Dr. Heinrich Christian Rust

Foto: David Vogt

„Visionärer Denker, in Christus tief verwurzelter Brückenbauer“

Nachruf: BEFG trauert um Dr. Heinrich Christian Rust

Am 16. September ist Pastor Dr. Heinrich Christian Rust, Mitbegründer der Geistlichen Gemeindeerneuerung und früherer Referent für Heimatmission im BEFG, gestorben. „Er hat im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und weit darüber hinaus Segensspuren hinterlassen“, schreiben BEFG-Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba in ihrem Nachruf. „Wir trauern um einen visionären Denker, der – von der Liebe zu Jesus angetrieben und in Christus tief verwurzelt – Brücken gebaut, unseren Bund geprägt und viele Menschen mit dem Evangelium erreicht hat.“  [Nachruf als PDF herunterladen]
 

Nachruf auf Dr. Heinrich Christian Rust

* 9. August 1953        † … 16. September 2024

Am 16. September ist Pastor Dr. Heinrich Christian Rust, Mitbegründer der Geistlichen Gemeindeerneuerung und früherer Referent für Heimatmission im BEFG, gestorben. Er hat im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und weit darüber hinaus Segensspuren hinterlassen. Wir trauern um einen visionären Denker, der – von der Liebe zu Jesus angetrieben und in Christus tief verwurzelt – Brücken gebaut, unseren Bund geprägt und viele Menschen mit dem Evangelium erreicht hat.

Heinrich Christian Rust wurde am 9. August 1953 im niedersächsischen Bückeburg geboren, wo er auch aufwuchs. Die Eltern widmeten ihren Sohn noch vor seiner Geburt Gott. Prägenden Einfluss hatte auf Heiner, wie er seit seiner Kindheit genannt wurde, auch sein Großvater väterlicherseits, der Nachbarn gerne von Jesus erzählte. Bereits mit 15 Jahren hatte Rust seinen ersten prophetischen Eindruck, den er mit seinem Pastor teilte – und der sich bestätigte. Mit 19 Jahren entschied er sich, Pastor zu werden. Von 1974 bis 1979 studierte Heinrich Christian Rust am Theologischen Seminar des BEFG in Hamburg Evangelische Theologie. Schon bei seiner ersten Stelle nach dem Studium als Jugendpastor in Niedersachsen (1979–1983) fiel er als ein unabhängiger Denker auf, der gerne neue Wege geht und sich dabei auch von Widerständen nicht abschrecken lässt. Evangelisation hatte er sich auf die Fahnen geschrieben. Früh galt sein besonderes Interesse der verändernden Kraft des Heiligen Geistes im Leben von Menschen. Von 1983 bis 1996 war Rust Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hannover-Walderseestraße, von 1985 bis 1996 Mitglied der BEFG-Bundesleitung. In diese Zeit fallen seine Promotion zum Doktor der Theologie 1992 im belgischen Leuven und seine Tätigkeit als Sprecher des Arbeitskreises „Gemeinde und Charisma“ (1985-1995). Von 1996 bis 2003 war Rust Referent für Heimatmission im Bundesmissionshaus des BEFG im hessischen Bad Homburg. 2003 wurde Heinrich Christian Rust Pastor der zuletzt mitgliederstärksten Gemeinde im BEFG, der Braunschweiger Friedenskirche. Im selben Jahr entstand aus den Wurzeln des Arbeitskreises „Gemeinde und Charisma“ die Geistliche Gemeindeerneuerung (GGE) im BEFG, die Rust mitgründete und deren Vorsitzender er bis 2010 war. 2019 wurde Heinrich Christian Rust als Pastor des BEFG offiziell entpflichtet. Bis zu seinem Tod führte er seine Tätigkeit als Autor und Redner fort. Er starb nach schwerer Krankheit am 16. September in Bad Homburg.

Heinrich Christian Rust war ein visionärer Mensch. Er hatte immer Ideen, entwickelte neue Konzepte, hatte eine große Weitsicht. Er sah Entwicklungen wie beispielsweise den Rückgang konfessioneller Bindung früh voraus. So war er auch immer ein Deuter der Zeit, ein prophetischer Mensch. In seinem Wirken war er unabhängig, ließ sich von Gegenwind nicht abschrecken und in keine „Schublade“ stecken, öffnete sich auch für neue Themen, weitete die eigene Perspektive, war bis zuletzt lernbereit und wissbegierig. Diese Unabhängigkeit im Denken hatte ihren Grund in seiner starken Abhängigkeit von Gott. Quelle der Inspiration waren für ihn das Wort und der Geist Gottes. Seine Liebe zu Jesus war dabei sein Antrieb. Er ließ sich nie festlegen, sondern war der Freiheit des Geistes und der Liebe zu Gott und zu den Menschen verpflichtet.

Nicht nur mit seinem Engagement für die GGE im BEFG hat er unsere Gemeinden und unsere Bundesgemeinschaft geprägt. Gott hatte ihn mit der Gabe der Lehre begnadet. Vom Glauben konnte er gewinnend reden. Seine klaren Gedanken formulierte er dabei stets präzise. Er hatte in seinem Denken und seiner Lehre eine Weite, die er gleichzeitig mit klaren, eigenen Positionen verband. Heinrich Christian Rust leitete auch andere Menschen zu einem selbstständigen Denken und Glauben an – weit über die Gemeinden hinaus, in denen er Pastor war, und in ökumenischer Weite. Die Ökumene war ihm ein Herzensanliegen. Das war für ihn keine kirchenpolitische Frage. Vielmehr brannte er für eine andere Dimension: das Reich Gottes, das keine Konfessionsgrenzen kennt. Und obwohl er überzeugter Baptist war, fand er es bis zuletzt faszinierend, darüber nachzudenken, ob andere Glaubensrichtungen etwas erkannt haben, das wir von der Wahrheit Gottes vielleicht noch nicht verstanden haben.

Viele Menschen orientierten sich an Heinrich Christian Rust – auch durch dessen zahlreiche Bücher und Beiträge in Zeitschriften und Dokumentationen. Starke Positionen vertrat er mit Überzeugung und Nachdruck und forderte damit auch heraus. Doch er nutzte seine intellektuelle Brillanz nicht, um Mauern aufzurichten oder Lagerbildung zu betreiben. Bei aller „klaren Kante“ war es ihm wichtig, nicht zu verletzen, nicht zu polarisieren, sondern im Gegenteil: zu ermutigen und Gemeinschaft zu fördern. Er setzte sich dafür ein, die Einheit der Christen zu stärken, gemeinsame Überzeugungen zu formulieren, das gemeinsame missionarische Zeugnis voranzutreiben. Nicht trennen wollte er, sondern verbinden. So baute er Brücken – auch zwischen verschiedenen Frömmigkeitsstilen in unserem Bund.

Wir werden Heinrich Christian Rust sehr vermissen. Wir sind voller Trauer über seinen Tod und zugleich voller Dankbarkeit für sein Wirken. Mit ihm geht ein Bruder, ein Kollege, ein Ratgeber, ein Freund. Gott hat ihn heimgerufen. Das ist unser Trost. Wir sind in Gedanken bei seiner Frau Christiane und seinen drei Kindern, denen wir Gottes Trost und menschliche Nähe wünschen.


Pastor Michael Noss (Präsident) und Pastor Christoph Stiba (Generalsekretär)

 

Die Friedenskirche (Kälberwiese 1, 38118 Braunschweig) lädt am 25. Oktober 2024 um 16:00 Uhr zu einer Trauerfeier für Dr. Heinrich Christian Rust ein. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt.