Christen in ihrer Existenz bedroht

Evangelische Freikirchen reagieren auf Hilferuf aus dem Nahen Osten

Der „Höchste Rat der Protestantischen Kirchen in Syrien und im Libanon“ hat sich mit einem dringenden Appell an alle Geschwisterkirchen weltweit gewandt. Führende Persönlichkeiten der im Rat vertretenen Kirchen im Nahen Osten haben sich getroffen, um über die bedrängende Situation in ihren Ländern und dem Irak zu sprechen. Neben der humanitären Katastrophe für die Menschen der gesamten Region weisen sie auch auf die Gefahr hin, dass jegliche christliche Präsenz im Nahen Osten ausgelöscht werde: „Wir rufen den Ausnahmezustand aus, um die Präsenz der Christenheit im Nahen Osten zu bewahren … und ihren kompletten Untergang zu verhindern.“ Ebenso seien andere religiöse und ethnische Minderheiten auf das Äußerste bedroht. Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Deutschland unterstreicht die
Dringlichkeit dieses Appells.
 
Sie bittet die politischen Verantwortungsträger, sich den Schrei der Verzweifelten zu Herzen zu nehmen. VEF-Präsident Ansgar Hörsting appelliert an die Verantwortlichen, hier schnell zu handeln: „Es muss etwas geschehen. Zuerst brauchen wir größere Kontingente für Flüchtlinge in Deutschland. Allein der Libanon mit seinen vier Millionen Einwohnern hat 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Es muss uns beschämen, wie kleinlich wir demgegenüber in Deutschland sind.“ 
 
Darüber hinaus nimmt er die dramatische Situation in den betroffenen Ländern in den Blick: „Zugleich muss dem Morden Einhalt geboten werden. Es reicht nicht, die Verletzten zu pflegen. Der Aufruf unserer Geschwisterkirchen trifft uns hart und wir erklären uns solidarisch mit ihnen.  Wir wollen nicht, dass er verhallt.“ Die in der VEF vertretenen Kirchen nutzen ihre Kontakte und ihre Hilfswerke in die Region, um sich der humanitären Katastrophe im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegen zu stellen. Zugleich bittet Hörsting die Freikirchen und ihre Werke, ihre Anstrengungen zu vergrößern. 
 
Schon jetzt soll eine langfristigen Strategie bedacht werden: „Muslimische Verbände, christliche Kirchen und politische Vertreter müssen sich zusammensetzen, um an der Zukunft der Region gemeinsam mitzuwirken. Die Ereignisse könnten dort wie auch in Europa leicht dazu missbraucht  werden, Muslimen grundsätzlich feindschaftlich gegenüber zu treten.“ 
 
Minderheiten zu schützen und für ihre Rechte zu kämpfen sei eines der großen Anliegen der VEF, betont Hörsting. Dies sei auch deshalb der Fall, weil ihre Mitgliedskirchen selbst Erfahrungen als Minderheiten in ihrer jeweiligen Geschichte gemacht hätten. 
 
 

Ein Artikel von Dietrich Ebeling