
Foto: David Vogt
Leitbild des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
Einleitung
Dieses Leitbild ist in einem langen Prozess entstanden. An der Schwelle zu einem neuen Jahrhundert hat ein Arbeitskreis damit begonnen, die inhaltlichen Schwerpunkte, Zielsetzungen und Strukturen des Bundes zu überprüfen und Veränderungsvorschläge zu erarbeiten.
Dabei waren drei Fragen leitend:
1. Wo stehen wir?
Dazu wurde eine Umfrage durchgeführt. Die Auswertung ergab ein Bild von den Stärken und Mängeln im Bund und in den Gemeinden. Außerdem wurden viele Anregungen gegeben und konkrete Änderungsvorschläge gemacht.
2. Wer wollen wir sein und wohin sind wir unterwegs?
Der „Arbeitskreis Zukunft“ hat in Zusammenarbeit mit der Bundesleitung das vorliegende Leitbild entwickelt.Es macht wesentliche Grundwerte unserer Bundesgemeinschaft deutlich und zeigt die Ziele, die wir erreichen wollen und an denen sich Schritte zur Veränderung ausrichten.
3. Was muss sich verändern?
Eine weitere Kommission hat Vorschläge für neue Strukturen gemacht, die der Bundesrat im November 2002 angenommen hat. Weitere Strukturänderungen sollen bis 2004 vorgestellt und entschieden werden.
Die am Prozess Beteiligten verstehen den „Weg in die Zukunft“ als eine Einheit aus der geistlichen Frage nach Gottes Weg für den Bund und der organisatorischen Neustrukturierung.
Die Leitsätze sind in der „Wir-Form“ formuliert, weil sie beschreiben, welche gemeinsamen Überzeugungen unser Handeln in Bund und Gemeinden bestimmen.
Wer wir sind
1. Wir sind Christen:
Wir glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist,
wie er uns im Alten und Neuen Testament bezeugt wird.
2. Wir sind evangelisch:
Mit den Kirchen der Reformation bekennen wir Jesus Christus als den Herrn und Retter der Welt,
der uns allein aus Gnade und allein durch den Glauben vor Gott gerecht gemacht hat.
Die Bibel ist Maßstab für unsere Lehre und unser Leben.
3. Wir sind Gemeinden gläubig getaufter Christen:
Wir taufen Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Glaubensentscheidung die Taufe erbitten
und Mitglied einer Gemeinde werden wollen.
4. Wir sind eine Freikirche:
Seit unserer Entstehung treten wir für Religions- und Gewissensfreiheit ein und befürworten die
Trennung von Kirche und Staat.
Unsere Haushalte bestreiten wir aus freiwilligen Beiträgen unserer Mitglieder.
5. Wir sind ein Gemeindebund:
Unsere Ortsgemeinden wissen sich von Gott in regionale Verbände und zum
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zusammengeführt.
Obwohl sie selbständig sind, wollen sie nicht unabhängig voneinander sein.
1 - Geistliches Leben
Was wir wollen
Wir sehen Gebet, Bibelstudium und Gottesdienst als Quelle und grundlegende Ausdrucksformen unseres geistlichen Lebens, das wir in großer Vielfalt gestalten wollen.
Hintergrund
Gebet, Bibelstudium und Gottesdienst sind zentrale Lebensäußerungen unseres Glaubens. Die Vielfalt der Ausdrucksformen unserer Frömmigkeit ist dabei eine Chance, die aber auch zu Konflikten führen kann.
2 - Gemeindeleben
Was wir wollen
Wir gestalten das Gemeindeleben so, dass Menschen aller Altersgruppen Gott begegnen, in verbindlicher Gemeinschaft leben und sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln.
Hintergrund
Wir sind dankbar, dass Menschen in unseren Gemeinden Gott begegnen. Obwohl Gott souverän ist, nutzt er unsere Gestaltungsmöglichkeiten, um Menschen zu erreichen.
3 - Verkündigung
Was wir wollen
Wir verkündigen das Evangelium von Jesus Christus zeitgemäß und tragen durch unser Leben dazu bei, dass Menschen mit Gott versöhnt und mündige Christen werden.
Hintergrund
Gott erreichte die Menschen der Bibel in ihrer Zeit, in ihrer Lebenswelt und in ihrer Sprache. Deshalb wollen wir als Christen das Evangelium auch in unserer Zeit unverkrampft, konkret und verständlich weitergeben.
4 - Diakonie
Was wir wollen
Wir bezeugen Gottes Liebe in Jesus Christus, indem wir uns für Menschen einsetzen, die Hilfe brauchen, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Herkunft.
Hintergrund
Die tätige Nächstenliebe hat von Anfang an das Leben Einzelner und Gemeinden geprägt. Sie veranschaulicht das Evangelium von der Liebe Gottes zur Welt. Mit den Herausforderungen durch die Not der Menschen ändern sich auch immer wieder die diakonischen Aufgabenfelder.
5 - Weltverantwortung
Was wir wollen
Wir gestalten unsere Welt verantwortlich mit, denn Gott liebt seine Schöpfung und will Gerechtigkeit und Frieden.
Hintergrund
Zur weltweiten Tradition unserer Gemeinden gehört schon immer der Einsatz für Menschenrechte und (Religions-)Freiheit. Wir wollen dieses Erbe neu entdecken und weiter entwickeln, auch da, wo politisches Handeln erforderlich ist. Wir wollen mit unseren christlichen Wertvorstellungen gesellschaftspolitische Entwicklungen mitgestalten -vor Ort, in unserem Land und weltweit.
6 - Kommunikation
Was wir wollen
Wir pflegen eine offene und verständliche Kommunikation auf allen Ebenen, um Transparenz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu fördern.
Hintergrund
Wir glauben, dass jeder Christ Zugang zu Gott hat und Gottes Geist in ihm lebt. Deshalb werden bei uns Entscheidungen von großer Bedeutung in der Gemeindeversammlung aller Mitglieder bzw. im Bundesrat aller Gemeinden getroffen. Weil alle mitentscheiden, müssen auch alle ausreichend und offen informiert sein.
7 - Bildung
Was wir wollen
Wir fördern Menschen durch ein breit gefächertes Bildungsangebot und qualifizieren sie für ihre Aufgaben in Gemeinde und Gesellschaft.
Hintergrund
Gott beruft und begabt Menschen zur Mitarbeit. Die Anforderungen an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verändern sich ständig. Um dem gerecht zu werden, ist Aus- und Fortbildung in vielen Bereichen und auf allen Verantwortungsebenen nötig.
8 - Leitung
Was wir wollen
Wir verstehen unter Leitung, Einzelne und Gemeinden so zu führen und zu fördern, dass Begabungen entfaltet, Veränderungen bewältigt und Ziele erreicht werden können.
Hintergrund
Leitung ist eine Gabe für die Gemeinde, sie hat dienende Funktion und ist nicht Selbstzweck. Sie soll den Raum schaffen, dass der Leib Christi aufgebaut wird und Einzelne für den Dienst in Gemeinde und Welt zugerüstet werden.
9 - Bund
Was wir wollen
Wir bilden als selbständige Ortsgemeinden einen Bund, um füreinander einzustehen, gemeinsame Aufgaben wahrzunehmen und unsere Einheit in Lehre und Leben zu entfalten.
Hintergrund
Unser Bund besteht aus selbständigen Gemeinden, die aber nicht voneinander unabhängig sein wollen. Wir erleben den Bund als Gemeinschaft von Gemeinden, Vereinigungen und Werken, durch die Gott uns beschenkt und durch die wir gemeinsam ihm und den Menschen dienen können.
10 - Andere Kirchen
Was wir wollen
Wir suchen als Teil der ganzen Christenheit die Gemeinschaft und Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen und den Dialog mit dem Judentum.
Hintergrund
Wir gestalten das Miteinander mit anderen Christen und Kirchen auf unterschiedlichen Ebenen als Austausch im Geben und Nehmen. Dabei verstehen wir uns als Teil des universalen Leibes Jesu Christi. Als Christen sind wir mit dem Judentum in besonderer Weise verbunden und als Deutsche besonders verpflichtet.
Hier finden Sie das Leitbild des BEFG als PDF zum Download.