Beim Hingehen erlebt

Durchkreuzt

„Da wollen wir Sie heute hinweisen auf die Bühnencollage ‚Durchkreuzt‘.“ - beginnt der Sprecher bei MDR-Figaro die Kulturtipps für die Karwoche. „Dabei bringen vier Laienkünstler ihre Genres zusammen. Entstanden ist ein Programm aus Bildern, Texten und Musik. Das Thema dabei: Die Passionsgeschichte.“

Während diese Werbung über den Sender geht, sitzen drei der vier Künstler in Zwickau zusammen und proben für die bevorstehende Tournee. Gunnar Bremer, Regionalreferent im Dienstbereich Mission für Süddeutschland, Carsten Fritzsche, mit Mitte 20 wohl einer der jüngsten Gemeindeältesten aus Zwickau-Planitz, und ich, Michael Schubach, ebenfalls Regionalreferent im Dienstbereich Mission, aber für Ostdeutschland. Am Sonntag wird noch Ralf Ossa hinzustoßen, Pastor in Dresden und Maler. Ralf Ossas Bilder zur Passion Jesu brachten mich auf die Idee, einen Kreuzweg zu initiieren, der die Bilder mit Texten und Musik erlebbar macht.

Für die Bühnencollage „Durchkreuzt“ nehmen wir zwei weitere Künstler ins Boot. Als Percussionist sorgt Carsten Fritzsche für inspirierende Rhythmen, während Gunnar Bremer als Sprecher sowohl die Passionsgeschichte der Evangelien liest, als auch einzelne Figuren aus der Passionsgeschichte hervortreten lässt und regelrecht verkörpert. Den Bildern von Ralf Ossa folgend ist Pilatus ein Beamter, der nur seine Pflicht tut. Oder Simon von Kyrene wird auf der Augustusbrücke in Dresden aus der Menge gegriffen und zum Synonym für jeden, der sich von der Not seiner Mitmenschen betreffen lässt und Lasten tragen hilft.

Die Gemeinden Ilmenau, Gröditz, Lichtenstein, Wilkau-Haßlau, Halle, Zwickau-Planitz und Dresden werden Stationen dieses besonderen Kreuzweges. Die Gemeinde des jeweiligen Abends sitzt nicht nur inmitten der Kreuzwegbilder und folgt dem 90-minütigen Bühnenprogramm. Sie erlebt zeitgleich mit, wie Ralf Ossa ein ortsspezifisches Bild auf der Leinwand entstehen lässt, so dass auch der Maler in den kreativen Prozess eingebunden ist und die Einmaligkeit jedes Abends unterstreicht. In Halle etwa zeichnet Ossa den gekreuzigten Christus vor die Kulisse des Marktplatzes mit Marktkirche und Rotem Turm, wobei der Kreuznagel seines linken Armes genau die Spitze des Roten Turmes durchbohrt. Als sichtbares Zeichen der Zuwendung Jesu für die Stadt Halle.

So erhalten die gastgebenden Gemeinden ein ganz individuelles Geschenk als Andenken an ihren Kreuzwegabend. Sowohl die Bilder als auch die gesamte Bühnencollage hat die Besucher beeindruckt und tief berührt.

Mit hineingenommen in das Geschehen werden die Besucher zudem durch gemeinsam gesungene Lieder und den schmackhaft umgesetzten Gedanken der Abendmahlsszene, dass nicht nur Judas den Bissen mit Jesus in die Schüssel taucht, sondern jeder. Auch wir. Und so gehen mit dem Hinweis, dass niemand unschuldig aber jeder eingeladen ist, Cracker und Dip durch die Reihen. In Anlehnung an das Passafest.

Nicht nur für die Besucher unseres Kreuzweges, sondern auch für uns vier Akteure ist diese Karwoche ein ganz eindrückliches Erlebnis. Die intensive Gemeinschaft, angefangen vom gemeinsam Beten vor den Abenden; das Interagieren und aufeinander Reagieren beim Musizieren, Sprechen, Singen und Malen; das Erleben, wie unser Zusammenspiel und das Teamgefühl wachsen; wie Eindrücke und Impulse der Abende die folgenden prägen und weiter reifen lassen; das alles hat uns stark miteinander verbunden. Und zu erleben, dass Menschen durch unseren Kreuzweg mit dem lebendigen Gott in Berührung kommen, hat uns sehr beeindruckt.

Michael Schubach
30.04.2005