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Das Verhältnis von Christentum und Judentum

Eine Änderung in der „Rechenschaft vom Glauben“ erläutert

Die Überarbeitung der „Rechenschaft vom Glauben“, dem grundlegenden baptistischen Bekenntnistext, ist das Resultat einer Entwicklung, die sich im Schuldbekenntnis 1984 erstmals zeigte. Wie sich für den BEFG das Verhältnis von Juden und Christen geschichtlich entwickelt hat und was das theologisch bedeutet, beschreibt ein Fachbeitrag.

Welche Haltung nimmt der deutschsprachige Baptismus zum Judentum ein? Dieser Frage widmen sich Dr. Carsten Claußen und Dr. Dirk Sager, beide Professoren an der Theologischen Hochschule Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (BEFG), in einem gemeinsamen Beitrag. Er beleuchtet die jüngsten kirchlichen Entscheidungen im Licht der Entwicklungen seit 1945. Nach dem zweiten Weltkrieg, so die Autoren, gab es keine „Theologie nach Auschwitz“ im Deutschen Baptismus. „Eine Aufarbeitung und kritische Infragestellung der Lehre von der Verwerfung Israels … hat in den ersten Jahrzehnten nach 1945 nicht stattgefunden“. Geändert hat sich das erst im Laufe der 70er und 80er Jahre. „Wie baptistische Prediger und Predigerinnen über das Judentum dachten und predigten und was Gemeindeglieder dazu glaubten ist bis heute praktisch unerforscht“, unmissverständlich haben sich erst das Schuldbekenntnis von 1984 und die Handreichung zur Verhältnisbestimmung von Christen und Juden von 1997 gegen traditionelle Spielarten gewendet und jede Ersatztheologie abgelehnt. Die Revision der „Rechenschaft vom Glauben“, beschlossen auf dem Bundesrat des BEFG 2019, hat diese Entwicklung konsequent weiterverfolgt. Der Text wurde im „Fachkreis Christen und Juden“ des BEFG in Zusammenarbeit mit dem Kollegium der Hochschule erarbeitet. Der betreffende Abschnitt in der „RvG“ befasst sich mit der Beziehung zwischen Christen und Israel beziehungsweise zum Judentum. Insbesondere wird jedes Auftreten einer Substitutionstheologie nun deutlich abgelehnt. Die gemeinsamen Wurzeln und die Teilhabe der christlichen Kirche an den zuerst an das Volk Israel ergangenen Verheißungen werden ebenso wie die Bedeutung des Christusgeschehens differenziert gewürdigt. Schließlich machen die Autoren deutlich, dass die theologischen Überlegungen zu diesem Thema nicht abgeschlossen sind, sondern weiter bedacht werden müssen.

Carsten Claußen/Dirk Sager: Das Verhältnis von Christentum und Judentum – Eine Änderung in der „Rechenschaft vom Glauben“ erläutert. Der Aufsatz ist im Theologischen Gespräch 3/2020 erschienen und kann hier erworben werden.

Ein Artikel von Prof. Dr. Carsten Claußen