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„Sie teilten das Brot mit Freuden“

Warum und wie wir Christen das Abendmahl feiern

Jugendliche berichten, dass sie die Feier des Abendmahls im Gottesdienst oft als steif und verklemmt empfinden. Nur noch wenig ist dabei von den Feiern der christlichen Urgemeinde zu spüren, von der die Apostelgeschichte berichtet, „sie brachen das Brot mit Freuden“.

Nun ist das Abendmahl eine ernste Sache, weil es mit der Buße und der Erforschung des eigenen Gewissens verbunden ist. Und wir denken dabei an den Tod und das Leiden Jesu Christi. Er ist gestorben für meine Schuld und Sünden.

Man spricht auch von einem Erinnerungsmahl. Paulus sagt in 1. Korinther 11, dass er von Jesus Mitteilungen über das Abendmahl bekommen habe und weitergeben müsse. So stehen in den Versen 24 und 25 die Worte Jesu: „Das ist mein Leib für euch dahingegeben. Das tut zu meinem Gedenken. Ebenso der Kelch. Er ist der neue Bund in meinem Blut. Das tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedenken!“ Das meint: Denkt dabei an mich!

Unsere Erinnerung, die wir beim Abendmahl pflegen, geht zurück auf das Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern noch vor dem Verrat durch Judas, vor seiner Verurteilung, vor seinem Tod und vor seiner Auferstehung feierte. Es war damals ein Abschieds- und Vermächtnismahl! Das Abendmahl verträgt einen feierlichen und bedächtigen Rahmen, aber eine tiefe Freude und Fröhlichkeit ist ausdrücklich erwünscht.

Denn wenn wir heute Abendmahl feiern, darf das unter einem anderen Vorzeichen geschehen. Und zwar nicht unter den Vorzeichen des Leidens und Sterbens, des Abschiednehmens, des baldigen Todes und der Traurigkeit, sondern unter dem Vorzeichen der Auferstehung und der Hoffnung auf die herrliche Wiederkunft Jesu Christi!

Was bezeugen wir also mit unseren Mahlfeiern? Blasen wir Trübsal, als wäre der Stein vor dem Grab Jesu noch nicht weggerollt? Oder haben wir eine Strahlkraft, weil wir Nachfolgerinnen und Nachfolger des Auferstandenen Christus sind? Es ist kein gutes Zeugnis, wenn uns andere Menschen attestieren, wir wären in der Buße steckengeblieben.

Das Abendmahl ist eben nicht nur ein Erinnerungsmahl. Es ist auch ein Mahl der Verkündigung. In 1.Korinther 11,26 sagt Paulus: „Wenn ihr das Mahl feiert, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt!“

Ein toter HERR kann nicht wiederkommen, sondern nur ein auferstandener und lebendiger HERR. Nirgendwo anders als in der Abendmahlfeier kann die Gemeinde Jesu Christi eindrucksvoller bekennen, weitersagen und den Nachweis erbringen, dass Jesus Christus allein Retter und Versöhner mit Gott ist.

So stimmen wir im Abendmahl ein neues Lied an und keine alte Leier. So spielen wir während der Feiern keine Beerdigungslieder, sondern wir jubilieren. So hüllen wir uns nicht in gekünsteltes Schweigen, sondern strahlen den Bruder und die Schwester an und sprechen Worte des Lebens: „Christi Leib für dich gegeben. Christi Blut für dich vergossen!“

Was wir im Abendmahl miteinander feiern und verkündigen, wirkt nach außen. Und unser Leben verkündigt manchmal mehr als unsere Worte. Wenn uns Menschen beim Beten, in der Gemeinschaft und beim Brotbrechen zuschauen dürfen, dann wirkt das oftmals berührender und einladender als manch sprachlich brillante Predigt. In der Apostelgeschichte werden wir ermutigt, neben vielen Dingen, die sich verändern, hier ganz bewusst stetig und beständig zu bleiben:

„Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.“ (Apg 2,42)

Die Bedeutung der Mahlfeier ist ungebrochen hoch. Die Erinnerung an Tod und Auferstehung Jesu sowie die Verkündigung durch das Abendmahl, dass das volle gegenwärtige Heil in Christus ist. Deshalb gehört das Abendmahl zum festen Bestandteil unserer Versammlungen und Gottesdienste: als Erinnerung und als Verkündigung.

Die zentrale Bedeutung der Mahlfeier besteht nach wie vor darin, sich immer wieder bewusst zu machen, dass die Gnade Gottes Grundlage allen Glaubens und Lebens ist. Daraus folgt das Bedürfnis der Erlösten, eine tiefe, innige, greifbare und „schmeckbare“ Gemeinschaft mit ihrem Herrn Jesus Christus, ihrem Erlöser, zu haben.

Es tut gut, sich als Christen bei aller ethischen, missionarischen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung immer wieder die Grundlage und Hoffnung unseres Heils in Christus bewusst zu machen. So wie Christus die Liebe zu Gott als „das größte und erste Gebot“ bezeichnet (Mt 22, 38), so kann eine bewusst gestaltete Abendmahlspraxis mit diesem Fokus eine geistliche Erneuerung unserer Liebe zu Gott und den Menschen sein. Wenn sie nicht einfach als Anhängsel an den Gottesdienst oder rein gewohnheitsmäßig praktiziert wird, kann sie Raum geben für besondere Erfahrungen der Gemeinschaft mit Jesus.

Abendmahl kann ein wirklicher „Augenöffner“ sein. Besonders eindrucksvoll erscheint die Gegenwart Christi im Erlebnis der „Emmausjünger“ nach dem Tode Jesu. Worte scheinen bei den beiden desillusionierten Jüngern wenig bewirkt zu haben, als Jesus sie bei ihrer Rückkehr ins Privatleben einholte. Aber als Jesus ihnen das Brot brach, gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn (Lk 24,30f).

Eine Mahlfeier, die Dank, Lobpreis und Anbetung des Gekreuzigten und Auferstandenen in den Fokus rückt und die teilnehmenden Geschwister wahrnimmt, wird sich segensreich für das Klima in der Gemeinde auswirken. Wenn Raum für Versöhnung und Vergebung gegeben wird, kann sich Heilung der Beziehungen einstellen.

So wie Jesus selbst ein starkes Verlangen hatte, mit seinen Jüngern Tisch-Gemeinschaft zu haben (Lk 22, 15), so kann seine Sehnsucht auch seine Nachfolger neu motivieren, die Gemeinschaft mit ihm zu suchen.

Wenn es gelingt, Feiern des Herrenmahls als diesen vorrangigen Raum der Christus-Begegnung zu gestalten, dann sind lebendiger Lobpreis und Weltverantwortung, Heil und Heiligung, Sammlung und Sendung keine Alternativen mehr, sondern Ausdruck des Reichtums der Gnadengaben der Gemeinde in dieser Welt.

Einladung zum Weiterdenken

1. Wie kann die Abendmahlspraxis eine Bereicherung des Gemeindelebens werden?

2. Wie feiern wir das Abendmahl und feiern wir wirklich?

Erschienen in: Die Gemeinde 14/2022, S. 16-17.

Ein Artikel von Alexander Rockstroh, Geschaftsführer im ChristusForum Deutschland

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