Carsten Claußen an der Universität Zürich habilitiert
Jesu Gebet in Johannes 17: Einheit als zentrales christliches Thema
Dr. Carsten Claußen, Professor für Neues Testament an der Theologischen Hochschule Elstal, hat an der Universität Zürich erfolgreich seine Habilitation abgeschlossen. Der Experte in der Auslegung des Johannesevangeliums beleuchtet in seiner Habilitationsschrift ein Thema, das für das Verständnis Jesu als Christus und als Gesandter seines himmlischen Vaters zentral ist. Die Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag für das Gespräch in der Ökumene sowie zum Verständnis des antiken Judentums und des Johannesevangeliums dar.
Carsten Claußens Habilitationsschrift trägt den Titel „Das Gebet Jesu in Joh 17 im Kontext der Mose-Typologie“. In diesem letzten Gebet Jesu vor der Passion, das als das „Hohepriesterliche Gebet“ bekannt ist, bittet Jesus seinen Vater um Einheit für alle, die ihm nachfolgen (Johannes 17,21): „dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Besonders geht Claußen in seiner Arbeit der Frage nach, wie Mose bereits als Zeuge auf Christus hin dargestellt wird (Johannes 5,46).
Prof. Dr. Andrea Klimt, die Rektorin der Theologischen Hochschule Elstal, würdigt die Relevanz und Aktualität der Arbeit ihres Kollegen: „In Johannes 17 betet Jesus um Einheit. Gebet und Einheit der Nachfolgerinnen und Nachfolger sind wichtige Themen auch in unserem Bund. Ich freue mich, dass Carsten Claußen mit seiner Habilitationsschrift diese theologischen Akzente herausarbeitet, die weit über unsere Hochschule hinaus unser Leben und Denken prägen mögen.“
Begleitet wurde das Habilitationsverfahren von Prof. Dr. Jörg Frey von der Universität Zürich. Er beschreibt Carsten Claußens Monographie als ein „bedeutendes wissenschaftliches Werk“. Das Hohepriesterliche Gebet Jesu nach Johannes 17 werde hier erstmals auf dem Hintergrund der biblischen und frühjüdischen Mose-Traditionen erklärt: „Die Darstellung Jesu in diesem Kapitel, der bereits zwischen Himmel und Erde steht und in der Bitte um die Einheit seiner Jünger seinen letzten Willen formuliert, wird damit in die Fülle der biblischen Traditionen eingefügt und besser nachvollziehbar.“
Dr. Carsten Claußen wurde an der Universität München mit einer Arbeit über antike Synagogen im Umfeld der frühchristlichen Gemeinden promoviert. Er unterrichtete zunächst an der Universität Tübingen und danach viele Jahre an der Universität München. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn an das Princeton Theological Seminary in den USA (2001 bis 2003) und an die Universität Straßburg (2003 bis 2004). Von 2009 bis 2014 war er Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Frankfurt am Main – Am Tiergarten. Seit 2014 lehrt er an der Theologischen Hochschule Elstal das Fach Neues Testament und ist dort auch Studienleiter. Claußen bezeichnet sich selbst gern als „Bibelentdecker“ und verfolgt in Lehrveranstaltungen und in seinen zahlreichen Veröffentlichungen das Ziel, die neutestamentlichen Texte in ihrer eigenen Welt und für heute lebendig werden zu lassen.
Ein Artikel von Dr. Michael Gruber