Bundesrat: ChristusForum erläutert Trennungsbeschluss
Delegierte drücken überwiegend Enttäuschung aus
Auf der Bundesratstagung haben Mitglieder der Leitung des ChristusForums (CFD) erläutert, warum das CFD eigene Körperschaftsrechte anstrebt und sich vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) trennen will. In der anschließenden Diskussion äußerten viele Delegierte ihre Enttäuschung über den Beschluss, zu dem sich die BEFG-Leitung am 16. April geäußert hatte.
CFD-Geschäftsführer Alexander Rockstroh, Vorstandsmitglied Veit Claesberg und Geschäftsführungsmitglied Steffi Herhaus stellten die Gründe für den Beschluss der CFD-Mitgliederversammlung dar, die am 13. April mit 90,6 Prozent für eine Beantragung eigener Körperschaftsrechte votiert hatte. Claesberg beschrieb zunächst die „soziologische“ Perspektive. Bereits mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden im BEFG vor über 40 Jahren hätten sich viele Parallelstrukturen entwickelt. „Immer wieder entstand der Wunsch nach Eigenständigkeit in der Struktur.“ Bereits 2013 habe man den ersten Antrag auf eigene Körperschaftsrechte gestellt und sich ab 2018 neu aufgestellt, mit dem neuen Namen ChristusForum, einem neuen Logo. „Wir haben ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt, streben nach Eigenständigkeit und bitten um eine freundliche Verabschiedung.“
Zudem gebe es theologische Gründe für die angestrebte Trennung. Veit Claesberg nannte die Kreuzestheologie und sexualethische Fragen als Beispiele: „Wir merken, dass wir theologisch anders ticken, anders aufgestellt sind und ein anderes Leitungsverständnis haben.“ Am Vortag hatten BEFG-Präsident Michael Noss und Generalsekretär Christoph Stiba in ihrem Bericht hierzu hervorgehoben, zum theologischen Kernthema der Kreuzestheologie habe es sowohl eine klare Haltung als auch Orientierung seitens der Leitung des BEFG gegeben. „Wenn mit dem Wunsch nach klarer Haltung und Orientierung seitens der Leitung des BEFG allerdings die Erwartung verbunden ist, dass wir ‚rote Linien‘ ziehen, Grenzen dessen formulieren, was in den Gemeinden, in den Initiativen, in den Arbeitskreisen und den Gremien noch gesagt oder gedacht werden darf, mithin dem Präsidium die Funktion einer Glaubenskongregation zugesprochen wird, solange es das sagt, was man selbst hören will, dann haben wir diese Erwartungen unseres Erachtens zurecht enttäuscht. Einen kongregationalistischen Gemeindebund von geistlich selbständigen Ortsgemeinden leitet man nicht hierarchisch, also von oben nach unten.“
Alexander Rockstroh beschrieb unterschiedliche Strukturmodelle, mit denen sich das ChristusForum im Rahmen seines Zukunftsprozesses befasst hatte. Die drei Modell innerhalb des Bundes seien aus verschiedenen Gründen verworfen worden, und so habe am Ende die Entscheidung gestanden, die Bemühung um eigene Körperschaftsrechte zu reaktivieren. Steffi Herhaus betonte, man wolle den Menschen im BEFG den Glauben nicht pauschal absprechen, wie dem CFD immer wieder vorgeworfen werde. Auch wolle man nicht die geistliche Einheit aufkündigen. Veit Claesberg stellte am Ende mögliche Optionen für eigene Körperschaftsrechte vor.
In der anschließenden rund 40-minütigen Aussprache dominierte die Enttäuschung über den CFD-Beschluss. Es gab aber auch Delegierte, die ihr Verständnis ausdrückten. Häufig fielen die Worte „enttäuscht“, „traurig“ und erschüttert“. Eine junge Delegierte fasste es so zusammen: „Als Gemeinde widersprechen wir den theologischen Gründen. Wir begreifen uns als konservativ. Auch wir befassen uns mit Bekenntnisfragen, und wir stellen uns dabei auf die Rechenschaft vom Glauben. Wir lassen Euch gehen, aber wir fühlen uns unverstanden. Und dass uns durch die Blume der Glaube abgesprochen wird, trifft viele unserer Mitglieder tief.“ Ein Pastor sagte, der Vorwurf, einzelnen Pastoren des BEFG sei die Kreuzestheologie nicht mehr so wichtig, habe ihn sehr verletzt. Ein Delegierter unterstrich hingegen die vom CFD herausgestellten theologischen Differenzen und zog das Fazit: „Ich wünsche Euch im ChristusForum viel Mut.“ Ein anderer dankte dem CFD für die Einmischung und beschrieb ihre Stimme als wichtig. Ein mit Körperschaftsrecht vertrauter Jurist hob hervor, dass die vom CFD genannten Wege zur Erlangung von eigenen Körperschaftsrechten Jahre dauern und auch scheitern könnten. Er warnte vor einer „jahrelangen Zitterpartie“.
„Wenn das CFD die geistliche Einheit erhalten will und gleichzeitig geistliche Gründe für die Trennung nenne, sei das schwierig“, betonte BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba. Gleichzeitig unterstrich er, dass man an allen nun anstehenden Fragen konstruktiv arbeiten und Lösungen finden werde: „Wir werden weiter im Geist Gottes, der in uns lebt, miteinander umgehen.“ BEFG-Präsident Michael Noss hob am Ende hervor, er habe sich sehr gewünscht, dass das CFD im Bund bleibt: „Doch wenn Ihr gehen wollt, habt Ihr meinen Segen. Die Tür, durch die Ihr gehen wollt, schlagen wir nicht zu.“
Ein Artikel von Dr. Michael Gruber