Freikirchen als sichere Räume

Mitgliederversammlung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)

Die Delegierten der 15 Freikirchen in der VEF haben in Kassel mit Vorfreude in die Zukunft geblickt. Im April 2026 wird die VEF 100 Jahre alt. Näher liegt der gemeinsame Gottesdienst mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im September 2024 anlässlich der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung zur Predigtgemeinschaft. Zentrales Thema der Mitgliederversammlung war jedoch der Umgang mit sexualisierter Gewalt.

„Wir werden weiter intensiv daran arbeiten, Menschen vor sexualisierter Gewalt zu schützen und Räume für Betroffene zu öffnen.“ Diese Worte von Marc Brenner, Präsident der VEF, spiegeln die Dynamik des Themas wider. Schutzkonzepte zur Prävention von sexualisierter Gewalt liegen inzwischen in allen Freikirchen der VEF vor. Für die Intervention bei akut auftretenden Fällen haben die meisten auch bereits Anlaufstellen oder Kommissionen eingerichtet. Damit diese Schutzmechanismen auf den neuesten Stand kommen, haben die Delegierten eine gemeinsame Erwartung von Mindeststandards verabschiedet. Die Arbeitsgruppe, die sich seit 2022 intensiv mit der Thematik beschäftigt, wird nun an den noch offenen Fragen zu einer möglichen gemeinsamen Anlauf- und Clearingstelle weiterarbeiten.

Schwieriger stellt sich die Frage der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Vergangenheit dar. Es gebe viele Hürden für eine proaktive systematische Aufarbeitung, so Konstantin von Abendroth, Beauftragter am Sitz der Bundesregierung. Er präsentierte hierzu eine interne Umfrage. In den meisten Freikirchen sind die Ortsgemeinden selbstständig, auch in der Personalführung. Personalakten aus der Vergangenheit sind daher eher datenschutzkonform gelöscht, anstatt aus Archivierungsinteresse erhalten geblieben.

Zudem sind Freikirchen von ihrer Struktur her stark durch ehrenamtliches Engagement der Mitglieder geprägt, das sich dementsprechend nicht in Personalakten niederschlägt. Die Freikirchen in der VEF sind darauf angewiesen, dass sich Betroffene melden, um konkrete Fälle aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.

„Dass bis zu 90 Prozent aller Mitglieder Kenntnis und Zugang zu Anlaufstellen, auch für Erfahrungen aus der Vergangenheit, haben, ist ein gutes Zeichen“, so der Beauftragte. Für diese „Meldungen“ eine Haltung der Offenheit zu zeigen, ist derzeit die hauptsächliche Aufgabe beim Thema Aufarbeitung.

Dr. Michael Gruber (l.) und Marc Brenner

Beim Mittagessen

Logo der VEF

Die Kommunikation zu diesem und anderen Themen war über 12 Jahre lang die Aufgabe von Dr. Michael Gruber, der nun offiziell als Pressesprecher der VEF verabschiedet wurde. Marc Brenner dankte Michael Gruber für seinen professionellen Einsatz für die VEF. Michael Gruber leitet weiterhin das Referat für Kommunikation des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Elstal bei Berlin. Ein Nachfolger als Pressesprecher der VEF ist noch nicht gefunden.

„Evangelisch predigen“ lautet die kirchliche Vereinbarung, die am 15. September 2024 um 11 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin unterzeichnet wird. VEF-Präsident Marc Brenner und die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, werden die Unterzeichnenden sein. Konstantin von Abendroth wird bei dem gemeinsamen Festgottesdienst die Predigt halten. Im Text der Vereinbarung heißt es: Dies ist „ein Ergebnis des in den vergangenen drei Jahrzehnten im regelmäßigen Konsultationsprozess gewachsenen Vertrauens.“ Die Vereinbarung ermutigt zu Predigtgemeinschaft und Kanzeltausch. Interessierte sind zu dem Gottesdienst herzlich eingeladen.

Die Jubiläumsfeier der VEF wird genau 100 Jahre nach dem eigentlichen Gründungstag am 29. April 2026 im Rahmen eines Abendempfangs in Berlin stattfinden. Mit diesem hoffnungsvollen Ausblick endete die Mitgliederversammlung. Die nächste Mitgliederversammlung wird im November 2024 in Magdeburg stattfinden.

Ein Artikel von Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)