EBF-Ratstagung: Flüchtlingen aus Syrien helfen – „Auch Muslime wollen Frieden“

Wunsch aus dem Nahen Osten: Westen soll für bedrängte Christen eintreten

Der Westen sollte sich stärker als bisher als Anwalt für die bedrängten Christen im Nahen Osten verstehen. Dazu wurde von Christen aus arabischen Ländern auf der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 25. bis 28. September in der slowakischen Hauptstadt Bratislava aufgerufen. Wie der Präsident der baptistischen Libanesischen Gesellschaft für Entwicklung und Ausbildung, Nabil Costa (Beirut), sagte, seien weder Geld noch Waffen nötig, vielmehr gelte es, durch Verhandlungen dafür zu sorgen, dass die Christen im Ländern wie in Syrien, Ägypten oder dem Libanon in Würde leben könnten. Zur Zeit gebe es für die Verbreitung der christlichen Botschaft so gute Möglichkeiten wie nie zuvor, so Costa – vor allen durch humanitäre Hilfe. Scharf kritisierte er die Berichterstattung in den westlichen Medien, die vor allem die Muslime falsch darstelle: „Nicht jeder Moslem ist ein Terrorist.“

Der Pastor der Baptistengemeinde in Kairo, Mounir Malaty, bedauerte, dass gerade die Christen das Ziel vieler gewalttätiger Übergriffe in der jüngsten Vergangenheit geworden seien. Islamisten hätten 75 Kirchen, 40 Häuser und 90 Läden von Christen abgefackelt. Den Christen sei so aber deutlich geworden, dass „die Kirche nicht aus Steinen, sondern Nachfolgern von Jesus Christus“ bestehe. Viele muslimische Nachbarn hätten sich anschließend beeindruckt davon gezeigt, dass die Christen nicht gewalttätig reagiert hätten: „Wir können nur noch beten.“

Ähnlich äußerte sich auch der Pastor der Baptistengemeinden in den syrischen Städten Tartour und Safita, Mazen Hamati. Die Gegend westlich von Damaskus sei bisher weithin vom Bürgerkrieg verschont geblieben. Viele Menschen seien dorthin geflohen. 2011 hätten die dort lebenden Baptisten sich um elf Flüchtlingsfamilien gekümmert, heute seien es über 1.600. Sie erhielten Nahrung, Kleidung und medizinische Versorgung. Die meisten seien Muslime. Viele zeigten sich verwundert, dass die Hilfe ausschließlich von Christen geleistet werde.

Auch EBF-Generalsekretär Tony Peck (Bristol) hält den Umgang mit dem Islam für eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Er erinnerte an die Anfänge der baptistischen Bewegung 1834 auf dem europäischen Festland, deren deutsche Gründerväter bereits wenig später Religionsfreiheit für alle religiösen Minderheiten – auch für Muslime – gefordert hätten. Dies habe bis heute Gültigkeit. Peck: „Nicht jeder Moslem ist ein Terrorist.“

Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes, Neville Callam (Falls Church bei Washington), regte an, dass Englisch nicht länger die vorherrschende Verkehrssprache innerhalb des Baptistischen Weltbundes und seiner Gremien sein dürfe. Jeder Delegierte, der nicht gut Englisch spreche oder verstehe, müsse sich aktiv an den Beratungen beteiligen können.

Die Delegierten in Bratislava fällten zahlreiche Personalentscheidungen. Peck wurde für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt. Zum neuen EBF-Präsidenten für die kommenden zwei Jahre wurde der Präsident des rumänischen Baptistenbundes, Otniel Bunaciu (Bukarest), gewählt. Er folgt in dem Amt dem Deutschen Hans Guderian (Dallgow-Döberitz bei Berlin), der im März 2013 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niedergelegt hatte. Neuer Stellvertreter wurde der Vorsitzende des armenischen Baptistenbundes, Asatur Nahapetyan (Eriwan). Zwei weitere Deutsche wurden aus dem ehrenamtlich besetzten EBF-Leitungsgremium, der Exekutive, verabschiedet: Der Missiologiedozent Michael Kißkalt (Elstal bei Berlin) leitete in den letzten fünf Jahren die Abteilung für Mission und Evangelisation, der GEMEINDE-Redakteur Klaus Rösler (Aßlar bei Wetzlar) die Pressearbeit. Damit gehört kein Deutscher mehr der EBF-Exekutive an.  

Am Rande ging es auch um die Partnerschaft zwischen deutschen und belgischen Baptistengemeinden. Ohne die Unterstützung aus Deutschland durch die Gemeinde Weinstadt-Endersbach hätte die Zweiggemeinde von Peruwelz (bei Mons), Leuze-en-Hainaut, beispielsweise nicht ihr neues Gemeindehaus kaufen können, sagten  Gemeindepastor Emmanuel Mukwege und der Generalsekretär des belgischen Baptistenbundes, Samuel Verhaege (Lombardsijde bei Oostende). Die Gemeinde hat 15 Mitglieder. Acht von ihnen seien erst in diesem Jahr getauft worden. Sechs Gemeinden aus Deutschland haben Partnerschaften mit belgischen Gemeinden geschlossen. Neben Endersbach sind das die Gemeinden Düsseldorf, Leichlingen-Weltersbach, Mönchengladbach, Mainz und Wuppertal. Auch der Landesverband Rheinland zeigt Interesse, eine Partnerschaft zu starten. „Wir sind ein sehr kleiner Baptistenbund. Diese Vernetzungen bedeuten uns sehr viel“, sagte Verhaege. Zur EBF gehören 59 Baptistenbünde und Partnerorganisationen in Europa, dem Nahen Osten und Zentralasien mit insgesamt rund 600.000 Mitgliedern.

Ein Artikel von Klaus Rösler