Forum Diakonie: Das Leben miteinander teilen

Gemeinden entdecken ihr Umfeld und werden aktiv – nur wie?

Wer den Menschen in seinem Stadtteil praktisch helfen will, muss umfassend über sie Bescheid wissen. Darauf wurde beim Forum Diakonie des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden vor kurzem in Schmitten-Dorfweil im Taunus hingewiesen. Die Referentin für Diakonie, Gaby Löding, und der Referent für Gemeindegründung, Klaus Schönberg (Waldeck), stellten dazu einen Fragebogen vor, der den 40 Teilnehmern ein Bewusstsein dafür vermitteln sollte, wie gut sie die Menschen an ihrem Wohnort wirklich kennen. Wie viele Menschen leben von Hartz IV? Welche Hoffnungs-Orte gibt es vor Ort? Wie oft hatten Sie schon einen Menschen mit Migrationshintergrund bei sich zu Gast? In der Auswertung wurde deutlich, dass es nicht nur wichtig sei, wenn sich eine Gemeinde um die Menschen um sie herum kümmere, sondern sie müsse mit ihnen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Christen sollten deshalb auch in den Vereinen ihres Ortsteils aktiv werden.  

Für das, was man als Gemeinde konkret machen kann, gab es zahlreiche Beispiele. Angela Glaser (Schifferstadt) von der Evangelischen Kirche der Pfalz stellte das „Parish Nursing“ vor: Pflegefachkräfte bieten nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Beratung, seelsorgerlichen Beistand und Begegnungsräume für kranke Menschen an. Jacqueline Kaltwasser aus der internationalen „New Life“- Gemeinde in Düsseldorf berichtete davon, wie eine Gruppe von Iranern sich jeden Freitagvormittag trifft, um miteinander zu kochen und das Essen dann unter Obdachlosen verteilt. Gemeindereferent Frank Neuenhausen (Wuppertal) erklärte, wie man durch Bürgerbeteiligung einen Ort oder Stadtteil verändern könne. Das gehe nur, wenn man die Menschen vor Ort in solch ein Projekt mit einbeziehe. Pastorin Andrea Klimt und Cesar Sotomayor (beide Wien) schilderten, wie auch eine kleine Gemeinde unter Prostituierten und Migranten arbeiten könne. Diakonin Kerstin Vachek (Stuttgart) wies darauf hin, dass die Internet-Beratungsarbeit BuS (Beratung und Seelsorge) des Diakoniewerks Baden-Württemberg der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden großen Zuspruch erleben.

Die Demografieberaterin Heidrun Hoffmann-Taufall (Einbeck) machte in ihrem Fachvortrag deutlich, dass die Gesellschaft schrumpfe und dabei älter und bunter werde. Viele Menschen seien einsam und freuten sich über neue Kontakte. Wenn Gemeinden sich dieser Herausforderung stellten wollten, sei es für sie hilfreich, mit den Behörden und sozialen Einrichtungen zusammenzuarbeiten.

Der Dozent für Diakonie vom Theologischen Seminar Elstal, Prof. Ralf Dziewas, stellte in einer Bibelarbeit Jesus Christus als Vorbild für das Miteinander der Menschen vor. Die Not der Menschen habe ihn tief berührt. Deshalb hätten auch seine Jünger von Jesus die Vollmacht zum Handeln erhalten und dennoch blieben auch sie auf Gottes Wirken angewiesen. Im Abschlussgottesdienst erinnerte Pastor Bernd Wittchow (Hermersdorf) am Beispiel der biblischen Geschichte von „Jesus auf dem See“ daran, dass Gott die Menschen sehe, die in Not geraten seien. Jesus komme, um ihnen beizustehen.

In einer Auswertungsrunde zogen die Tagungsteilnehmer ein positives Fazit. „Ich will die eigene Arbeit auf Relevanz und Reichweite überprüfen.“ Ein anderer meinte: „Das war einfach Spitze! So entspannt mit so viel Energie habe ich selten eine Tagung erlebt.“ Zum Abschluss erhielte alle ein Handtuch. Wie Gaby Löding sagte, solle es die Teilnehmer an „den diakonischen Dreiklang“ erinnern: Wer aktiv werden wolle, brauche die Inspiration durch die Bibel, die Information durch die Zeitung und diakonisches Engagement. Das  Handtuch sei dabei mehr als ein Symbol: Mit ihm könnten, Schweiß und Tränen abgetrocknet werden, die unausweichlich seien, wenn Menschen versuchten, ihr Umfeld in der Liebe Christi mit zu gestalten. Gaby Löding hofft, künftig noch deutlich mehr Teilnehmer im Forum Diakonie begrüßen zu können. Allerdings sei es ein gutes Zeichen, dass das Treffen in diesem Jahr habe stattfinden können, nachdem es vor zwei Jahren  ausfallen musste, weil zu wenige  Anmeldungen eingegangen waren. 

Ein Artikel von Klaus Rösler