
Foto: David Vogt
Zusammenfassender Bericht für Gemeindebriefe
Der hier eingestellte Text ist vor allem für den Abdruck in Gemeindebriefen bestimmt. Er darf zu diesem Zweck in der Reihenfolge verändert, sinnerhaltend gekürzt oder mit eigenen Erfahrungen und Eindrücken von der Bundesratstagung ergänzt werden.
Segen bewegt – der Bund im Wandel
Bericht von der Bundesratstagung 2025
Die diesjährige Bundesratstagung des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Kassel stand ganz im Zeichen von Dynamik und dem Willen zur Veränderung. In richtungsweisenden Entscheidungen zeigte sich: Der Bund ist in Bewegung – geistlich, strukturell und in seinem gesellschaftlichen Engagement.
Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba ermutigten die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihrem letzten gemeinsamen Bericht, Brücken zu bauen und das Evangelium in die Welt zu tragen. Sie erinnerten daran, dass Christen in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft den „Dienst der Versöhnung“ leben sollen. „Als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu ist unser erster Auftrag nicht, parteiisch zu sein, sondern Brücken zu bauen“, so Michael Noss. Gerade jetzt sei es wichtig, nicht zu spalten, sondern das Gespräch zu suchen, für Einheit zu beten – und so ein glaubwürdiges Zeugnis in der Welt zu sein. „Dies ist nun der letzte Bericht, den wir beide gemeinsam hier geben“, sagte Michael Noss, dessen Amtszeit als Präsident mit dieser Tagung endete. Noss teilte drei Werte, die sein Leben geprägt haben: die unantastbare Menschenwürde, die Freiheit im Geist und die zentrale Stellung von Jesus Christus. Auch Generalsekretär Christoph Stiba kündigte einen persönlichen Schritt an: Nach 13 Jahren als Generalsekretär und zuvor vier Jahren als Leiter des Dienstbereichs Mission wird er seinen Dienst zum 31. März 2026 beenden.
Mit großer Mehrheit wurde Pastorin Natalie Georgi zur neuen Präsidentin des BEFG gewählt. Die 35-jährige Pastorin der Baptistengemeinde Berlin-Steglitz möchte sich für eine dynamische, lebendige Kirche einsetzen, „die miteinander ringt und Gottes Größe feiert“. Besonders wichtig sei ihr dabei, „dass wir als Hoffnungsmenschen Orte schaffen, an denen viele Leute Gott begegnen“. Das Präsidium wählte Pastor Volker Bohle zu ihrem Stellvertreter. Zudem wurden Almut Siodlaczek, David Burau, Prof. Dr. Thorsten Kurzawa und Jonas Löding neu sowie neben Natalie Georgi auch Patricia Kabambay-Nkossi wieder in das Präsidium gewählt. Auch für weitere überregionale Gremien wie die Verhandlungsleitung, die Finanzsachverständigen und das Kirchengericht wählte der Bundesrat neue Mitglieder.
Zentrales Thema der Tagung war die Erneuerung der Strukturen des BEFG, die der Bundesrat mit großer Zustimmung beschloss. Unter dem Titel „Unser Bund 2025 – Segen bewegt“ (UB25) wird der Bund künftig in 25 Regionen aufgeteilt. In diesen Regionen sollen Teams aus Haupt- und Ehrenamtlichen die Gemeinden gezielter begleiten und unterstützen – besonders in ihrer missionarischen Ausrichtung und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Ein erheblicher Teil der bisher zentral organisierten inhaltlichen Bundesarbeit wird in diesem Zusammenhang reduziert: In der Bundesgeschäftsstelle in Elstal werden Stellen abgebaut oder in die Regionen verlagert. Gleichzeitig werden administrative Aufgaben künftig stärker gebündelt und auf Bundesebene organisiert. Diese Veränderungen bedeuten auch eine Transformation der bisherigen Landesverbände. In den kommenden zwei Jahren soll dieses Konzept umgesetzt werden. Außerdem wurden das Präsidium des Bundes und die Theologische Hochschule Elstal vom Bundesrat beauftragt, bis zum Jahr 2035 eine neue theologische Ausbildungsstätte zu entwickeln, die gemeinsam von mehreren Freikirchen in Deutschland getragen wird. Passend zum Thema UB25 machte Pastor Jens Stangenberg in seinem Impulsreferat die geistliche Dimension des Strukturprozesses deutlich und stelle die Frage: „Was macht Kirche im Kern aus, wenn gewohnte Strukturen wegfallen?“ Seine Antwort fand er in theologischen Grundwerten wie dem Priestertum aller Glaubenden, kongregationalistischen Prinzipien und einer Schalom-Perspektive. Sie sollen neue Wege für ein geistlich lebendiges Gemeindeleben eröffnen.
Die Tagung wurde durch vielfältige geistliche Angebote geprägt. Der Himmelfahrtsgottesdienst stellte den Zuspruch „Ihr seid das Licht der Welt“ in den Mittelpunkt – eine Ermutigung und ein Auftrag zugleich. „Gottes Reich bewegt … wie im Himmel so auf Erden“ lautete das Motto des Gottesdienstes. „Sein Reich kommt und ist schon da“, sagte Pastorin Kallweit-Bensel, die den Gottesdienst moderierte. Pastor Philipp Rüdiger, der als Regionalreferent in einer der Pilotregionen von UB25 in Thüringen arbeitet, ermutigte in seiner Predigt, Gottes Licht zu reflektieren und nah an der Lichtquelle zu bleiben.
Ermutigend war auch der Eröffnungsabend, bei dem vier Mitglieder des Präsidiums ihre Herzensprojekte vorstellten: den Verein Lebendige Steine in Stendal-Stadtsee, die Partnerschaft der Bethel-Gemeinde Berlin-Lichterfelde mit der Jerusalem Baptist Church im malawischen Blantyre, das Sozialkaufhaus „Austausch“ und das Pilgerfasten-Angebot der EFG Berlin-Steglitz.
Neu in den BEFG aufgenommen und willkommen geheißen wurden: die International Baptist Church Berlin – Community Church (IBC), die International Baptist Church of Bonn (IBC), die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Göppingen Stauferpark und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Braunschweig Connect. „Als Bundesgemeinschaft wollen wir mit euch gemeinsam Kirche gestalten und uns unterstützen in den Strukturen, die wir haben und neu finden“, so Generalsekretär Christoph Stiba. Außerdem wurden 24 neue Ordinierte Mitarbeitende sowie 19 Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen im öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis begrüßt.
Der Donnerstagabend, wurde dem 500-jährigen Jubiläum der Täuferbewegung gewidmet. Unter dem Motto „Gottes Reich bewegt … gestern / heute / morgen“ wurde deutlich, wie lebendig das täuferische Erbe heute noch ist: Es ruft zur leidenschaftlichen Nachfolge und verantwortlichem Handeln in Kirche und Gesellschaft auf. Dr. Verena Hammes, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), betonte in einer Podiumsdiskussion den ökumenischen Charakter dieses Gedenkens. Sie hatte zuvor gemeinsam mit dem Vorsitzenden der ACK, Reverend Christopher Easthill ein Grußwort an den Bundesrat gerichtet. Gemeinden sind eingeladen, im Laufe des Gedenkjahres das umfangreiche Material zu nutzen, das diesbezüglich angeboten wird: die Themenhefte, die Ausstellung, die Veranstaltungen, Podcasts oder die Liturgie für einen Gottesdienst zum Täufergedenken.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die nahezu einstimmige Berufung einer Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im BEFG, nachdem der Bundesrat im Vorjahr deren Bildung beauftragt hatte. Die Kommission hat die Aufgabe, sexualisierte Gewalt sowie begünstigende Bedingungen und Strukturen aufzudecken und zu analysieren. Sie wird dem Bundesrat jährlich berichten.
Bei der Vorstellung der Mitgliederstatistik wurde deutlich: 2024 wurden in den Gemeinden des BEFG so viele Taufen gefeiert wie zuletzt vor fünf Jahren. Trotzdem gab es einen Mitgliederrückgang, der jedoch deutlich niedriger ausfällt als in den Jahren der Pandemie. Ein positiver Trend ist spürbar: „Die Corona-Talsohle ist überwunden“, so BEFG-Kommunikationsleiter Dr. Michael Gruber.
Foren zu Themen wie Digitale Kirche und Partizipation von Kindern sowie Bibelarbeiten von Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein, Dr. Michael Rohde und vielen anderen luden ein, mitzudenken, mitzubeten und zu fragen, welche Bedeutung das Jahresthema des Bundes „Dein Reich komm! Gerecht anders leben“ in den verschiedenen Bereichen unseres Lebens spielen kann.
Am Ende der Tagung wurden Michael Noss und seine Stellvertreterin Corinna Zeschky nach zehn Jahren im Amt verabschiedet. Auch andere Präsidiumsmitglieder und Ehrenamtliche wurden gewürdigt, darunter Verhandlungsleiterin Birte McCloy.
Zum gemeinsamen Feiern des Bundesgottesdienstes, der am Sonntag live aus der EFG Berlin-Schönberg übertragen wurde, waren alle BEFG-Gemeinden online eingeladen.
Die nächste Bundesratstagung findet vom 13. bis 16. Mai 2026 statt.
Julia Grundmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im BEFG
Ausführliche Berichte, Live-Mitschnitte, Videos und Dokumente gibt es unter: www.befg.de/bundesrat2025
Dort steht auch eine große Auswahl an Bildern unseres Fotografen David Vogt zum Download bereit, die unter Nennung seines Namens für die Berichterstattung vom Bundesrat frei verwendet werden dürfen.