Gemeinden als heilsame Orte, an denen Gescheiterte ihren Platz haben

Gemeinden als heilsame Orte, an denen Gescheiterte ihren Platz haben

Das Diakoniewerk der EFG in Baden-Württemberg veranstaltete einen Seminartag mit Jens Mankel zum Thema „Mit Scheitern verheißungsvoll leben“. Holger Gohla, Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerkes, berichtet von diesem Tag.

Karlsruhe – „Beim existentiellen oder biografischen Scheitern zerbrechen oder wanken tragende Lebenssäulen.“ Dadurch können beispielsweise Gesundheit, Beziehungen oder das Gefühl von Sicherheit zum Teil schwer in Mitleidenschaft gezogen werden oder schwere Glaubenszweifel entstehen. Das verdeutlichte der Referent für Seelsorge und Beratung, Jens Mankel, Pastor, Gestalttherapeut und Supervisor (Brühl, Wustermark-Elstal), beim Seminartag des Diakoniewerks der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (EFG) in Baden-Württemberg am Samstag, den 07. Oktober 2023 vor knapp 30 Teilnehmenden. Der Tag in der EFG Karlsruhe stand unter dem Motto „Mit Scheitern verheißungsvoll leben – im Fragment das Ganze entdecken“.

Wichtig sei, mit sich und miteinander barmherzig umzugehen, wenn jemand Trennung, Verlust, Tod, Trauer oder Schmerz erlebt habe, so Mankel weiter. Seelsorge und Kirchengemeinden sollten heilsame Orte haben, an denen „das Schwere gesagt und getragen werden kann“. Menschen sollten nicht mit ihrem Scheitern und dem Gefühl von Scham alleingelassen oder gar darauf festgelegt werden. Dazu gehöre auch anzuerkennen, dass in Anlehnung an dem verstorbenen evangelischen Theologen Henning Luther unser Leben „fragmentarisch“ sei. Jedoch sei Fragment „immer mehr als ein Bruchstück, weil es über sich hinausweist“.

Das Wahrnehmen des fragmentarischen Charakters eröffne den Blick für die Verheißungen Gottes, der uns Menschen zu einem gemeinsamen, barmherzigen Leben befreit habe. In Diakonie, Seelsorge und Gemeindearbeit sei in Gesprächen mit Betroffenen ein aktives und einfühlsames Zuhören wichtig. Zudem ließen sich, so Mankel, „im Scheitern und am Ort des Scheiterns nur schwer Worte finden“. Alle Menschen seien stets „Bedürftige“ und „Angewiesene“.

Ebenso müsse immer wieder die eigene Haltung überprüft werden. Erfolg sei kein Name Gottes, sagte einst der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Zu einer Kultur der Barmherzigkeit gehöre auch, immer wieder die eigene Verkündigung und die Gestaltung von Gemeindeveranstaltungen oder Räumen kritisch in den Blick zu nehmen. Im persönlichen Arbeiten und in Gruppengesprächen wurden die Impulse des Seminartages vertieft und auf die eigene Situation in Gemeinde und im Leben bezogen.

Das Diakoniewerk der EFG in Baden-Württemberg betreibt ein Seniorenwohnhaus in Welzheim sowie drei psychologische Beratungsstellen in Böblingen, Ludwigsburg und Stuttgart-West. Zudem unterstützt es Gemeinden beim Aufbau einer diakonischen Arbeit und führt verschiedene Bildungsveranstaltungen durch. Das Diakoniewerk wurde 1969 gegründet und ist Mitglied in den Diakonischen Werken Baden und Württemberg.

Ein Artikel von Holger Gohla