
v.l.n.r.: Prof. Dr. Maximilian Zimmermann, Dr. Verena Hammes, Prof. Dr. Martin Rothkegel
Foto: David Vogt
„Gottes Reich bewegt … gestern / heute / morgen“
Bundesrat: Konferenzabend zu 500 Jahren Täuferbewegung
Der Donnerstagabend der Bundesratstagung 2025 stand ganz im Zeichen eines besonderen Jubiläums: 500 Jahre Täuferbewegung. Unter dem Titel „Gottes Reich bewegt … gestern / heute / morgen“ wurde deutlich: Das täuferische Erbe ist lebendig. Es fordert heraus – zur Besinnung auf eigene konfessionelle Wurzeln, leidenschaftlicher Nachfolge und verantwortlichem Handeln in Kirche und Gesellschaft.
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Zum Auftakt erinnerten die Moderator Prof. Dr. Max Zimmermann und Moderatorin Josephine Dietz, beide von der Theologischen Hochschule Elstal, daran, dass wir den „Geburtstag einer Bewegung“ feiern, „die uns unheimlich viel mitgegeben und geschenkt hat“. Was 1525 in Zürich mit einer mutigen Privattaufe begann, wurde zum Auftakt einer Bewegung, die bis heute das Verständnis von Glauben, Gemeinde und Freiheit prägt.
Prof. Dr. Martin Rothkegel zeichnete in seinem historischen Impuls nach, wie radikal und wegweisend das Anliegen der frühen Täufer war. In einer Zeit, in der Glaube und Herrschaft untrennbar miteinander verknüpft waren, forderten sie die Trennung von Kirche und Staat und vertraten die Auffassung: „Glaube ist ein Geschenk Gottes, das kein Mensch erzwingen kann. Und deshalb ist Glaube eine Sache der Freiheit.“ Die Täufer, so Rothkegel, seien damit die erste große Glaubensbewegung der Christentumsgeschichte gewesen, die konsequent für Religionsfreiheit eintrat – ein Anliegen, das heute von allen Kirchen in der Ökumene anerkannt werde. Die Kritik der frühen Täufer an der damaligen staatlichen Religionspolitik spitzte sich am Thema Kindertaufe zu. „Im neuen Testament sei nicht die Rede davon, dass Säuglinge getauft werden. Nur wer selbst glaubt, könne Christ werden“, gab Rothkegel deren Auffassung wieder. In der Zeit der Täufer führte diese Haltung zu blutiger Verfolgung, der Tausende von Täuferinnen und Täufern zum Opfer fielen. Heute gelte es, so Rothkegel, „täuferische Überzeugungen wie Religionsfreiheit, Taufe der Gläubigen, Überwindung der Gewalt und Trennung von Kirche und Staat nicht konfrontativ, sondern konstruktiv zu bezeugen“.
Zugeschaltet aus Zürich von einer internationalen Veranstaltung zur Täuferbewegung der Mennonitischen Weltkonferenz meldete sich die Baptistin Prof. Dr. Andrea Strübind live aus einem Haus, in dem einst Huldrych Zwingli lebte – nur wenige Schritte entfernt vom Ort der ersten täuferischen Glaubenstaufe. Sie unterstrich, dass die Geschichte der Täufer kein museales Ereignis sei, sondern auch heute noch „Impulse für die Gegenwart“ geben könne. Besonders hob sie den Mut der Täufer hervor, nonkonform zu leben, getragen vom intensiven Bibelstudium und der Überzeugung, dass echter Glaube Freiheit braucht.
Dr. Verena Hammes, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), betonte bei einem Podiumsgespräch die Bedeutung der Täufer für die heutige Ökumene. Neben der Debattenkultur der täuferischen Kirchen betonte sie vor allem deren großen Beitrag zur Versöhnung – dadurch werde die ökumenische Verständigung bereichert. „Trotz leidvoller Geschichte: Wir sind jetzt gemeinsam auf dem Weg.“ Nach den Lehren der Täufer für die Gegenwart gefragt, antwortete Martin Rothkegel: „Mit dem Thema nach der Frage von Gewalt und Gewaltlosigkeit sind wir noch nicht fertig. Schon gar nicht in Zeiten der – unfreiwilligen – Militarisierung der Gesellschaft.“ Jesus sei ein gewaltloser Mensch gewesen und der Gott der Bibel ein Gott der Gewaltlosigkeit.
Pastor Bernd Densky, Geschäftsführer des Vereins „500 Jahre Täuferbewegung 2025“, berichtete von den Anfängen der Jubiläumsplanung. Von Beginn an sei es ein Ziel gewesen, das Gedenken multilateral und ökumenisch zu gestalten. Die letzten Jahre hätten gezeigt, wie fruchtbar diese Entscheidung war – durch Themenhefte, Ausstellungen, digitale Angebote und gemeinsame Gottesdienste sei in vielen Gemeinden ein neues Bewusstsein für die Geschichte der Täufer entstanden.
Prof. Dr. Deborah Storek, Professorin für Altes Testament, und David Nill, Masterstudent an der Theologischen Hochschule Elstal, warfen einen Blick nach vorn. Storek rief dazu auf, bei allem theologischen Ringen „von der Mitte her zu denken – und unsere Mitte ist Jesus“. Sie sprach sich für ein Miteinander aus, das sowohl „fromm als auch frei“ ist, und betonte die Kraft des mündigen Christseins. Nill ergänzte, dass die täuferische Betonung auf Glaubensfreiheit und Gemeinschaft auch heute zukunftsweisend sei. Echter Glaube, so seine Überzeugung, könne nur aus freier Entscheidung entstehen – ein Gedanke, der auch das gesellschaftliche Engagement der Gemeinden prägen könne, etwa beim Einsatz für Religionsfreiheit.
Zum Abschluss ermutigte Josephine Dietz dazu, eine Vision im Geist der Täufer mit in die Gemeinden zu nehmen: mit Schwung, Ideen und Mut zur Gestaltung. Als symbolische Erinnerung erhielten alle Anwesenden ein Armband mit dem Bibelwort „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1).
Ein Artikel von Julia Grundmann