BWA-Ratsversammlung in Jamaika: Tagungsort mit hoher symbolischer Bedeutung

Bericht vom Jahrestreffen des Baptistischen Weltbunds

Die diesjährige Ratstagung des Baptistischen Weltbunds fand vom 1. bis 6. Juli in Ocho Rios (Jamaika) statt. Der BEFG war durch Regina Claas als Generalsekretärin und Frank Fornaçon (als Vertreter für den BEFG-Präsidenten) im Rat vertreten.
Jamaika als Tagungsort der diesjährigen BWA-Ratstagung hatte eine hohe symbolische Bedeutung. Auf der Karibikinsel, wo Anfang des 19. Jahrhunderts zwei Drittel der Sklaven zu Baptistengemeinden gehörten, brach 1831 ein Sklavenaufstand aus, der vor allem von diesen Baptisten getragen wurde. Obwohl die weißen Farmer vergeblich versuchten, den Aufstand gewaltsam niederzuschlagen, konnten sie nicht verhindern, dass schließlich 1838 die Sklaverei im britischen Kolonialreich aufgehoben wurde. Bis heute spielen Baptisten in Jamaika eine wesentliche Rolle für das politische und gesellschaftliche Leben.

Dies wurde auch durch das verlesene Grußwort der Premierministerin Jamaikas, Portia Simpson Miller, sowie durch das Grußwort des Generalgouverneurs des Inselstaates, Sir Patrick Allen, deutlich, der persönlich anwesend war und einen ganzen Abend mit den Delegierten verbrachte. Sir Patrick Allen lobte die jamaikanischen Baptisten vor allem für ihr jahrhundertelanges Engagement für Frieden und die Stärkung der nationalen Einheit. Beide Politiker zeigten sich erfreut darüber, dass mit BWA-Generalsekretär Neville Callam ein Jamaikaner an der Spitze des weltweiten Baptistenbundes steht.

Am Rande der Konferenz wurde intensiv über die Menschenrechtslage in Nigeria und die Situation der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Eritrea diskutiert. Besorgniserregend waren Berichte über die zunehmende Unterdrückung von Baptisten und anderen Christen in Sri Lanka und Nordnigeria. Die aktuelle Lage in Ägypten nach dem Putsch beschäftigte viele Delegierte, wie in Redebeiträgen und Gebeten deutlich wurde.

Regina Claas und Frank Fornaçon trafen sich  unter anderem mit Rothangliani Chhangte, der Direktorin von Baptist World Aid (BWAid), der Hilfsorganisation des Baptistischen Weltbunds, um die Zusammenarbeit bei Katastrophen wie dem Erdbeben in Haiti, dem Reaktorunglück in Japan oder der Flüchtlingsarbeit im Nahen Osten zu stärken. Der BEFG arbeitet in all diesen Fällen intensiv mit der weltweiten Hilfsorganisation und auch regionalen Organisationen wie Asia Pacific Baptist Aid zusammen, um Hilfsgelder effektiv und gemeindenah einzusetzen.

Vorgestellt wurde während der Konferenz auch der Abschlussbericht des zweiten Dialogs zwischen der BWA und dem Vatikan. Beide Konfessionen hatten in den von 2006 bis 2010 andauernden Gesprächen ein tieferes Verständnis für die theologischen Positionen der jeweils anderen Kirche gewonnen. Generalsekretär Neville Callam begrüßte die Erklärung und ermutigte die Baptisten weltweit, das Gespräch mit Katholiken zu suchen, besonders in Gegenden wie Lateinamerika, wo das Miteinander der traditionell starken katholischen und der schnell wachsenden protestantischen Gemeinden nicht einfach sei.  

Zudem wurden fünf neue Mitgliedsorganisationen in den Baptistischen Weltbund aufgenommen. Dazu gehören zwei Baptistenbünde aus Haiti, der Baptistenbund der karibischen Turks- und Caicosinseln, ein kongolesischer Baptistenbund sowie die „Vereinigung Unabhängiger Baptistengemeinden“ aus Brasilien.
Neben den Sitzungen der verschiedenen Kommissionen und Komitees verabschiedete der Rat in diesem Jahr 16 Resolutionen, die den Mitgliedsbünden zum Gebrauch empfohlen wurden. Dabei ging es um so unterschiedliche Themen wie die Krise im Mittleren Osten und Nordafrika, die Verkündigung des Evangeliums, Geschlechtergerechtigkeit, den Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und die Forderung an die USA, das Embargo gegen Kuba aufzuheben. Darüber hinaus wurden das Leben und Wirken verschiedener Persönlichkeiten gewürdigt, wie z.B. Nelson Mandelas und des in diesem Jahr verstorbenen Dr. Duke K. McCall, Präsident des Weltbundes von 1980 bis 1985.

Dem US-Amerikaner Glen Stassen wurde auf der Ratstagung der Denton and Janice Lotz-Menschenrechtspreis des Baptistischen Weltbunds verliehen. Stassen, Professor für Christliche Ethik am Fuller Theologischen Seminar in Kalifornien, wurde für seinen „unermüdlichen Einsatz“ als Friedensaktivist geehrt. Über Jahrzehnte habe er sich an vielen Orten weltweit für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt. So habe er sich als „furchtloser Anwalt“ für diese Ziele in der DDR, in Kasachstan, Südkorea, Zentralamerika, Osteuropa und dem südlichen Afrika engagiert.

Ein Artikel von Julia Grundmann / Frank Fornaçon