Martin Luther Kings Ideale nach wie vor aktuell

Gespräch des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit Michael Noss

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Die Baptistengemeinden in Deutschland haben den schwarzen Menschenrechtler und Baptistenpastor Martin Luther King jr. zu seinem 50. Todestag gewürdigt. Sein Ideal von einer friedlichen, gerechten und solidarischen Welt habe bis heute nichts an Aktualität verloren, sagte Michael Noss (Berlin), Präsident des baptistischen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Friedensnobelpreisträger Martin Luther King wurde am 4. April 1968  in Memphis (US-Bundesstaat Tennessee) ermordet.

Die Mitte der 1950er Jahre begonnene Bürgerrechtsbewegung habe ihre historischen Wurzeln zwar vor allem in einer lokalen Baptistengemeinde in Montgomery (Alabama), wo King Pastor war. Der Kampf gegen Rassendiskriminierung sei dann aber schnell zu einer „globalen und überkonfessionellen Geschichte geworden“, fügte Noss hinzu. Es freue ihn, wenn sich auch Christen anderer Glaubensrichtungen mit King identifizierten. Noss: „Die Geschichte von Martin Luther King ist Weltgeschichte, sie ist Pastorengeschichte und sie ist Baptistengeschichte.“

Martin Luther King sei es in seinen Bestrebungen vor allem um Gerechtigkeit gegangen, sagte Noss. Auch heute sei dies ein großes Thema, auch mit dem Hintergrund der Flüchtlingssituation in Deutschland. Zudem nehme der Rassismus weltweit „zumindest gefühlt“ zu. „Von daher glaube ich, dass Martin Luther Kings Bestreben nach der Gleichheit aller Menschen – das war ja sein großes Oberthema – mit seiner Botschaft des gewaltfreien Widerstandes in der Tradition Gandhis nach wie vor ungebrochen relevant ist“, betonte der 62jährige Noss.

Der baptistische Theologe Noss erinnerte an den historischen „Marsch auf Washington“ von 1963, wo mehr als 250.000 Menschen gegen die Rassendiskriminierung in den USA protestierten. Dort hielt King seine berühmte Rede „I have a dream“ („Ich habe einen Traum“). Zwar könne man Geschichte nicht wiederholen, aber ein solch „ungeheures Zeichen der Solidarität wäre für mich auch heute eine große Sache“. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Teilnehmer damals Weiße waren, so der Schöneberger Pastor Noss.

Die Baptisten zählen zu den großen Konfessionsfamilien und sind Teil der reformatorischen Kirchengeschichte. Ihre Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. 1639 entstand die erste US-amerikanische Baptistengemeinde, 1834 die erste deutsche Gemeinde in Hamburg. Von der Hansestadt aus breitete sich der Baptismus in Deutschland und anderen Ländern Europas aus.

Zu den Grundzügen baptistischer Lehre gehören das Prinzip der Freiwilligkeit, der Einsatz für Menschenrechte, Religions- und Gewissensfreiheit, Ökumene sowie die Trennung von Staat und Kirche. Getauft werden erwachsene Menschen, die eine persönliche Entscheidung für den Glauben an Jesus Christus getroffen haben. Die Gemeinden sind geprägt durch flache Hierarchien und basisdemokratische Strukturen.

Ein Artikel von Stephan Cezanne, Evangelischer Pressedienst (epd)