
Foto: David Vogt
Gemeinsam Segen sein
Bericht des Präsidenten und Generalsekretärs
Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba ermutigten in ihrem Bericht auf der Bundesratstagung, Brücken zu bauen und das Evangelium in die Welt zu tragen.
Zu Beginn ihres Berichtes dankten Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundes, der Landesverbände und der Landes-GJWs. Sie richteten ihren Dank auch an die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Arbeitskreisen und Initiativen: „Ihr alle seid und bleibt ein Segen für unseren Bund!“
„Gemeinsam sind wir Kirche und verstehen und leben unsere Mission als Teil der weltweit sichtbaren Gestalt des Leibes Christi“, so Christoph Stiba. Dabei seien die bisherigen Strukturen des BEFG an ihre Grenzen gestoßen und könnten den aktuellen Herausforderungen nicht mehr angemessen begegnen. Daher sei in dieser Umbruchsituation der Strukturprozess „Unser Bund 2025 – Segen bewegt“ notwendig. „Der Bund und seine Gemeinden sollen auch in Zukunft handlungsfähig, relevant und lebendig bleiben – und ihren Auftrag, das Evangelium in die Welt zu tragen, weiterhin erfüllen können“, beschrieb Stiba das Ziel des Erneuerungsprozesses. Er dankte allen, die sich an den verschiedenen Stellen an diesem Prozess beteiligt und mit den Ergebnissen befasst und sie diskutiert haben.
Präsident Michael Noss erinnerte an die täuferische Bewegung zur Zeit der Reformation: „Viele Christinnen und Christen wollten als mündige Menschen gemeinsam und konsequent ein an biblischen Maßstäben ausgerichtetes Leben führen. Ihre Ideale waren die Freiheit des Glaubens und die Gewaltlosigkeit. Sie haben viel gewagt und dafür auch Verfolgung, erzwungene Migrationen und Diskriminierung in Kauf genommen.“ Er würdigte die engagierte Arbeit des Historischen Beirats und des Vereins „500 Jahre Täuferbewegung“, an deren Aktion sich der BEFG seit 2020 in ökumenischer Gemeinschaft beteiligt. „Nehmt die Angebote gerne weiterhin wahr: die gehaltvollen Themenhefte, die Ausstellung, die Veranstaltungen, Podcasts oder die Liturgie zum Täufergedenken, die Gemeinden einlädt, 2025 einen Gottesdienst im Gedenken an die Täufer zu feiern“, lud Michael Noss ein. Christoph Stiba erinnerte an das Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils, dasvor 1.700 Jahren im Jahre 325 in Nizäa stattgefunden hat.
„Die Polarisierung der Gesellschaft ist eine Herausforderung für unsere Gemeinden“, sagte Noss im Hinblick auf die gegenwärtige Situation. „Als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu ist unser erster Auftrag nicht, parteiisch zu sein, sondern Brücken zu bauen.“ Der Apostel Paulus spreche vom „‚Dienst der Versöhnung‘, den Gott uns anvertraut hat“. In einer Zeit, in der viele Stimmen spalten, sei es umso wichtiger, dass Christen versöhnend wirken, das Gespräch suchen und für Einheit beten und arbeiten. „So sind wir auch ein Zeugnis in dieser Welt.“ Die christliche Gemeinde lebe von der Vielfalt. „Die geistliche Einheit ist ein Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Polarisierung und eine Einladung, Andersartigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu sehen“, sagte Noss und betonte: „Christen spalten nicht, sondern bringen zusammen.“ Es brauche einen geschützten Raum für Gespräche, die von Respekt, Hörbereitschaft und Gebet geprägt sind.
„Ein zentrales Anliegen baptistischer Gemeinden ist die Mündigkeit jedes einzelnen Gläubigen“, fügte Stiba hinzu. „Diese Mündigkeit schließt die Verantwortung ein, gesellschaftliche Entwicklungen im Licht des Evangeliums zu beurteilen und nicht vorschnell polarisierenden Meinungen zu folgen.“ Dabei helfe das gemeinsame Bibellesen, das Gebet und das Ringen um Orientierung im Glauben. „Es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben“, betonte er.
„Die Gemeinde grenzt nicht aus, sondern sie integriert“, so der Präsident. Diakonie sei die Sprache, die jede und jeder verstehe, ohne große Worte zu brauchen. „In einer individualisierten Gesellschaft wird Diakonie so zur Brücke zwischen der Ortsgemeinde und der sie umgebenen Gesellschaft: Sie schafft niedrigschwellige Zugänge, fördert Begegnung und ermöglicht es auch kirchendistanzierten Menschen, sich zu engagieren oder Hilfe zu erfahren.“ Auch in Anbetracht des Strukturprozesses gelte: „Der Auftrag bleibt: Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation mit dem Evangelium und praktischer Nächstenliebe zu begegnen. Dabei wird die Verbindung von Gemeinde, Diakonie und Evangelisation immer wichtiger, um als Kirche zukunftsfähig und gesellschaftlich relevant zu bleiben.“
„Dies ist nun der letzte Bericht, den wir beide gemeinsam hier geben“, so Michael Noss, dessen Zeit als Präsident mit diesem Bundesrat endet. Daraufhin gaben die Abgeordneten und Gäste des Bundesrats Standing Ovations. In diesem letzten Bericht teilte Präsident Michael Noss drei Dinge, die sein Leben geprägt hätten und ihm sehr wichtig seien: die unantastbare Menschenwürde, die Freiheit im Geist und dass Jesus Christus in der Mitte steht. Er führte aus: „Diese Menschenwürde ist uns von Gott verliehen, sie verbindet uns mit allen Menschen, sie zu sehen, zu beschützen und sie in jedem Moment zu beachten ist unser Auftrag.“ Und weiter: „Das für mich Wichtigste ist, dass Jesus Christus in der Mitte steht. Sein Evangelium in dieser Welt zu leben und zu verkünden ist höchster und bester Auftrag“, so Noss, der seinen persönlichen Beitrag mit den Worten aus Römer 8,38.39 beendete: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Auch der Generalsekretär richtete persönliche Worte an den Bundesrat: „Ich selbst werde die Umsetzung der neuen Struktur, so sie denn in diesem Bundesrat beschlossen wird, noch einspuren und dann nach 17 Jahren Dienst in der Bundesgeschäftsstelle zum 31. März 2026 meinen Dienst als Generalsekretär beenden“, kündigte Christoph Stiba an. Das Präsidium sei bereits auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger. Er habe seine Dienstbeendigung bereits vor mehr als zwei Jahren dem Präsidium angekündigt. „Sie hat nichts mit der neuen Struktur zu tun, die ich sehr unterstütze“, hob Christoph Stiba hervor. Wie seine Berufung weitergehe, wisse er noch nicht. Aber wer nie etwas aufhöre, könne auch nie etwas Neues anfangen.
Generalsekretär Christoph Stiba beendete seinen persönlichen Beitrag mit dem Zuspruch aus Matthäus 5,13-16: „Jesus Christus sagt zu uns allen: ‚Ihr seid das Salz der Erde. … Ihr seid das Licht der Welt. … So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.‘“
Ein Artikel von Jasmin Jäger