Foto: David Vogt

„Reich Gottes auch online leben“

Bundesrat: Forum zur digitalen Kirche

Beim Forum „Digitale Kirche – Reich Gottes auch online leben“ im Rahmen der Bundesratstagung ging es um die Auswirkungen des digitalen Wandels auf Gemeinden und den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG). Geleitet wurde das Forum von Dr. Daniel Mohr, dem Leiter der Akademie Elstal.

Beim Forum stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich Kirche und Gemeindeleben unter den Bedingungen des digitalen Wandels verändern.

Im ersten Teil ging es um aktuelle technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen – inklusive eines Exkurses zu Künstlicher Intelligenz und Robotik. Anhand konkreter Beispiele wie Onlinekirchen, digitalisierter Gemeindearbeit und Sinnfluencern wurde aufgezeigt, welches Potenzial digitale Formate für Kirche bieten. So wurden etwa die betaKirche, eine der wenigen reinen Onlinekirchen überhaupt, genannt, aber auch digitale Tools wie „Feed Yourself“, das bei der Planung von Hauskreisabenden hilft, und „Miteinander Gott entdecken“ vom GJW, eine App zur gemeinsamen Planung und Vorbereitung von Kindergottesdiensten.

Daniel Mohr betonte: „95 Prozent der Deutschen nutzen das Internet und sogar 100 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Wenn wir dort sein wollen, wo die Menschen sind, dann sollten wir auch online sichtbar und im Austausch sein.“ Digitale Angebote könnten das Gemeindeleben sinnvoll ergänzen, jedoch nicht ersetzen. „Tiefe geistliche Erbauung und diakonische Ausgestaltung brauchen die Begegnung vor Ort“, so Mohr. Gleichzeitig sei es hilfreich, dass „Basics vermitteln auch online geht“ und dass digitale Formate besonders in Übergangssituationen oder für introvertierte Menschen hilfreich sein könnten.

Im zweiten Teil des Forums wurde diskutiert, wie Gemeinden konkret mit der digitalen Transformation umgehen können. Ein Beispiel aus einer Gemeinde: Eine Frau besucht ältere Gemeindemitglieder und schaut mit ihnen gemeinsam den Livestream – dabei feiern sie zusammen Abendmahl.

Zugleich wurden auch Herausforderungen benannt: Online entscheiden Menschen selbst, wie lange und mit welchen Themen sie sich beschäftigen – das könne ein Gewinn sein, aber auch dazu führen, in inhaltlichen Blasen zu verbleiben. „In den Gemeinden setzen wir uns auch mit Themen auseinander, die wir uns selber gar nicht ausgesucht haben“, merkte Mohr an.

Als Ausblick wurde ermutigt, niedrigschwellig anzufangen, Dinge auszuprobieren und dabei stets die Zielgruppe im Blick zu behalten, die man ohnehin schon erreicht. Technik verändere sich so schnell, dass es nicht sinnvoll sei, nur auf eine Plattform oder ein Format zu setzen.

Ein Vorschlag war, zusätzlich zu den geplanten UB25-Regionen eine „Region Digital“ zu denken oder ein Netzwerk für Content Creators innerhalb des BEFG zu schaffen. Auch die Möglichkeit einer digitalen Gemeindegründung wurde angedeutet – ein Bereich, der bisher noch eine Nische darstellt.

Aus dem Austausch kristallisierten sich mehrere Anliegen heraus: der Wunsch nach Fortbildung und Begleitung durch den Bund, die Notwendigkeit fundierter Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen sowie die Frage, „welche neuen Entwicklungen wir fröhlich zur Mitgestaltung vom Reich Gottes mitgehen und wo wir bewusst Gegenakzente setzen sollten“, so Mohr.

Ein Artikel von Julia Grundmann