Wachstum, Mission und gesellschaftliches Engagement der Baptisten weltweit
Bericht vom Baptist World Alliance General Council
Die Delegierten des Baptistischen Weltbundes (BWA) trafen sich zu ihrer jährlichen Ratstagung – dem General Council. Worum es dabei ging, was beschlossen wurde und was ihn beeindruckt hat, berichtet BEFG-Referent Thomas Klammt, der bis vor Kurzem Mitglied der BWA-Exekutive war.
Vom 7. bis 12. Juli trafen sich über 400 Delegierte von baptistischen Bünden und Organisationen aus 64 Ländern der Welt in Lagos (Nigeria) zum diesjährigen „Weltbundesrat“. Eingeladen hatte die Nigeria Baptist Convention, der mit über neun Millionen Mitgliedern größte Baptistenbund innerhalb der BWA. Auf dem afrikanischen Kontinent wachsen christliche Gemeinden und Denominationen weiterhin stark, in den letzten zehn Jahren haben sich die Mitgliedszahlen der Baptistengemeinden dort mehr als verdoppelt. So konnten auch in diesem Jahr zehn neue Bünde in die BWA aufgenommen werden, vier Länder sind zum ersten Mal in der BWA vertreten: Republik Kongo, Mauritius, Kap Verde und Sao Tomé. Zu den drei neu aufgenommenen Organisationen in der BWA zählt auch „Hungarian Baptist Aid“, die Hilfsorganisation der ungarischen Baptisten, die in den letzten Jahren insbesondere in der Katastrophenhilfe hervorragende Arbeit geleistet hat.
„Sehr beeindruckend war für mich, zu erleben, wie die afrikanische Christenheit unser Treffen geprägt hat“, sagt Thomas Klammt, der in den letzten sechs Jahren in der Exekutive der BWA mitgearbeitet hat. „Nicht nur ihre inspirierende Spiritualität, sondern ebenso ihr intensives gesellschaftliches Engagement empfinde ich als vorbildhaft.“ Zu den Seminarthemen bei der Konferenz gehörte zum Beispiel der Einsatz nigerianischer Baptisten für Religionsfreiheit und christlich-muslimischen Dialog, die Mitwirkung an Versöhnungsprozessen in Ghana und Rwanda, und die Frage, warum junge Menschen sich auf die gefährlichen Migrationsrouten nach Europa begeben. „In Gesprächen konnte ich mich direkt über die politischen Situationen in Südafrika nach dem Regierungswechsel oder in Kenia während der Aufstände der jungen Generation erkundigen. Und auch Vertreter unseres Partnerbundes aus Namibia wieder treffen.“
Die Tage waren von besonderen Höhepunkten geprägt: Neun Missionare aus afrikanischen Ländern wurden gesegnet; sie befinden sich gerade im dreimonatigen Training, bevor sie für zwei Jahre in andere Regionen des Kontinents ausgesendet werden – Mission im 21. Jahrhundert hat viele neue Sender und Empfänger! Mit dem „Acts2Movement“ wurde eine Initiative gestartet, die bis zum 2000. Geburtstag der Gemeinde im Jahr 2033 weltweit Baptistinnen und Baptisten in Bewegung bringen will: das Evangelium persönlich weiterzugeben in Wort und Tat, durch Gebet für die Nachbarschaft und die Übersetzung der Bibel in die noch fehlenden etwa eintausend Sprachen der Welt; die Religionsfreiheit zu stärken und häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch einzudämmen. Schließlich wurde der diesjährige Menschenrechtspreis an Julie Mariama Sesay verliehen: Die Pastorin und Aktivistin aus Sierra Leone setzt sich seit über 30 Jahren insbesondere für die Rechte von Frauen und Kindern ein; sie hat das Thema der weiblichen Genitalverstümmlung in ihrem Land und in ganz Westafrika auf die Tagesordnung der Gemeinden und Gesellschaften gebracht, und damit viele Frauen vor diesem brutalen Eingriff bewahrt.
Der General Council bestätigte eine neue Organisationsstruktur der BWA, die ab dem nächsten Jahr eingeführt wird und zu stärkerer Beteiligung und effektiverer Arbeitsweise führen soll. Außerdem wurden drei Resolutionen verabschiedet, zu den Themen „Hunger in der Welt“, „Frieden im Nahen Osten“ und „Religiöser Nationalismus“.
Im nächsten Jahr kann man die weltweite baptistische Familie beim großen Weltkongress erleben, der nur alle fünf Jahre stattfindet: am 7. bis 12. Juli 2025 werden sich unter der Überschrift „Living the good news“ mehrere Tausend Teilnehmende in Brisbane (Australien) versammeln.
Ein Artikel von Thomas Klammt