Ökumenische Gemeinschaft leben

Über Kirchengemeinschaft und den Dienst der Frau

Ökumenische Dialoge und ihre Ergebnisse sowie der Dienst von Frauen in der Gemeinde waren Themen des jährlichen Treffens der ACK-Delegierten der BEFG-Landesverbände.

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden pflegt auf unterschiedlichen Ebenen ökumenische Beziehungen, um mit anderen christlichen Kirchen zusammenzuarbeiten. Viele Kirchen haben sich dazu in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossen. Am 19. und 20. Januar trafen sich die ACK-Delegierten der Landesverbände unter der Leitung von Pastor Manfred Ewaldt in Elstal, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Sie besprachen zum Beispiel, wie das Gedenken an 500 Jahre Täuferbewegung 2025 regional begangen wird. Zu Gast war dieses Jahr die baptistische Theologin, Bibelübersetzerin und Dozentin Dr. Dr. Valérie Duval-Poujol.

„Was gibt es Neues in der Ökumene?“ Darüber informierte Valérie Duval-Poujol die Delegierten. Als Vizepräsidentin der Kommission für Lehre und Einheit des Baptistischen Weltbundes (BWA) nimmt die Französin für die Baptisten an den Dialogen auf Weltebene teil, zum Beispiel zwischen BWA und dem Weltrat Methodistischer Kirchen. „Glaube, der durch die Liebe tätig ist“, heißt der abschließende Bericht dieses Dialogs. Ein Ziel solcher Dialoge sei es, als Kirchen „auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind und nicht Gründe des Glaubens oder größere Zweckmäßigkeit dem entgegenstehen“ (Charta Oecumenica, II. 4.). Darüber hinaus ist Duval-Poujol Beobachterin des weltweiten Synodalen Weges der katholischen Kirche. Sie erzählte anschaulich von einem europäischen Treffen, bei dem sich die Bischöfe und der Papst auf der „Glaubensebene“ begegnet sind. Das heißt, es gab kein Protokoll hinsichtlich Kleidung oder Anrede und keine Rangordnung, stattdessen stand das Hören aufeinander und auf den Heiligen Geist durch Zeiten der Stille im Mittelpunkt. In Kleingruppen wurde miteinander gebetet und über die Synodalität der Kirche geredet, also die Art und Weise, wie man gemeinsam Kirche sein wolle.

Von einem ökumenischen Dialog in Deutschland berichtete Prof. Dr. Uwe Swarat. Er war Teil der Arbeitsgruppe des BEFG, die in den Jahren 2017 bis 2023 mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) sogenannte Lehrgespräche geführt hat. „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ heißt der Abschlussbericht des Dialogs. Darin wird die Erklärung einer speziellen Art von Kirchengemeinschaft zwischen der VELKD und dem BEFG vorgeschlagen. Zwar erkennen die Baptisten die Säuglingstaufe nicht als evangeliumsgemäß an, die Taufe wird aber in dem Bericht als Teil eines mehrschrittigen Prozesses des Christwerdens betrachtet. Das macht es den Baptisten möglich, den Weg zum Christsein mit Säuglingstaufe als evangeliumsgemäß anzuerkennen, wenn zu ihm ein persönliches Glaubensbekenntnis aufgrund des Hörens auf das Evangelium und der Eintritt in die Nachfolge Jesu gehört. Der Abschlussbericht empfiehlt beiden Kirchen, noch bestehende Differenzen nicht als kirchentrennend zu bewerten, und die Gemeinschaft zum Beispiel in Form des Kanzeltausches oder im Abendmahl zu suchen. „In dieser Zeit, in der die Gesellschaft zunehmend auseinanderdriftet, ist das Ergebnis dieses Berichtes und das gemeinsame Suchen nach Gemeinschaft ein starkes ökumenisches Zeugnis, das uns als Christen glaubwürdiger macht“, so Generalsekretär Christoph Stiba. Die ACK-Delegierten drückten einmütig ihre Freude über die „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ aus und empfehlen den Gemeinden, auf dem Bundesrat den Abschlussbericht anzunehmen.

Christoph Stiba informierte die Delegierten, dass die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) unter dem Titel „Evangelisch Predigen“ eine Kanzel- und Verkündigungsgemeinschaft mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen hat. Predigende aus evangelischen Landes- und Freikirchen werden ermutigt, in anderen evangelischen Kirchen Predigtdienste zu übernehmen.

Eva, Maria, Phoebe, Junia, Prisca, Debora, Esther, Hulda und unzählige namenlose Frauen sind in der Bibel zu finden. Um den Dienst der Frauen und Frauen in Führungspositionen ging es in einem weiteren Vortrag von Dr. Valérie Duval-Poujol. Bewegend zeigte sie auf, wie Frauen in der Bibel Führungsrollen übernahmen – und kirchengeschichtlich und bis heute in dieser Funktion und ihrem Einfluss diskreditiert und heruntergespielt wurden und werden. „Alle Weichen auf diesem schwierigen Gleis, auf dem der Zug der messianischen Geschichte tausendmal zu entgleisen drohte, wurde von Frauen bewacht und bedient“ zitierte sie Emmanuel Levinas und erinnerte zum Beispiel an die vielen Frauen in Moses Leben, die seinen Weg ermöglichten. Die Delegierten waren von der umfassenden Präsentation beeindruckt. Sie zeigten sich berührt von der Tatsache, dass Frauen bis heute an ihrem Dienst gehindert werden. Valérie Duval-Poujol verglich die Situation mit einem Leib, der halbseitig gelähmt ist, und appellierte, einander die eigene Berufung zu glauben.

Ein Artikel von Jasmin Jäger