Es fing an mit einer Idee …

Baptist Children and Youth Ministry im Libanon

… und entstanden ist ein kompletter Arbeitszweig innerhalb des libanesischen Baptistenbundes, der eine große Segensspur hinterlässt. Davon konnte sich Frank Wegen, Mitglied des Europahilfekomitees, Anfang November vor Ort bei einer Projektevaluierung überzeugen.

 

Leitende Mitarbeiter der libanesischen Baptisten hatten vor einigen Jahren den Impuls: Wir wollen in die junge Generation investieren! Bis dahin gab es aber keinerlei überörtliche Jugendarbeit im libanesischen Baptistenbund, keine Strukturen dafür und keinerlei Ressourcen. Eine der Folgen des langen Bürgerkrieges in den achtziger Jahren war es, dass sich eine Jeder-muss-für-sich-selber-sorgen-Mentalität in den Gemeinden etabliert hat, berichtet Jugendpastor Joseph Kazzi.

Den Wunsch und die Leidenschaft, etwas für die junge Generation zu tun, teilten Nabil Costa, Direktor der Lebanese Baptist Society, und weitere Mitarbeiter einer Reisegruppe des BEFG im Frühjahr 2004 mit. Damit kam ein Stein ins Rollen, denn zurückgekehrt nach Deutschland wurde nun fieberhaft überlegt, wie das Anliegen der libanesischen Baptisten unterstützt werden kann.

Nach vielen Überlegungen und Gesprächen wird die Europahilfe (hervorgegangen aus der Osteuropahilfe unseres Bundes und nun über Osteuropa hinaus erweitert auf den Bereich der ganzen EBF) Ansprechpartner und Gegenüber für die libanesischen Baptisten. Es soll eine Stelle für einen Jugendpastor im Libanon eingerichtet werden, der Gemeinden gewinnen, Strukturen schaffen, Mitarbeiter sammeln und eine Bundesjugendarbeit aufbauen soll. Die Europahilfe stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung.

Joseph Kazzi nimmt am 01.01.2006 seinen Dienst auf und fängt praktisch bei Null an. Er initiiert einen Runden Tisch, an dem anfangs Vertreter aus ganzen vier Gemeinden des Bundes beteiligt sind. Relativ schnell ist zum Anliegen der Jugendarbeit auch die Arbeit mit Kindern dazu gekommen, ausgelöst durch den Krieg im Sommer 2006 und die Beobachtung, wie viele Kinder durch die Kriegshandlungen betroffen sind.

Für Joseph Kazzi steht eine Menge Überzeugungsarbeit in den Gemeinden an, und rückblickend wurde in den auswertenden Gesprächen deutlich: Die Arbeit war fruchtbarer und erfolgreicher, als man es zu träumen wagte. Heute sind sechzehn von insgesamt einundzwanzig Gemeinden aktiv in die Jugendarbeit des Bundes eingebunden, und es gibt einen Kreis von ca. dreißig ehrenamtlichen Mitarbeitern aus den Gemeinden, die bei Jugendtagen und Freizeiten mitarbeiten. Das Interessante ist, so Joseph Kazzi, dass auch die wenigen Gemeinden, die sich nicht einbinden lassen, begonnen haben, eigenständig Kindercamps durchzuführen – um zu beweisen, dass sie es alleine können. Aber sie tun jetzt auch etwas, was sie vorher nicht getan haben, insofern hat das Youth Ministry selbst hier positive Auswirkungen.

In den kommenden Jahren wird der Fokus weiter aufgeweitet über die Gemeindekinder hinaus auf bedürftige Kinder, die auf der Straße oder in entsprechenden Einrichtungen leben. Auf Kinder, die aus anderen religiösen Traditionen stammen. Der überwiegende Teil der Teilnehmer der Kindercamps heute hat einen muslimischen Hintergrund. Insgesamt wurden 1334 Kinder und 568 Jugendliche erreicht, erläutert Alia Abboud, die in der Baptist Society für die ausländischen Partner zuständig ist.

Was uns im Europahilfekomitee von Anfang an wichtig war: Wir wollen nicht nur finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, sondern den Aufbau der Jugendarbeit auch partnerschaftlich begleiten. Hier hat auch unser Bundes-GJW wertvolle Dienste geleistet. Bei unserer Auswertung Anfang November vor Ort kam immer wieder zur Sprache, dass all das, was es heute als Baptist Children and Youth Ministry im Libanon gibt, nur entstehen konnte durch die kontinuierliche Unterstützung der Europahilfe des deutschen Bundes. "Die Geschichte des BCYM ist eine Segens- und Erfolgsgeschichte, entstanden durch das Engagement der Deutschen", sagt denn auch Nabil Costa.

Derzeit sind intensive Überlegungen im Gange, die Arbeit konzeptionell neu aufzustellen und insbesondere für bedürftige Kinder einen neuen Schwerpunkt zu setzen, um Salz und Licht für die Gesellschaft sein zu können. Die Europahilfe will diese Arbeit auch künftig unterstützen und begleiten.

Ein Artikel von Frank Wegen