Unterstützung für visionäre Entwicklungsarbeit

German Baptist Aid hilft im Libanon – ein Reisebericht

Nicht erst seit dem sogenannten Arabischen Frühling steht der Nahe Osten im Blickpunkt des Interesses. Der BEFG unterhält schon seit etlichen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu den Partnerbünden der Region. Über German Baptist Aid werden konkrete Projekte vor Ort unterstützt. Frank Wegen (Erlangen), im Komitee von German Baptist Aid für den Nahen Osten zuständig, konnte sich Ende 2012 bei einer Reise ein Bild von der aktuellen Situation machen. Lesen Sie hier seinen persönlichen Bericht.  

Es ist mein fünfter Aufenthalt im Libanon. Mittlerweile ist es ein vertrautes Ankommen bei unseren baptistischen Partnern, mit denen wir seit inzwischen acht Jahren zusammenarbeiten. Es ist uns wichtig, die Projekte, die wir unterstützen, immer wieder auch vor Ort zu besichtigen und mit den Projektpartnern im Gespräch zu sein. So habe ich auch dieses Mal einen vollen Plan mit vielen Terminen. Es ist das erste Mal, dass ich kurz vor Weihnachten im Land bin – und von der schier überbordenden Weihnachtsdekoration allenthalben fast erschlagen werde.

Ganz oben auf der Agenda stehen die Treffen mit den Projektverantwortlichen für die humanitäre Hilfe, die Flüchtlingen aus Syrien zukommt. Keiner meiner Gesprächspartner geht davon aus, dass sich die Situation in absehbarer Zeit verändert – zumindest nicht zum Guten. Die Baptist Society, der Dachverband der baptistischen Einrichtungen im Libanon, unterstützt – auch mit Hilfe von Geldern, die wir zur Verfügung stellen konnten – an mehreren Stellen humanitäre Nothilfen für Flüchtlinge. Ein zentrales Projekt wird von der Baptistengemeinde in Zahle in der Bekaaebene durchgeführt, wo in großer Zahl Flüchtlinge angekommen sind, da die Grenze nach Syrien nicht weit ist. Die unmittelbare Herausforderung ist der nahende Winter, der in der Bekaaebene sehr kalt werden kann. Viele Flüchtlinge campieren in Zelten oder unter freiem Himmel. Ich kann den Pastor der Gemeinde von dort treffen, der mir detailliert über ihre Aktivitäten berichtet. Aber auch direkt vor Ort in Syrien werden über Partner humanitäre Hilfen gewährt, um die zu unterstützen und mit dem Nötigsten zu versorgen, die das Land nicht verlassen.

Wie unmittelbar sich die Lage in Syrien auch im Libanon niederschlägt, erfahre ich auf der Reise. Auf meiner Agenda steht der Besuch eines neuen Projektes. Im Sommer ist in der nördlichen Provinz Akkar ein Bildungsprojekt an den Start gegangen, das in dieser ärmsten Provinz des Libanon mit einer Analphabetenquote von rund dreißig Prozent Kindern und Jugendlichen helfen soll, die Schule zu bewältigen. Gerne hätte ich einen Tag in dieser Einrichtung verbracht und die Lehrkräfte vor Ort kennengelernt. Aber da sich auf dem Weg dorthin seit Tagen bewaffnete Kämpfe abspielen und die Gegend unpassierbar machen, ist die Reise in den Norden nicht möglich. So bleibt nur ein Treffen mit dem Projektverantwortlichen im sicheren Mansourieh, wo die Baptist Society ihren Sitz hat.

Seit letztem Jahr unterstützen wir SKILD (Smart Kids with Individual Learning Differences, dt.: „Schlaue Kinder mit individuellen Lernschwierigkeiten“). Ich bin beeindruckt, wie die Baptist Society dieses kleinen Landes hier eine Vision umgesetzt hat, die gesellschaftlich große Aufmerksamkeit hervorruft. Bis ins nationale Fernsehen hat es die Einrichtung bereits geschafft, und auch Gespräche im Bildungsministerium hat es schon gegeben. Dennoch ist man auf finanzielle Zuwendungen angewiesen, um das Angebot aufrecht zu erhalten, denn wenn man kostendeckend arbeiten würde, könnte es sich der Großteil der Bevölkerung nicht leisten, die Hilfen in Anspruch zu nehmen. Zur Vision von SKILD gehört es aber gerade, denen, die sich professionelle Hilfe nicht leisten können, genau diese Hilfe zukommen zu lassen. Ich bin froh, dass wir dieses Projekt unterstützen.

Mit der Gefangenenhilfe (Prison Ministries) arbeiten wir schon seit einigen Jahren zusammen. Auch bei dieser Reise kann ich wieder einen Gefängniseinsatz mitmachen und im Gefängnisgottesdienst predigen. Es ist bedrückend und berührend zugleich, von den Lebensschicksalen Einzelner zu erfahren, die mir sehr offen und vertrauensvoll berichten. Unsere Partner sind dort bei den Gefangenen mittlerweile sehr geschätzt und zu Freunden geworden. Auch der Glaube an Jesus Christus ist immer wieder Gesprächsthema.

Rückblickend kann ich sagen: Die Tage im Libanon waren für mich sehr gefüllt und auch anstrengend. Aber ich bin sehr froh und dankbar für das hohe Engagement, das unsere Geschwister vor Ort zeigen. Umso besser, wenn wir ein bisschen dazu beitragen und manches möglich machen können.

 

Lesen Sie hier Frank Wegens ausführliches Tagebuch der Libanonreise.

Ein Artikel von Frank Wegen