Foto: David Vogt

„Bunte Gemeinde – Staunen über Christus im Anderen“

Bundesratstagung des BEFG vom 4. bis 7. Mai in Kassel war ein Fest des Glaubens

„Bunte Gemeinde – Staunen über Christus im Anderen“ war, wie bereits im vergangenen Jahr, das Thema der Bundesratstagung des BEFG vom 4. bis 7. Mai in Kassel. 1.176 Gäste und Abgeordnete aus Gemeinden, Landesverbänden, Einrichtungen und dem Bund nahmen an der abwechslungsreichen und intensiven Tagung teil. Die Bundeskonferenz inspirierte dazu, Gemeinde als Ort der Vielfalt von Kulturen, Generationen und Menschen zu gestalten. Fazit: Wenn Christus unsere Mitte ist, dann können wir uns auch den Herausforderungen der Bunten Gemeinde stellen. Einheit und Vielfalt gehören zusammen.

„Gott liebt die Pluralität, nicht die Einfalt“, sagte Michael Diener bei seinem Vortrag am Eröffnungsabend. Damit Vielfalt gelinge, müsse sie jedoch in den Gemeinden in einem transparenten Prozess gemeinsam errungen werden, betonte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Wie Gottesdienste verständlich für alle sein können, machte der Himmelfahrtsgottesdienst in Leichter Sprache vor, den Musiker mit Behinderung begleiteten. Die Predigt hielt Präsident Michael Noss. Dass das Thema Inklusion auch brüllend komisch sein kann, führte Pfarrer und Kabarettist Rainer Schmidt am Donnerstagabend vor. Schmidt, der ohne Hände und mit kurzen Armen geboren wurde, half dem Publikum, ganz neu und ohne Scheu über Behinderungen – auch die jeweils eigenen – nachzudenken und zu lachen.

Wie hochaktuell und relevant das auf der Bundesratstagung 2015 begonnene Zweijahresthema Bunte Gemeinde ist, hat sich auf besondere Weise im Laufe des vergangenen Jahres gezeigt, als immer mehr Menschen auf der Flucht Schutz in Deutschland suchten. Viele Gemeinden unterstützen Geflüchtete. Das nahm die Veranstaltung „Integration zwischen Staunen und Stöhnen – Herausforderungen der Migrationsgesellschaft“ auf. In sehr persönlichen Berichten schilderten Gemeindevertreter und Menschen, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, von ihren Erfahrungen. Zuvor hatte der Bundesrat einen „Zwischenruf zur Flüchtlingspolitik“ verabschiedet, in dem sich die Delegierten für die große Hilfsbereitschaft in Deutschland bedanken, die Not vieler Menschen auf der Flucht beklagen und eine humanitäre Flüchtlingspolitik fordern.

Der Bundesrat verabschiedete zudem eine Resolution zur Bunten Gemeinde. Sie hält den Auftrag der Gemeinden fest, das Miteinander einer Vielfalt von Menschen auch über das Jahresthema hinaus zu gestalten.

Nach ausführlichen Diskussionen stimmte der Bundesrat, das Kirchenparlament des BEFG, außerdem über zahlreiche Anträge zu Änderungen von Ordnungen des Bundes, die Aufnahme neuer Gemeinden und viele andere Themen ab. Berichte aus den verschiedenen Dienstbereichen informierten über die Arbeit des Bundes. Der kaufmännische Geschäftsführer Andreas Lengwenath stellte den Haushalt 2015 vor. Aufgrund unerwarteter Entwicklungen zum Jahresende habe der Bund seinen Haushalt mit einem Minus von 15.800 Euro abgeschlossen. Lengwenath zeigte sich dennoch optimistisch, dass der Kurs der Konsolidierung fortgeführt werden könne. Er bat die Gemeinden, eigene Projekte nicht zulasten des Bundesbeitrags zu finanzieren.

Auf der Tagung hieß es auch Abschied nehmen. Nach 13 Jahren wird Andreas Lengwenath seinen Dienst beim Bund zum 31. August beenden und Finanzvorstand im Diakoniewerk Tabea in Hamburg werden. Wegbegleiter würdigten die Leistungen Lengwenaths. Unter seiner Führung konnte der BEFG seine Schulden von 26 Millionen auf 10 Millionen verringern – eine gute Basis für Nachfolger Volker Springer.

Nach fünf Jahren endet 2016 auch die Partnerschaft des BEFG mit dem Baptistenbund Malawis. Gäste aus Malawi und Vertreter des Bundes berichteten, wie viel beide Partner geistlich und praktisch voneinander gelernt haben. Zu den weiteren internationalen Gästen gehörte auch der Präsident des Baptistischen Weltbundes, Paul Msiza. Das Thema Bunte Gemeinde sei vorbildlich, sagte er. Gerade bei der Integration von Flüchtlingen könnten andere Baptistenbünde vom BEFG lernen.

Die Bundesratstagung feierte auch zwei Jubiläen: die Gründung des BEFG vor 75 Jahren und die Wiedervereinigung der Bünde aus Ost und West vor 25 Jahren. Ein ganzer Abend beleuchtete die Umstände der Gründung 1941, stellte die Besonderheiten des BEFG in der DDR dar und erinnerte an den Prozess der Wiedervereinigung 1991.

Wie bereits 2015, bewährte sich auch auf der diesjährigen Bundesratstagung die Kombination eines ausführlichen Blocks mit Konferenzveranstaltungen zum Thema Bunte Gemeinde und Bundesratssitzungen, auf denen über Anträge diskutiert und abgestimmt wurde. Die Tagung war beides: Arbeit und Glaubensfestival. Sie zeigte, dass in unserem Bund konstruktiv miteinander diskutiert und demokratisch entschieden wird und sie machte Mut, in der Nachfolge Jesu zu leben.

Jenny Jörgensen, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im BEFG

Ausführliche Berichte, Videos und Fotos von der gesamten Bundeskonferenz finden Sie unter www.baptisten.de/bundesratstagung2016. Im Newsletter BUND kompakt, den alle Gemeinden erhalten, geht es am 19. Mai um die Beratungen über das Diakoniewerk Bethel, Ordnungsfragen, die Foren sowie die Diskussion über die am Ende nicht umgesetzte Verfassungsänderung.