Wachsendes freikirchliches Zeugnis des Glaubens
Bericht von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe
Vom 31. August bis zum 8. September fand in Karlsruhe die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) statt. Insgesamt trafen sich 660 Delegierte und weitere 2.000 Teilnehmende aus aller Welt. Nachdem der BEFG in diesem Jahr einen Mitgliedsantrag beim ÖRK gestellt hat, war Dr. Carsten Claußen, Professor an der Theologischen Hochschule Elstal, als delegierter Beobachter zu der Konferenz eingeladen. Im Folgenden schildert er einige seiner Eindrücke.
Neun Tage voller bunter Gottesdienste mit Liedern in vielen Sprachen, inspirierenden Bibelarbeiten und Austausch in Kleingruppen, internationalen Begegnungen mit Brüdern und Schwestern vieler Konfessionen aus aller Welt und natürlich auch mit kontroversen Beratungen im Ringen um ein möglichst klares Zeugnis des Evangeliums in den Herausforderungen unserer Zeit – so ließe sich die Vollversammlung des ÖRK zusammenfassen. Oder auch mit dem Leitthema der Tagung: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Denn genau diese Liebe Christi war immer wieder in den vielen Begegnungen und im gemeinsamen Feiern spürbar.
Erstmals überhaupt fand die Vollversammlung des ÖRK in Deutschland statt. So viele Christen und Christinnen verschiedener Konfessionen aus aller Welt treffen sich sonst nirgendwo wie bei dieser gewöhnlich alle acht Jahre stattfindenden Konferenz. Insgesamt verbindet der ÖRK über 580 Millionen Christinnen und Christen aus 352 Kirchen in mehr als 120 Ländern.
Innerhalb einer kleinen Talkshow, bei der auch BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba anwesend war, begrüßte Dr. Benjamin Simon im Auftrag des ÖRK drei von jenen Kirchen, die sich auf den Weg zur Mitgliedschaft gemacht haben. Neben dem BEFG waren eine reformierte Kirche aus Malawi und eine Pfingstkirche aus Liberia vertreten. Darin spiegelt sich eine deutliche Entwicklung der vergangenen Jahre, die der amtierende Generalsekretär des ÖRK, der rumänisch-orthodoxe Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, mit folgenden Worten zum Ausdruck brachte:„Evangelikale und pfingstkirchliche Gläubige, die früher eine gewisse Distanz zum ÖRK wahrten, kommen nun näher, engagieren sich zusammen mit uns und gehen Partnerschaften ein, basierend auf den Werten des Gottesreiches und auf unserem Glaubenszeugnis. Es mag überraschen: Die meisten der in den vergangenen drei Jahren eingereichten Anträge auf Mitgliedschaft im ÖRK kamen von evangelikalen Kirchen und/oder Pfingstkirchen.“
Auch der Leiter der Weltweiten Evangelischen Allianz, Bischof Prof. Dr. Thomas Schirrmacher und der Vorsitzende des Pentecostal World Fellowship, Reverend Dr. William M. Wilson, brachten durch persönliche Grußworte die wachsende Verbundenheit mit dem ÖRK zum Ausdruck. So wird das Glaubenszeugnis des ÖRK gestärkt und durch die Stimme der Freikirchen etwas lauter und deutlicher.
Am Sonntag nahmen etwa dreißig Baptisten und Baptistinnen aus aller Welt am Gottesdienst der EFG Karlsruhe teil und wurden von Pastor Hans Kolthoff und den Gemeindegliedern herzlich willkommen geheißen. Die Predigt hielt die französische Theologin Dr. Valérie Duval-Poujol. Bei einem anschließenden Mittagsessen gab es reichlich Gelegenheit zum Austausch.
Was bleibt von der Vollversammlung des ÖRK? In den Dokumenten der Vollversammlung ist das Ringen um Versöhnung und Einheit deutlich wahrzunehmen. Hier finden sich unter anderem scharfe Worte gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine, deutliche Worte der Hoffnung auf einen gerechten Frieden im Nahen Osten ebenso wie auf der koreanischen Halbinsel, das Drängen hin zu Taten gegen die weltweite Klimakrise, Statements gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit. Über all dem gilt, wie es in der Abschlussbotschaft heißt: „Wir sind aufgefordert, uns in der Liebe Gottes zu versöhnen und Zeugnis abzulegen für die Liebe, die in Christus offenbart wurde.“ Dieses Zeugnis können wir in Wort und Tat gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern aus den vielen Mitgliedskirchen des ÖRK ablegen.
Ein Artikel von Prof. Dr. Carsten Claußen