30 Jahre Dienstjubiläum Elstal: Winfried Greif
Zeugnis für Gottes Wirken von einem ungewöhnlichen Handwerker
Winfried „Winne“ Greif ist Leiter der Haustechnik des Bildungszentrums des BEFG in Elstal bei Berlin. Im August feierte er sein 30. Dienstjubiläum. In Elstal war er ein „Mann der ersten Stunde“ und kann deshalb Interessantes berichten – auch von Gottes Wirken.
Handwerksberuf als Berufung
Winne, wie ihn hier alle freundschaftlich nennen, ist nicht irgendein Handwerker. Er stammt aus einer Baptistenfamilie. Sein Vater war Pastor gewesen und sein Bruder fühlte die gleiche Berufung. Ihm hingegen sei bereits während seiner Schulzeit von einem Pastorenkollegen seines Vaters empfohlen worden, einen Handwerkerberuf zu erlernen. Dessen Begründung sei gewesen: Als Handwerker werde Winne in viele Haushalte gerufen und könne dort geistlich womöglich mehr bewirken, als ein Pastor sonntags im Gottesdienst.
Tatsächlich sei er nach seinem Dienst als Bausoldat der NVA bei seinen Arbeiten als Handwerker mit vielen Personen ins Gespräch gekommen. Er habe manchmal auch über Gott reden können. „Da habe ich gespürt, dass der Handwerksberuf meine Berufung ist.“
Wie kam Winne nach Elstal? „1994 habe ich in Malchow, einer Kleinstadt im mecklenburgischen Großseenland, nach kurzer Arbeitslosigkeit für das ehemalige Freizeitheim des Baptistenbundes in der DDR gearbeitet“, berichtet er. „Dann kam plötzlich eine Anfrage, ob ich für ein Jahr in Elstal arbeiten könne. Dort wurden damals die Arbeiten am Aufbau des Zentrums des BEFG geplant. Ich habe zugesagt. Daraus wurden dreißig Jahre. Zwei mach‘ ich noch.“
Von Schwertern zu Pflugscharen
Das Gelände hieß zu Beginn „Kirschsteinsiedlung“. Ab 1930 entstanden hier Wohnungen für Offiziere der Deutschen Wehrmacht. Nach 1945 wohnten sowjetische Offiziersfamilien in den Gebäuden. Nach deren Abzug erwarb der BEFG 1995 die Siedlung, errichtete bis 1997 sieben Neubauten und sanierte 19 Originalhäuser. Seither befinden sich hier das Bildungszentrum als Sitz der Bildungseinrichtungen des Bundes, die Verwaltung des Bundes und weiterer Dienstbereiche sowie die Theologische Hochschule Elstal, Wohn- und Gästehäuser und eine große Bibliothek.
An den großen Sanierungs- und Umbauarbeiten der Neunziger Jahre hat Winne von der Pike auf mitgewirkt. Filmaufnahmen aus der Zeit zeigen ein verwahrlostes Gelände und heruntergekommene Häuser. Was ging Winne bei dem Anblick der Arbeit, die vor ihm lag, durch den Kopf? „Als ich die Pläne für den Umbau sah, war ich erstaunt, wie viele Personen sich vorstellen konnten, wie das Ganze einmal aussehen soll. Ich war am Ende der Bauarbeiten im Herbst 1997 außerdem überrascht, in welch kurzer Zeit wir fertig geworden sind. Klar, einiges war noch zu bauen: die Mensa, einige Straßen, die Verwaltung. Aber der Lehrbetrieb konnte im Wintersemester 1997 bereits beginnen.“
Hilfe von Baptisten aus Osteuropa
Bei der Kernsanierung der Gebäude halfen von Anfang an viele Baptisten aus Moldavien, der Ukraine und aus Weißrussland. Sie kamen eigens dafür angereist. Kontakte bestanden schon lange, da die Gemeinden in den drei Ländern bereits jahrzehntelang von deutschen Baptisten finanziell unterstützt worden waren. „Nun waren die osteuropäischen Baptisten bereit, mit ihrer Arbeitskraft umgekehrt die deutschen Baptisten zu unterstützen“, erzählt Winne. „Alle erhielten zuvor eine Arbeitserlaubnis und wurden bei den Baufirmen angestellt. Nach einem Vierteljahr kehrten sie in ihre Heimat zurück und die nächsten Gruppen kamen nach Elstal. Auf diese Weise entstand ein Rotationsprinzip unter den Arbeitern.“
Obwohl die Umbauarbeiten körperlich sehr anstrengend waren – teilweise wurde mit Schaufeln der marode Innen- und Außenputz in sengender Hitze abgekratzt – war die Arbeit für die osteuropäischen Baptisten lohnend, denn zuhause waren sie arbeitslos. Insofern waren die Bauarbeiten „für beide Seiten eine große Hilfe“, erinnert sich Winne.
Auch amerikanische Baptisten hatten von Elstal gehört und reisten auf eigene Kosten für eine kurze Zeit aus den USA an. Sie waren überwiegend im Rentenalter und führten Malerarbeiten aus. Aber auch deutsche Baptisten im Rentenalter beteiligten sich, darunter fachkundige Handwerker.
Mit Händen und Füßen
Die größte Herausforderung für Winne waren aber nicht die physisch anstrengenden Arbeiten, sondern die vier Jahre, die er immer am Wochenende nach Malchin, zwei Autostunden nördlich von Berlin, pendeln musste. Danach zog die Familie nach Elstal um. Eine weitere Schwierigkeit stellten die Sprachprobleme dar. Obwohl Winne in der Schule Russisch gelernt hatte, reichten seine Kenntnisse zur Verständigung mit den Osteuropäern nicht aus. Deshalb mussten Dolmetscher herangezogen werden. „Aber die reichten für die große Zahl an Arbeitern nicht aus. Deshalb verständigten wir uns viel mit Händen und Füßen. Das hat funktioniert“, erklärt Winne verschmitzt.
Beten hat geholfen: Ein Wunder
Eine dritte Schwierigkeit ergab sich aus einem Unfall. Winne stürzte bei Arbeiten und verletzte sich an einer Hand schwer. Es stand eine OP in einer Hamburger Klinik an. Dies hätte einen langen Arbeitsausfall nach sich gezogen. Am Tag der Vorkontrolle blickte der Chefarzt Winne erstaunt an und sagte: „Herr Greif, ich weiß, dass Sie gläubig sind, aber, dass Sie so gläubig sind, dass der Bruch geheilt ist, wusste ich nicht.“ Als Winne dem Bauleiter Wolfgang die frohe Nachricht überbrachte, habe dieser ausgerufen: „Gott sei Dank! Ich sage es gleich den Brüdern. Dann können sie aufhören zu beten.“
Im Rückblick auf seine dreißig Jahre beim Bund stellt er fest, „dass die damalige Zeit für mich bis heute das schönste Erlebnis in Elstal ist“. Er habe zwar in der Bauphase kaum Freizeit gehabt. Doch das Zusammenwirken mit den Arbeitern habe ihn bewegt und geprägt. So habe er noch jahrelang mit vielen persönlich Kontakt gehalten. 1998 etwa hatte er die Möglichkeit, mit der damaligen Bauleitung die Arbeiter bei einer Rundreise durch deren Gemeinden zu besuchen und ihre Familien kennenzulernen.
Zweifel und Anfechtungen
Nicht immer lief alles glatt in den letzten dreißig Jahren. Dreimal wollte Winne „hinschmeißen“. Er war sich unsicher geworden, „ob er noch am richtigen Platz“ sei. Doch er habe sich immer wieder daran erinnert, wie es am Anfang war. „Ich habe damals von Gott signalisiert bekommen, du bist hier richtig. Ich spürte eindeutig eine innere Berufung, die eben auch Anfechtungen standhalten musste.“ Diese drei Zweifelzeiträume seien „solche Anfechtungen“ gewesen. „Aber Gott hat mir immer wieder gezeigt: Du bleibst hier!“
2015 machte Winne zudem eine außergewöhnliche Erfahrung mit Gott. Vorausgegangen war ein „gutes Angebot“ für eine andere Stelle. „In der Familie haben wir intensiv darüber beraten, ob ich beim Bund kündigen sollte. In dieser Zeit ist mir jedoch erneut klargeworden: ‚Nein. Du bleibst hier.‘ Das ist mir ja dann durch meine weitere Tätigkeit in Elstal als richtiger Weg bestätigt worden.“
Tipp für Krisen: Aushalten!
Winne hat einen Tipp, wie man mit Zweifeln und Anfechtungen umgehen kann: „Ich konnte diese Krisen überwinden, indem ich Gespräche mit Personen führte, die mir sehr wichtig waren. Diesen Austausch habe ich gesucht und gebraucht. Dazu zählten meine Frau, mein Vater und Freunde. Ich habe aber vor allem gelernt, Situationen auszuhalten. Ich habe meine Sorgen an Gott abgegeben. Ich wusste ja, dass er nicht immer gleich antworten würde, wie ich das gerne wollte. Das waren dann immer Geduldsphasen, die man aushalten muss. Letztlich war Gottvertrauen ganz, ganz wichtig.“
Ein Artikel von Tom Goeller