Freikirchen veröffentlichen Wahlprüfsteine

Entscheidungshilfe für Bundestagswahl: Antworten der Parteien nun verfügbar

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hat im Vorfeld der Bundestagswahl am 22. September einen ausführlichen Fragenkatalog an die im Bundestag vertretenen Parteien geschickt. Alle Parteien haben diese „Wahlprüfsteine“ bearbeitet und Auskunft darüber gegeben, welche Ziele sie im Falle einer Regierungsbeteiligung nach der Wahl anstreben. Bei den Fragen geht es um die Themen Ehe und Familie, Migration, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Frieden, das Verhältnis von Kirche und Staat, den Umgang mit Flüchtlingen und die älter werdende Gesellschaft.  

Wie wollen die Parteien eine familienfreundliche Gesellschaft oder das Miteinander der Generationen fördern? Mit welchen Mitteln möchten sie Altersarmut verhindern, die Umweltbelastung verringern, den Export von Waffen in Krisenregionen unterbinden, Bildungsgerechtigkeit erreichen? Wie halten sie es mit der Aufnahme von Flüchtlingen, wie mit dem Religionsunterricht an Schulen? Einen Katalog mit 24 solcher Fragen haben CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke der VEF beantwortet.

Entstanden ist die Idee, eigene Wahlprüfsteine zu formulieren, Ende Juni bei einem Treffen zwischen dem Vorstand der SPD und Vertretern des VEF-Vorstands, der regelmäßig das Gespräch mit den unterschiedlichen Parteien sucht. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ermutigte die VEF zu der Aktion, und Vorstandsmitglied Friedrich Schneider formulierte den Fragenkatalog. Bei der Initiative sei es ihm ein besonderes Anliegen, so Schneider, die Gemeindemitglieder zu ermutigen, „politisch zu denken, sich in der Verantwortung vor Gott für die Gesellschaft einzubringen und eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen.“ Bei der Auswahl der Themen habe er versucht, sich nicht von parteipolitischen Vorlieben leiten zu lassen, sondern typische Fragen gestellt, „die Christen in der Mitverantwortung für diese Welt im Blick haben.“

Diese Mitverantwortung beschreibt der VEF-Beauftragte am Sitz der Bundesregierung, Peter Jörgensen, als „christlichen Auftrag, zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen zu handeln.“ Hierzu gehört für ihn auch, dass Christen am politischen Leben teilnehmen und dabei das Gemeinwohl im Blick haben: „Dem Gemeinwohl sind auch die Parteien verpflichtet. Darin wollen wir sie kritisch begleiten. Darum achten wir in Parteiprogrammen auf bestimmte Themen, die aus unserer Sicht wesentlich zum Wohlergehen gehören.“ Eine konkrete Wahlempfehlung der VEF kommt für ihn allerdings nicht infrage: „Unsere Mitglieder können und sollen ihr eigenes Urteil bilden.“ Es sei charakteristisch für das theologische Grundverständnis der Freikirchen, so Jörgensen, dass Christen „Themen persönlich und verantwortlich vor Gott klären. Diese Klärung wollen wir befördern, können sie aber nicht übernehmen.“

Ebenso wie für Jörgensen ist der christliche Glaube auch für Ansgar Hörsting „eine entscheidende Kraft und Motivation zur Mitgestaltung der Gesellschaft.“ So hält der VEF-Präsident das „Gebet für Politiker – vor, während und nach der Wahl“ für unerlässlich. Doch das Engagement aus dem Glauben sollte nicht nur im stillen Kämmerlein erfolgen, ist Hörsting überzeugt: „Mit unseren Wahlprüfsteinen wollen wir bei Parteien und Politikern als glaubwürdiger Gesprächspartner aus der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen werden. Wir stellen unsere speziellen Fragen und denken konkret mit.“ Und dies geschieht auch durch die tägliche Arbeit von Peter Jörgensen, der als VEF-Beauftragter in Berlin die Themen der Freikirchen in den politischen Betrieb einbringt.

Die Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine der VEF können Sie unter www.vef.de/wahl2013 nachlesen. 

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen wurde 1926 gegründet. Ihr gehören zehn Mitglieds- und vier Gastkirchen an.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber