Chancen und Grenzen
Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind der rote Faden, der sich durch die Bibel zieht. Gottes Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, kann durch uns Christen für alle Menschen erlebbar werden. Im diakonischen Bereich geschieht das an unterschiedlichen Stellen. Menschen sehen die Not von Anderen und handeln, helfen und begleiten.
Gemeinden sind Teil des Gemeinwesens, d. h., des Ortes, an dem das Gemeindehaus steht. (In unseren freikirchlichen Strukturen, ist es nicht immer der Ort, an dem auch die Gemeindemitglieder wohnen.) Es ist gut das wahrzunehmen und sich für soziale Belange einzusetzen und eine anwaltliche Rolle zu übernehmen, um die Lebensqualität für alle Bewohner/innen des Ortes zu verbessern. Dabei entdeckt die Gemeinde, dass sie etwas bewirken und sich zum Wohle der Menschen einbringen kann. Die Menschen im Ort nehmen die Gemeinde dadurch anders wahr. Wenn sich unsere Gemeinden als Mitplayer im Ort verstehen, gehen sie hinaus zu den Menschen, oder öffnen ihre Türen für die Menschen. Damit bereichert die Gemeinde den Ort und die Erfahrungen aus der Begegnung mit den Menschen vor Ort bereichern die Gemeinde.
Die katholische Soziallehre prägte das Subsidiaritätsprinzip. Es bedeutet, dass gesellschaftliche oder staatliche Aufgaben grundsätzlich stets von der kleinstmöglichen Einheit wahrgenommen und ausgeführt werden sollen. Dazu gehören auch Projekte der Gemeinwesendiakonie. Das Prinzip dient dazu, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung einzelner oder kleinerer Gruppen zu fordern und zu fördern. Um dies zu ermöglichen gibt es staatliche u.a. Fördergelder (s. Grundsätze der Fördermittelbeantragung)
Beispiele für gemeinwesendiakonische Projekte sind:
- Patenschaften übernehmen für Geflüchtete oder sozialbenachteiligte Kinder und Jugendliche
- Angebote auf dem örtlichen Spielplatz oder das Angebot eines Winterspielplatzes in den Gemeinderäumen
- Themenangebote im Stadtteil- oder Gemeindehaus
- Gemeinderäume zur Verfügung stellen, z.B. für Sprachkurse mit Kinderbetreuung
- Begegnungsstätten, Cafés
Fördermittel privater und öffentlicher Geldgeber sind gute Möglichkeiten, die diakonischen Aktivitäten der Gemeinde zu unterstützen, oft auch erst zu ermöglichen. Dass es Geld für soziale Arbeit ist erfreulich, darf aber nicht den Blick vertelen, dass die Gemeinde frei bleiben muss, ihren jeweiligen Auftrag zu erfüllen. Einige Fragen, die helfen können die Förderung von Projekten kritsch zu betrachten:
- Würden wir das Projekt auch dann angehen, wenn wir keine Förderung bekommen, wenn auch in geringerem Umfang?
- Müssen wir den kirchlichen Charakter einer Aktivität so sehr verdecken, dass wir nicht mehr als Kirche erkennbar sind?
- Steht der Verwaltungsaufwand in einem angemessenen Verhältnis zur Höhe der Fördersumme?
- Schränkt das geförderte Projekt die anderen Spielräume der Gemeinde (Raumnutzung, Mitarbeitereinsatz) so sehr ein, dass das Gemeindeleben darunter leidet?
- Lässt sich das förderfähige Projekt mit den übrigen Aktivitäten der Gemeinde verknüpfen?
- Entsteht eine langfristige Verbindlichkeit durch kurz- und mittelfristige Förderungen?
- Verbindet der Fördergeber mit der finanziellen Zuwendung einen Imageeffekt, der sich mit dem Auftrag der Gemeinde vereinbaren lässt?
- Steht die Höhe der Fördersumme in einem angemessenen Verhältnis zum Haushalt der Gemeinde?
- Lässt sich das geförderte Projekt überwiegend mit Mitgliedern und Freunden der Gemeinde umsetzen?
Anhand dieser und weiterer Fragen sollte die Idee für einen Förderantrag kritisch geprüft werden. Aber letztlich gilt es, mutig neue Wege zu gehen.