Foto: David Vogt

Bundesrat: Forum „500 Jahre Täuferbewegung“

Impulse für Gemeinden und Gesellschaft

Im Forum zum Thema „500 Jahre Täuferbewegung: Radikal genug für das Reich Gottes?“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Relevanz des anstehenden Gedenkjahres 2025, den Auswirkungen der Bewegung für das heutige Gemeindeleben und den Einsatzmöglichkeiten der Ausstellung zum Täufergedenken.

Prof. Dr. Martin Rothkegel von der Theologischen Hochschule Elstal präsentierte in einem Impulsreferat einige Kernthesen zur Gestaltung des Gedenkjahres. So könne das Täufergedenken 2025 freikirchlichen Gemeinden Mut zur nonkonformistischen Nachfolge Jesu machen. Nationalismus, Militarismus, Ressourcenverknappung, Klimawandel, die Kluft zwischen Arm und Reich, die Verfolgung von ethnischen, religiösen und sexuellen Minderheiten, Flucht- und Migrationsbewegungen würden stetig bedrängender. „Christinnen und Christen werden dazu zunehmend Stellung beziehen müssen. Auch sie werden in einer Welt, die sich radikal verändert, vor die Notwendigkeit radikaler Veränderungen gestellt.“ Weiter betonte Martin Rothkegel die Möglichkeit, durch das Gedenkjahr Baptistengemeinden und ihre Anliegen der Öffentlichkeit näherzubringen: „Das Täufergedenken 2025 ist eine Gelegenheit zur Verständigung über täuferisch-freikirchliche Identität, die wir nicht versäumen dürfen. Zugleich ist es ein Anlass, die politische und gesellschaftliche Relevanz der täuferisch-freikirchlichen Tradition ins Bewusstsein zu rufen.“

Zur Tradition der Täuferbewegung gehören auch die Gemeindemitgliederversammlungen, wie sie heute in Baptistengemeinden üblich sind. Prof. Dr. Maximilian Zimmermann von der Theologischen Hochschule Elstal machte deutlich, dass diese zwar nach demokratischen Verfahren ablaufen, letztlich aber einen Ort darstellten, an dem gemeinsam um die Erkenntnis des Willens Christi gerungen werde: „Es geht nicht darum, dass wir uns mit unseren Überzeugungen möglichst durchsetzen oder sogar im Vorfeld Mehrheiten schmieden, um unseren Willen für die Gemeinde durchzusetzen, sondern: Es geht darum, dass wir als geistbegabte Versammelte versuchen, den Willen Christi für unsere Gemeinde zu suchen und zu finden.“ Insofern werde nicht in erster Line demokratische Willensbildung, sondern christokratische Willenssuche betrieben, so Zimmermann. Weil Gemeindeversammlungen also nicht nur ein notwendiger administrativer Akt seien, sondern ein geistliches Geschehen, sollten sie auch als geistliche Veranstaltung gestaltet und durchgeführt werden.

Dass die Dekade „500 Jahre Täufergedenken“ nicht nur für die interne Reflexion über die eigene Identität der Gemeinden hilfreich ist, sondern auch eine gute Möglichkeit bietet, ökumenische und gesellschaftliche Impulse zu setzen, machte, wie schon zuvor Martin Rothkegel, auch Lars Heinrich, Pastor der EFG Tübingen und Referent des Landesverbands Baden-Württemberg deutlich. Er ermunterte dazu, sich am eigenen Ort auf die Spuren der Täufer zu begeben – so sei schon manches Stück interessante Stadtgeschichte entdeckt worden. Darüber hinaus hob er die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten hervor, die die Wanderausstellung über die Täuferbewegung bietet – sowohl in den Gemeinderäumen als auch in öffentliche Einrichtungen wie Stadtbibliotheken, Museen und Straßenfesten. Anliegen der Ausstellung sei es, so erklärte Reinhard Assmann, Mitglied des Historischen Beirats des Präsidiums des Bundes, nicht nur ein historisches Ereignis zu beleuchten, sondern auch die Brücke zur Gegenwart zu schlagen und aktuelle Herausforderungen für die Gesellschaft aufgreifen. So würden beispielsweise für zehn unterschiedliche Themenbereiche jeweils eine Täuferbiografie aus der Frühzeit und eine Person aus der späteren Geschichte vorgestellt: „Männer und Frauen, die auf unterschiedliche Art wagten, ein nonkonformes Leben zu führen, indem sie zum Beispiel auf Waffengewalt verzichteten, sich konsequent gegen Diskriminierung einsetzten oder für die Anerkennung von Menschenrechten kämpften.“ In der Beschäftigung mit den einzelnen dargestellten kurzen Biografien entdeckten die Anwesenden in einer Gruppenarbeit schnell aktuelle Bezüge, zum Beispiel in Bezug auf Gewaltlosigkeit und Diskriminierung, aber auch bei der Frage, wie Baptisten und Baptistinnen heute durch die Gesellschaft wahrgenommen werden.

Insgesamt wurde deutlich, dass das Täufergedenken 2025 eine wertvolle Gelegenheit für freikirchliche Gemeinden ist, ihre Identität zu stärken, ökumenische Impulse zu setzen und sich den Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft zu stellen. Es ist eine Einladung, sich radikal für das Reich Gottes einzusetzen, sowohl in der Gegenwart als auch in Zukunft.

Ein Artikel von Julia Grundmann