v.l.n.r.: Christoph Stiba, Jonas Kakenge Mbwenga, Regina Claas, Kondjeni Hiliwa und Michael Hamusira

Foto: David Vogt

„Gegenseitiges Verständnis und Einheit“

Delegation aus Namibia zu Gast beim Bundesrat

Der BEFG hatte drei Vertreter der National Baptist Convention of Namibia (NBCN) zur Bundesratstagung eingeladen, um die gemeinsame Partnerschaft voranzubringen. Gemeinsam wollen der deutsche und der namibische Bund sich mit Themen wie theologischer Ausbildung, der Arbeit mit jungen Menschen und auch der Kolonialgeschichte beider Länder befassen. Zudem soll ein Austausch zwischen Pastoren und zwischen Gemeinden aufgebaut werden.

NBCN-Partnerschaftskoordinator Jonas Kakenge Mbwenga ging in seinem Grußwort im Himmelfahrtsgottesdienst auf das BEFG-Jahresthema „Versöhnung erleben“ ein und zitierte das Bibelwort aus 2. Korinther 5,18: „Aber das alles ist von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.“ Kakenge Mbwenga leitete daraus einen Wunsch für die Partnerschaft mit den deutschen Baptisten ab: „Möge das Bibelwort uns leiten und inspirieren, wenn wir gemeinsam daran arbeiten, Versöhnung zu erleben, gegenseitiges Verständnis und Einheit zu entwickeln und die Zusammenarbeit unserer Bünde zu gestalten.“ In einem Interview am Rande der Tagung unterstrich er, dass für die Partnerschaft das Thema Versöhnung gerade zur rechten Zeit komme: „Durch die Kolonialgeschichte besteht zwischen unseren Ländern eine Verbindung: Namibia war eine Kolonie Deutschlands. Unser Bild von Deutschland ist ganz anders als das, was wir in diesen Tagen hier erlebt haben. Zurück in Namibia wird es an uns sein, die Botschaft weiterzugeben: Es ist Zeit für Versöhnung zwischen unseren Ländern.“ Dieser Aspekt ist auch NBCN-Jugendpräsident Michael Hamusira wichtig, der Teil der namibischen Delegation war: „Dass wir hier sind, zeigt: Als Christen stehen wir für Versöhnung – trotz aller Unterschiede.“

BEFG-Partnerschaftskoordinatorin Regina Claas erläuterte am Rande der Konferenz, die Partnerschaft befinde sich aktuell noch in der ersten Phase, in der es darum gehe, dass Menschen aus dem BEFG und dem südwestafrikanischen Baptistenbund einander kennenlernten und ihre Erwartungen an die Partnerschaft formulierten. „In einer zweiten Phase wollen wir bis 2027 miteinander in Projekten unterwegs sein. Danach sollen Beziehungen auf der Ebene von Ortsgemeinden weiterentwickelt und gepflegt werden.“

Über Themen, die ihnen wichtig sind, berichteten die Gäste aus Namibia im Interview. Pastor Kondjeni Hiliwa, der Mitglied der NBCN-Kirchenleitung ist, nannte die theologische Ausbildung als einen Bereich, in dem man vom BEFG lernen wolle – ein Punkt, den auch Jonas Kakenge Mbwenga unterstrich: „Während es bei Pastoren in Namibia schwerpunktmäßig um Leitungskompetenz geht, müssen Pastoren in Deutschland auch in Theologie ausgebildet sein. Hier könnten wir von unseren deutschen Partnern profitieren.“

Auch der inhaltliche Austausch über die kirchliche Arbeit mit jungen Menschen wird in der Partnerschaft eine wichtige Rolle spielen, was schon dadurch deutlich wurde, dass die NBCN ihren Jugendpräsidenten Michael Hamusira nach Deutschland entsandt hatte, der ebenfalls den Wert theologischer Ausbildung herausstellte: „Ich wünsche mir, dass mehr junge Leute in meinem Land Theologie studieren und Pastor werden.“

Regina Claas, die viele Jahre als Missionarin für EBM INTERNATIONAL im südlichen Afrika gearbeitet hat, zeigte auf, welche Chancen die Partnerschaft für den deutschen Bund bietet: „Wir brauchen die Namibier als Schwestern und Brüder, die ihren Glauben unter ganz anderen Bedingungen leben als wir, und die Gott oftmals auf eine ganz unmittelbare Weise erfahren, die uns vielleicht fremd geworden ist.“ Dies könne eine echte Ermutigung sein: „Es kann uns anstecken zu einem fröhlichen Christsein und zu einer tieferen Beziehung zum lebendigen Gott.“ Zudem könne man von den Namibiern viel lernen, wenn es um Gemeindearbeit und das Zeugnis als Kirche geht: „Beispielsweise für die Frauenarbeit oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen können wir im Miteinander viele Impulse erhalten.“

Bei einem gemeinsamen Arbeitsessen beschlossen die namibischen Gäste und die deutschen Gastgeber, wie es in der Partnerschaft weitergehen soll. So wird neben den genannten Themen unter anderem ein Austausch zwischen Pastoren aufgebaut. Gemeinden, die Interesse an einer Partnerschaft haben, können sich per E-Mail bei Regina Claas namibia-partnerschaft(at)befg.de melden. BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba zeigte sich dankbar über die gemeinsame Zeit mit der Delegation aus Südwestafrika: „Ich sehe in der Partnerschaft eine große Chance, gemeinsam im Glauben zu wachsen und von den Erfahrungen der Anderen zu lernen. Gemeinden und Geschwister aus unserem Bund lade ich herzlich ein, sich hier zu engagieren.“

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber