„Freikirchen in Österreich“ staatlich anerkannt

Zusammenschluss umfasst fünf Bünde mit 160 Gemeinden

Ein Zusammenschluss von fünf Freikirchen in Österreich hat die volle staatliche Anerkennung erhalten. Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied (SPÖ), unterzeichnete eine entsprechende Verordnung und veröffentlichte sie am 26. August im Bundesgesetzblatt. Die „Freikirchen in Österreich“ sind damit die jüngste von insgesamt 16 staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften. Zuvor waren die Freikirchen nur als eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft mit unklaren Rechtverhältnissen anerkannt. Zu dem Zusammenschluss gehören die Freie Christengemeinde-Pfingstgemeinde, der Bund evangelikaler Gemeinden, der Bund der Baptistengemeinden, die Elaia Christengemeinden und die Mennonitische Freikirche. Sie haben zusammen rund 19.000 Mitglieder in 160 Gemeinden. Das entspricht einem Anteil von 0,2 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Er ist die Voraussetzung für eine gesetzliche Anerkennung. Damit ist unter anderem die Möglichkeit verbunden, Religionsunterricht an Schulen zu erteilen. Zu den Baptisten gehören 1.500 Mitglieder in 25 Gemeinden.

Der Vorsitzende des Rates der Freikirchen und Generalsekretär der Baptisten, Walter Klimt (Wien), zeigte sich begeistert: „Nach mehr als 100 Jahren in Österreich sind wir endlich anerkannt.“ Den Zusammenschluss nannte er im Gespräch mit der GEMEINDE „weltweit einmalig“: „Nirgends sonst haben bisher Freikirchen dieser Bandbreite unter einem gemeinsamen Dach zusammengefunden. Dass Evangelikale mit Pfingstlern zusammengehen, gibt es nur in Österreich. Wir unterscheiden uns doch nur in Nuancen und stehen zu unserer Unterschiedlichkeit.“ Auch andere Freikirchen in Österreich habe eine Woge der Begeisterung erfasst, und es gebe inzwischen Gruppen, die sich den „Freikirchen in Österreich“ gerne anschließen wollten. Klimt schätzt, dass es insgesamt bis zu 60.000 Freikirchler in Österreich gibt. Sie stießen auf große Resonanz. In den letzten 30 Jahren habe sich in einigen Gruppierungen die Mitgliederzahl verdoppelt, in anderen gar verdreifacht. Man plane nun als ersten konkreten Schritt zum Schuljahrsbeginn 2014/15 einen freikirchlichen Religionsunterricht in den Schulen anzubieten. Dazu habe man bereits Gespräche mit der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems aufgenommen. Man hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, gerade in Regionen, „wo es sonst nur von beiden Seiten zu wenige Schüler gäbe“. In manchen Gebieten stellten die Freikirchen schon heute mehr Schüler als die evangelische Kirche: „Unsere Familien haben mehr Kinder.“

Die Evangelische Kirche in Österreich hat rund 320.000 Mitglieder. Wie Klimt sagte, sei es das oberste Anliegen der Freikirchen, christlichen Glauben zeitgemäß und verständlich zu vermitteln und seine Bereicherung für das Leben und Zusammenleben von Menschen aufzuzeigen.

Die Österreichische Evangelische Allianz begrüßte die Entscheidung. Sie stelle einen Meilenstein in der Religionsgesetzgebung des Landes dar, erklärte der Allianzvorsitzende Frank Hinkelmann (Petzenkirchen/Niederösterreich): „Ich wünsche den Freikirchen, dass sie ihre Stimme verstärkt zum Wohle des Landes und der Gemeinde Jesu erheben und einen segensreichen Beitrag in unserem Land leisten werden.“ Von den knapp 8,5 Millionen Einwohnern Österreichs sind 64 Prozent Katholiken und 21 Prozent konfessionslos. Fast 4 Prozent gehören zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (lutherisch) und Helvetischen Bekenntnisses (reformiert).

Ein Artikel von Klaus Rösler (DIE GEMEINDE)