Konsultationstag „deutsch-persische Gemeindeentwicklung“
Mainz, 7. Oktober 2017
Beinahe hätte der Konsultationstag nicht stattfinden können: das Sturmtief Xavier ließ den Bahnverkehr im Norden und Osten völlig zum Erliegen kommen. Aus Berlin konnte ich nur mit einem kurzfristig geliehenen Auto nach Mainz fahren, Gaby Löding, unsere Spezialistin für interkulturelle Kompetenz, musste ihr Kommen absagen.
Dennoch war dieser Tag besonders gut mit Experten bestückt: die große iranische Gruppe der Gemeinde in Mainz sorgte für die Musik, die Technik und das hervorragende Mittagessen. Zu dieser Gruppe zählen auch Annebärbel und Bahram Estedabady, die seit vielen Jahren in der Missionsarbeit mit Menschen aus dem Iran stehen – von ihrer Erfahrung, Weisheit und Hingabe konnten wir viel profitieren. Der Leiter der Gruppe, Amir Paryari, war wieder als Co-Referent beteiligt, seine Frau Soolmaz sogar an ihrem Geburtstag als Simultanübersetzerin im Einsatz.
Mit insgesamt 55 Teilnehmern aus 13 Gemeinden war dies der größte Konsultationstag. Die Berichte aus den Gemeinden von Alzey bis Worms zeigten wieder einmal, wie unterschiedlich und doch auch ähnlich die Erfahrungen sind. In der Gemeinde Darmstadt sind bereits über 40 farsisprachige Mitglieder, und es stellt sich die Frage, wie sie in geistliche Mitverantwortung kommen. An mehreren Orten zeigen sich Konflikte, in denen die jungen Gläubigen mehr über Vertrauen und Vergebung lernen müssen. In Karlsruhe bewähren sich Angebote zur Gemeinschaft, beim Mittagessen, auf Freizeiten und auch bei einer „Woche des gemeinsamen Lebens“ im Gemeindehaus. Mehrere Gemeinden der Region haben sich zusammengeschlossen um Amir Paryari zu unterstützen, sodass er mittlerweile die Hälfte seiner Arbeitszeit dem Dienst für die iranischen Gruppen widmen kann.
Erstmal hatten wir bei einem Konsultationstag auch einen Rechtsanwalt dabei, der uns in seine Tätigkeit im Asyl- und Migrationsrecht Einblick gab. Da im Asylverfahren nach dem „inneren Prozess“ und der „religiösen Identität“ der Asylsuchenden gefragt wird, ermutigte Rechtsanwalt Andreas Hantschel uns, mit den Betroffenen ihr persönliches Glaubenszeugnis zu erarbeiten.
In Arbeitsgruppen vertieften wir die Themen: „Veränderungen in der Gemeinde gestalten“, „interkulturelle Kompetenz erweitern“, „Misstrauen überwinden“, „Ausbildung von Leitern/-innen“ und „Asylverfahren“.
Mit dem Ermutigungswort aus 2. Timotheus 1,7 und einer intensiven Gebetszeit endete ein Tag voller wertvoller Informationen, persönlichen Begegnungen und geistlichem Austausch.
Thomas Klammt