BEFG-Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba

Foto: David Vogt

Miteinander reden, glauben, lieben und hoffen

Bundesrat 2022: Bericht des Präsidenten und des Generalsekretärs

BEFG-Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba haben in ihrem Bericht auf der Bundesratstagung dazu eingeladen, auch über kontroverse Themen ins Gespräch zu kommen.

„In ‚glauben – lieben – hoffen‘ finden Jugendliche und junge Erwachsene Antworten auf 103 Fragen rund um Glauben und Bibel. Das Buch gibt ihnen eine Orientierungshilfe, um sich selbst eine Meinung zu Glaubensfragen zu bilden“, heißt es auf der Internetseite des Gemeindejugendwerks. Das Buch „glauben – lieben – hoffen“ habe für Bewegung gesorgt, berichtete BEFG-Präsident Michael Noss. „Das Präsidium des Bundes hat entschieden zu diesem Buch keine Stellungnahme zu schreiben“, erklärte Noss. Das Präsidium stehe zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch wenn es in Einzelfragen möglicherweise unterschiedliche Erkenntnisse gebe. Nach Abklingen des Applauses führte er als weiteren Grund an, dass auch andere Angestellte des Bundes Bücher veröffentlichen, die auch Widerspruch hervorrufen und nach ihrem Inhalt unterschiedlich beurteilt werden können. „Wir lassen uns nicht mit diffamierenden Erklärungen in Einklang bringen oder durch Blogs oder Social Media Beiträge treiben, sondern wir laden zum Dialog ein“, so Noss. „Wir stehen zum Gespräch bereit und kommen gerne auch in Eure Gemeinden.“

Generalsekretär Christoph Stiba unterstützte die Gesprächsbereitschaft und lud zum Gespräch über die Artikelserie zur „Rechenschaft vom Glauben“ ein. Der Theologische Ausschuss des Präsidiums und das Kollegium der Theologischen Hochschule Elstal veröffentlichen 2022 in jeder Ausgabe der Zeitschrift „Die Gemeinde“ und online jeweils einen Beitrag der Artikelserie. „Es ist gut, wenn wir über die ‚Rechenschaft vom Glauben‘, über die Grundlagen, die wir gemeinsam als Bundesrat beschlossen haben, nachdenken und sie gegebenenfalls in einem Gesprächsprozess verändern, wo nötig“, warb Christoph Stiba für das Gesprächsangebot.

Der Bundesrat hat in der Folge mit der Zielsetzung einer gemeinsamen Verständigung beschlossen, innerhalb des Bundes im laufenden Kalenderjahr ein konstruktives Gespräch zu strittigen Themen des Buches „glauben – lieben – hoffen“ anzuregen und zu moderieren.

„Wir haben noch mehr Themen und Gesprächsprozesse, in die wir eintreten wollen“, so Stiba. „Bei Gott sind alle willkommen: beliebte und ausgegrenzte, angepasste und unkonventionelle Menschen, Angehörige von Minderheiten und von Mehrheiten. Vielfalt ist von Gott gewollt und soll in unseren Gemeinden leben“, zitiert Christoph Stiba die Resolution des Bundesrates, die 2016 zum Thema „Bunte Gemeinde: Staunen über Christus im Anderen“ formuliert wurde. Es sei ein großer Schmerz, dass es Menschen in Gemeinden gab und gibt, die Angst haben, sich zu „outen“, weil sie befürchten und es erlebt haben, dann von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgegrenzt zu werden. „Das darf nicht sein!“, fordert Stiba. „Wir wollen in unserem Bund und in unseren Gemeinden eine Kultur fördern, in der ein angstfreier Raum für ein offenes Miteinander möglich ist.“ Im Namen des Präsidiums und der Bundesgeschäftsführung sprach Christoph Stiba die Einladung aus, über den Umgang mit sexueller Identität und Vielfalt um der Menschen willen ins Gespräch zu kommen. Dazu soll es in Kürze Materialien und Gesprächshilfen geben. „Lasst uns gemeinsam Christus im Anderen entdecken!“

Ein Gesprächsprozess, der bereits vor mehr als 30 Jahren begonnen hat, ist die Frage von Frauen auf der Kanzel. Seit nun mehr 30 Jahren werden Frauen im BEFG als Pastorinnen ordiniert. Präsident Michael Noss erinnerte an die mühsamen Anfänge und bat die Frauen, die aufgrund ihres hauptamtlichen Dienstes in Gemeinden leiden mussten, stellvertretend um Verzeihung, wie hier nachgelesen werden kann.

Noss und Stiba thematisierten auch die Missbrauchsvorwürfe gegenüber der Southern Baptist Convention, die nicht mehr Mitglied im Baptistischen Weltbund (BWA) ist. Über 700 Pastoren werde von einer unabhängigen Untersuchungskommission in den USA Missbrauch vorgeworfen und der Leitung der Kirche werde vorgeworfen, mehr am Schutz der Kirche als am Aufdecken von Missbrauch interessiert gewesen zu sein. „Missbrauch, Vertuschung, Einschüchterung und Diffamierung in einer Kirche muss eindeutig widersprochen werden“, so Stiba. „Dem widerspricht das Evangelium, dem widerspricht die Barmherzigkeit Gottes, dem widerspricht alles, was uns wichtig ist.“ Deshalb gebe es im BEFG eine unabhängige Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt und präventiv das Konzept „Auf dem Weg zur sicheren Gemeinde“. Er ermutigte dazu, die Anlaufstelle in den Gemeinden bekannt zu machen und Mitarbeitende präventiv zu schulen.

Auch auf die neuesten Recherchen in Bezug auf das Gesundheitswerk Bethel, bei denen sich erstmals zwei Diakonissen öffentlich über die Missstände im Werk äußern, gingen Stiba und Noss am Ende ihres Berichtes ein und wiesen darauf hin, dass Anne Traub, Gemeindemitglied der EFG Leverkusen, für die Unterstützung der Diakonissen ein Spendenkonto eingerichtet habe.

Ein Artikel von Jasmin Jäger