierende „Täufergedenken 1525 / 2025“ und das Verhältnis der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ zur „Gebetswoche der Evangelischen Allianz“. Aber auch Themen aus dem BEFG selbst wurden diskutiert, so die nun endgültig werdende Mitgliedschaft des BEFG im ÖRK und die Frage, wie sich die angedachten strukturellen Veränderungen im BEFG auf den Entsendemodus der ACK-Delegierten in die regionalen ACKs auswirken werden.

Hingewiesen wurde darauf, dass sich auch andere Kirchen in Transformations­prozessen befinden, und die Überlegung wurde geäußert, dass dies möglicherweise zu größerer Bedeutung der ACKs führen wird.

Breiten Raum nahm das Gespräch über die „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ ein, die 2023 bis 2024 von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) und dem BEFG beschlossen worden ist. Zur Sprache kam zum einen die unterschiedliche Akzentuierung bei den Präsentationen des Textes durch die VELKD und den BEFG, die bereits eine erste – nicht gemeinsame! – Rezeption des Textes darstellt. Zum anderen wurde deutlich, dass das Gespräch über die Umsetzung der im Text genannten Veränderungen noch nicht begonnen hat. Über den Text selbst ist allerdings bereits auch außerhalb von VELKD und BEFG gesprochen worden, u.a. in der ACK Schleswig-Holstein. Der Geschäftsführer der ACK Hessen/Rhein-Hessen, Lothar Peitz, vertrat dabei die Ansicht, dass der Entstehungsprozess und das Dokument selbst eine Blaupause für andere Kirchen und andere Themen werden könnten.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt berichtete die Geschäftsführerin der Ökumenischen Centrale der ACK, Dr. Verena Hammes, aus der ACK-Arbeit. Themen sind u.a. das Jubiläum des Konzils von Nicäa (325 / 2025), die Revision der Charta Oecumenica, die etwaige Erweiterung der Magdeburger Tauferklärung und der turnusgemäße Abschied des ACK-Vorsitzenden.

Bei der Diskussion der vor der Tagung schriftlich eingereichten Jahresberichte aus den regionalen ACKs und der Bundes-ACK ging es u.a. um die Vernetzung mit anderen Organisationen bei den Themen Demokratie und Menschenwürde. Eine andere Frage war, ob es in den Regionen Erfolgsrezepte für die häufiger werdenden Fälle gibt, in denen kleinere und auch manche größere Kirchen keine Delegierten (mehr) in die regionalen ACKs entsenden können.

Am zweiten Tag des Treffens hielt Triebel einen Vortrag zu aktuellen Entwicklungen in Freikirchen. Hintergrund waren Fragen, die Teilnehmer vorab gestellt hatten. Ausgehend von Entwicklungen im pfingstkirchlichen und neocharismatischen Bereich wurde immer wieder der Konnex zum BEFG hergestellt. Dazu gehörten Fragen nach der Zukunft des Kongregationalismus, nach dem Gottesbild in der sogenannten Lobpreismusik, nach dem Verhältnis neuer kirchlicher Leitungsstrukturen zu den Entwicklungen in Gesellschaft und Politik sowie nach dem Verhältnis neuer gemeindlicher Organisationsformen zu Modellen aus der Wirtschaft und zur Ökumenewilligkeit neuer Kirchen bzw. Gemeindebünde. Letzteres nahm Diskussionen auf, die schon beim Jahrestreffen 2020 der ACK-Delegierten geführt worden waren. Die Tendenz zu hierarchischen Strukturen ist deutlich, was u.a. Fragen bezüglich Machtmissbrauchs nach sich zieht. Die ACK-Delegierten des BEFG waren dankbar für die Einladung nach Bensheim und laden Gemeinden ein, Ökumene vor Ort zu leben und beispielsweise das Täufergedenken aufzugreifen.

Ein Artikel von Dr. Lothar Triebel