Es geht um mehr, als in den Himmel zu kommen

Impulstagung Mission und Forum Diakonie: Gottes Liebe unter die Menschen bringen

Schmitten – Im christlichen Glauben geht es um mehr, als nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Vielmehr sind Christen aufgerufen, die gute Nachricht von der versöhnenden Liebe Gottes unter die Menschen zu bringen. Darauf hat der Missionstheologe Prof. Johannes Reimer vom Theologischen Seminar Ewersbach (Dietzhölztal/Mittelhessen) des Bundes Freier evangelischer Gemeinden bei einer baptistischen Fachtagung in Schmitten-Dorfweil hingewiesen. Die 100 Teilnehmer des Treffens „Impulstagung Mission und Forum Diakonie“ vom 16. bis 18. Januar forderte Reimer auf, ihre Gemeindearbeit radikal an den gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Umgebung auszurichten. Nur so würden sie ihrer Bestimmung gerecht, Licht und Salz der Welt zu sein. Ohne eine solche grundlegende Veränderung hätten christliche Gemeinden auf die Dauer keine Chance, in der Gesellschaft zu bestehen. Reimers Kollege am Theologischen Seminar Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Michael Kißkalt, meinte ebenfalls, dass christliche Gemeinden zuerst das Vertrauen ihrer Umgebung gewinnen müssten, um dann auch das Evangelium bezeugen zu können. Christoph Stiba, Leiter des Dienstbereichs Mission, appellierte auch an die auf der Tagung nicht vertretenen Gemeinden, sich ernsthaft mit diesen Impulsen auseinanderzusetzen. Nur so kämen sie aus ihrer „Binnenorientierung“ heraus, drehten sich nicht länger um sich selbst und könnten im Namen Jesu wirklich bei den Menschen sein.

Das Treffen stand unter dem Motto „Glaube am Montag“. Damit nahm der Dienstbereich Mission der Freikirche das Anliegen einer gleichnamigen überkonfessionellen Initiative auf. Sie will Christen und Gemeinden ermutigen, den Alltag aktiv im Sinne des Evangeliums zu gestalten. Es gehe darum, den Glauben zuerst im Alltag und dann auch am Sonntag zu leben.

Michael Borkowski, Pastor und Geschäftsführer des Diakoniewerks Kirchröder Turm in Hannover, forderte dazu heraus, als Christen den Lebensstil am wiederkommenden Christus auszurichten. Dafür stellte er den Teilnehmern einige Gebetsformen vor, die dies im Alltag zum Ausdruck bringen, etwa das „Herzensgebet“, das in der orthodoxen Gebetstradition seinen Ursprung hat und in Verbindung mit den Atembewegungen jederzeit im Alltag ausgeübt werden kann.

Der landeskirchliche Evangelist Theo Lehmann (Chemnitz) plädierte dafür, dass bei aller Anpassung an die heutige Lebenswelt die Verkündigung des Evangeliums klar und deutlich bleibt. Anlass für Lehmanns Teilnahme an dem Treffen war auch seine langjährige Freundschaft mit dem baptistischen Liedermacher und Theologen Jörg Swoboda (Buckow bei Berlin), der nach 41 Dienstjahren als Pastor, Theologiedozent, Evangelist und Musiker in den Ruhestand verabschiedet wurde. Lehmann, mit dem Swoboda zu vielen Evangelisationen gemeinsam unterwegs war, brachte – wie auch viele andere – seine Hochachtung und Dankbarkeit für Jörg Swobodas Lebenswerk zum Ausdruck. In einem Sketch verabschiedete das Team des Dienstbereichs Mission „seinen christlichen Barden und unermüdlichen Rufer zur Klarheit des Evangeliums“ in humorvoller Art und Weise. Stiba und die Generalsekretärin der Freikirche, Regina Claas (Elstal), würdigten die herausragende Rolle Swobodas bei der Entwicklung der Baptistengemeinden in der ehemaligen DDR und als „Vollblutevangelist“ im deutschen Bund.

Vor der Impulstagung fand in Dorfweil das Forum Gemeindegründung statt. Den 16 Teilnehmern erläuterte Pastor Klaus Schönberg (Waldeck) sein Konzept einer multikulturellen Gemeindegründung. Dahinter steht die theologische Überzeugung, dass Menschen aus allen Nationen an Gottes Tisch sitzen werden. In der aktuellen Situation, in der die deutsche Gesellschaft kulturell immer vielfältiger wird, müssten sich gerade Gemeindegründungsinitiativen im städtischen Umfeld auf einen solchen multikulturellen Ansatz einlassen. Erfreut nahmen die Teilnehmer zu Kenntnis, dass ab Sommer 2012 ein hauptamtlicher Referent die Gemeindegründungsinitiativen in ihrer Freikirche begleiten wird. Um auch unabhängige Gemeindegründungen in Zukunft besser in die Freikirche integrieren zu können, wurde der rechtliche Status „Anerkanntes Gemeindegründungsprojekt im BEFG“ geschaffen.

Ein Artikel von Michael Kißkalt, Christoph Stiba und Klaus Rösler