Engagiert für das Reich Gottes in der DDR

Baptistischer Generalsekretär Rolf Dammann 90 Jahre alt

Er hat 1964 den US-Bürgerrechtler Martin Luther King getroffen und 1982 den amerikanischen Prediger und Evangelisten Billy Graham. Beide hielten sich zu Besuchen im damaligen Ost-Berlin auf. Doch wichtiger als diese herausragenden Treffen sei ihm sein Dienst im Reich Gottes gewesen. Das sagte Pastor i. R. Rolf Dammann der Zeitschrift DIE GEMEINDE. Am 16. August wurde der frühere Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden 90 Jahre alt.  

Ursprünglich hat er den Beruf des Steuerinspektors gelernt. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er bei der Kriegsmarine, wo er 1944 schwer verwundet wurde. Anschließend arbeite bis 1952 im Finanzamt Gera. Der Sohn eines baptistischen Ehepaares erlebte dann eine Berufung in den hauptamtlichen geistlichen Dienst. Den begann er als Missionsmitarbeiter im thüringischen Schmölln, wo er bis 1958 tätig war. Berufsbegleitend absolvierte er neben dem Selbststudium Bibellehrgänge in Buckow und Leipzig. 1958 wechselte er in die Gemeinde Berlin-Friedrichshain und wurde vom Vorsitzenden des Bundesrates der Freikirche, Herbert Weist, zum nebenberuflichen Geschäftsführer der Bundesgeschäftsstelle Ost in Berlin berufen. 1960 wurde zum Prediger ordiniert. Ab 1965 arbeitete er vollzeitlich in der Berliner Geschäftsstelle. 1969 wurde er von der Bundeskonferenz zum hauptamtlichen Generalsekretär berufen. In dem Amt leitete er auch die Arbeit des Diakoniewerks Bethel in der DDR. Am 1. August 1989 ging er in den Ruhestand. Sein über mehrere Jahrzehnte währendes Engagement für die Aufrechterhaltung der Missionsgesellschaft Neuruppin führte dazu, dass das Vermögen in Millionenhöhe für die Errichtung des Betreuten Wohnens in Elstal und für die EBM eingesetzt werden konnte.  

Nebenberuflich war er als Gastlehrer am Theologischen Seminar Buckow tätig, u. a. für Geschichte des deutschen Baptismus. Er engagierte sich auch im Baptistischen Weltbund. Dort amtierte er von 1980 bis 1985 als einer von zwölf Vizepräsidenten.  

Heute lebt er in der Seniorenresident Bethel in Berlin-Friedrichshain. Es geht ihm, wie er sagt, „den Umständen entsprechend gut“. Seit zwei Jahren kann er sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Umso mehr freut er sich darüber, dass er hin und wieder noch die Gottesdienste in der Gemeinde Berlin-Friedrichshain in der Matternstraße besuchen kann.

Der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Christoph Stiba (Elstal), gratulierte Dammann zum Geburtstag. Er schrieb:  „In seiner zwanzigjährigen Verantwortung als Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR (1969-1989) hat Rolf Dammann mit seinem persönlichen Einsatz wie nur wenige dazu beigetragen, das die Bünde in Ost und West trotz der aufgezwungenen Trennung beieinander blieben. 25 Jahre nach dem Mauerfall und in der Folge der Wiedervereinigung beider Bünde zu einem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland erfüllt uns das ihm gegenüber mit tiefer Dankbarkeit.“

Dammann war verheiratet mit seiner Ehefrau Elfriede, die ab 1977 an einem Hirntumor erkrankt war und die er zuletzt bis zu ihrem Tod 2003 pflegte. Das Paar hat fünf Kinder und zehn Enkelkinder. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden war in der DDR die zweitgrößte Freikirche mit 215 Gemeinden, 289 Predigtplätzen und knapp 21.000 Mitgliedern.

Ein Artikel von Klaus Rösler (DIE GEMEINDE)