Studienreise FreshX 2016

60 km östlich von London, an der Themsemündung, liegt Southend. Nirgends in England gibt es so viele Baptistengemeinden wie dort. Trotzdem wurden in den letzten Jahren neue Gemeinden gegründet – warum?

Englische Christen quer durch die Kirchen haben erkannt, dass bei weniger als fünf Prozent  Christen trotz engagierter „persönlicher Evangelisation“ sehr viele Menschen nie vom Evangelium erreicht werden. Darum werden „frische Ausdrucksformen von Kirche“ gebraucht: „FreshX“, kurz für „fresh expressions“.

Eine kleine Gruppe von Leuten um Dan hat in der Nähe eines großen Universitätsgebäudes einen Laden gemietet und zum Café umgebaut. Eineinhalb Jahre lang haben sie alles Mögliche versucht, um Studierende dorthin einzuladen, zu Tee, Kaffee, Konzerten, zu Gesprächen und Begegnungen. Aber es hat nicht wirklich geklappt. Nach eineinhalb Jahren waren sie kurz davor, aufzugeben und vereinbarten einen Gebetstag. Ausgerechnet an diesem Tag kam eine kleine Gruppe von Leuten – nicht ihre Zielgruppe, aber andere, die das Angebot zu Gesprächen und Gemeinschaft gerne annehmen wollten: eine Gruppe von Obdachlosen.

Das Ergebnis: Dan hat weitergemacht, zusammen mit einem weiteren aus seinem Team. Der Rest hat sich verabschiedet. Heute trifft sich in dem Laden die Gemeindegründung „57 West“ – nicht eine Gemeinde für Obdachlose, sondern mit Obdachlosen.

Eine andere Gemeindegründung in Southend ist die „Church from Scratch“. Der Name bedeutet: Kirche von Grund auf neu gedacht. Sie besteht aus lauter kleinen Hausgemeinden. Regelmäßig treffen sich zwei zu einem sogenannten Cluster. Für die seltenen Treffen aller sechs bis sieben Gruppen zusammen mieten sie einen Extraraum. Das Leitungsteam veröffentlicht regelmäßig über Facebook Material für die Hauskreise. Neben Bibellesen und Gebet spielen miteinander Essen und Gemeinschaft eine große Rolle.

Um Kontakte zu knüpfen, haben die Hausgemeinden den Charity-Shop „Shared Space“ gegründet: Dort werden Spenden angenommen und sortiert. Wertvolles wird über ebay verkauft, anderes günstig im Laden. Beschäftigt werden auch Leute, die woanders kaum eine Arbeit finden. Der Erlös geht nicht an irgendeine Firma, sondern bewusst an ortsnahe Projekte.

Pastor Peter und seine Familie leben in einem Doppelhaus in einer Lebensgemeinschaft. Gastfreundlich laden sie uns zum gemeinsamen Pizzabacken im selbstgebauten Steinofen ein – eine bunte Truppe mit beeindruckend herzlicher Gemeinschaft. Vieles war in der Entstehung anders gelaufen als gedacht. Aber die Gemeinschaft ist  losgegangen und Gott hat etwas wachsen lassen.

Mich hat das begeistert. Manches davon praktizieren wir auch bei uns längst. Man muss auch gar keine neue Gemeinde dafür gründen, man braucht aber eins: Mut! Mut zum Neudenken, Mut zum Ausprobieren, Mut, sich betend leiten zu lassen. Davon möchte ich lernen!

Weitere Informationen in englischer Sprache: www.churchfromscratch.org

Michael Lefherz
Pastor der EFG Potsdam

Hier finden Sie weitere Fotos der Studienfahrt.

Austausch mit Peter Dominey

Shared Space Kinderecke

Dan Pratt berichtet im 57west von seiner Arbeit mit Obdachlosen