„Die Geschichte der kleinen Leute ist mir wichtig!“

Festveranstaltung zu Ehren von Margarete Jelten

Viel Dank und Anerkennung wurde Margarete Jelten in einer zu ihren Ehren organisierten Veranstaltung am vergangenen Samstag in Westerstede-Felde ausgesprochen.
Seit mittlerweile 30 Jahren erforscht die Baptistin die Geschichte der Baptistengemeinden in Nordwestdeutschland und hat auch über die Region hinaus umfangreiches Quellenmaterial gesammelt, Lebensgeschichten einzelner Baptisten recherchiert und zahlreiche Bücher, Festschriften und Artikel veröffentlicht.

Dr. Dr. Martin Rothkegel, Professor für Kirchengeschichte am Theologischen Seminar in Elstal, führte in seiner Laudatio in das umfangreiche historische Forschen von Margarete Jelten ein und würdigte besonders, dass Jeltens Arbeit die freikirchliche Erinnerungskultur gefördert habe, die auch für baptistische Gläubige wichtig sei: „Christ werden heißt immer auch, sich eine konfessionelle Tradition und Identität anzueignen.“
Zudem habe Jelten den Blick auf die einfachen Leute gelenkt, die den Baptismus in Deutschland prägten: „Wir haben heute viele Gemeinden, in denen die Akademiker und Wohlhabenden überproportional vertreten sind“, sagte Rothkegel. Da tue es gut, „wenn wir daran erinnert werden, was das für schlichte, fromme und treue Leute waren, die uns das Wort Gottes weitergegeben und vorgelebt haben“.

Auch Jelten selbst hob dieses Anliegen hervor. Als ihr Mann, Hermann Jelten, 1982 den Auftrag bekam, eine historische Festschrift für die Gemeinde Bremerhaven zu verfassen, bat er sie darum, ihm zu helfen. Sie habe eine ganze Nacht lang mit sich gerungen: „Am nächsten Morgen war mir klar, das könnte ein Auftrag Gottes sein. Aber ich wollte es so schreiben, wie ich es will. Nicht die Abfolge der Pastoren ist mir wichtig, sondern die Geschichte der kleinen Leute, der einfachenGemeindemitglieder.“

Das Grußwort des Bundes überbrachte Pastor Friedrich Schneider, der Leiter des Dienstbereichs Gemeindeentwicklung: „Du bist mit deinem Engagement zu einem Beispiel typisch baptistischer Mentalität geworden“, sagte er zu Margarete Jelten: „Wenn du etwas als richtig und wichtig erkannt hast, dann machst du es einfach."

Wilma Lükenga-Kruse, die Leiterin des Landesverbandes Nordwestdeutschland, machte deutlich, dass das Wissen um die Geschichte auch helfe, die Gegenwart zu verstehen und Zukunftsperspektiven zu entwickeln. „Wir sind stolz, durch deine Arbeit ein so umfangreiches archivarisches Wissen von unseren Gemeinden und vielen Familien zu haben“, sagte sie.

Pastor Volkmar Janke, der gemeinsam mit Jelten das zuletzt erschienene Buch über baptistische Auswanderer verfasste hatte, sagte: „In deiner Stube waren - bildlich gesprochen - unzählige Menschen zu Gast, deren Schicksal du erforscht hast. Oft hat dich ihr Leidensweg erschüttert, genauso wie dich die Erfolge in der Mission zutiefst bewegt haben.“

Die Festveranstaltung fand in der ältesten Baptistenkirche Deutschlands statt, die im Jahr 1850 von Julius Köbner, einem der baptistischen Gründerväter in Deutschland, eingeweiht wurde.

Ein Artikel von Julia Grundmann