Generation 55 plus: Mittendrin

Bericht vom Zukunftstag in der EFG Oldenburg

Sie nennen sich selbst „Best Agers“, „Oldtimer“ oder „Silberstreifen“. Gemeint ist die Generation „dazwischen“ – noch nicht alt, aber nicht mehr ganz jung. 55 plus also. Vertreter dieser Altersgruppe lud der Landesverband Nordwestdeutschland im Sommer zu einem Zukunftstag in die Räume der EFG Oldenburg ein. Elisabeth Seydlitz, die in der Gemeinde für die Arbeit mit Senioren zuständig ist, berichtet vom Zukunftstag. 

Vierzig Interessierte beschäftigten sich mit den Fragen: Wie müssen zeitgemäße Angebote für Menschen aussehen, die sich am Ende ihres Berufslebens befinden und sich langsam auf die nachberufliche Lebensphase einstellen? Wie können neue zeitliche und familiäre Freiräume genutzt werden? Wie kann Gemeinde so gestaltet werden, dass die „Generation plus“ sich dort heimisch, gewollt und gebraucht fühlt? Welche Möglichkeiten gibt es, sich darüber hinaus gesellschaftlich zu engagieren und im Sinn des lateinischen Wortes inter [inmitten, zwischen, unter] „Interesse“ zu zeigen und mittendrin zu sein?

In ihrem Impulsreferat am Vormittag ging die Referentin des GemeindeSeniorenwerkes des BEFG, Irmgard Neese, auf den Wandel des Verständnisses von „alt sein“ ein. Seien die eigenen Großeltern noch dunkel gekleidet gewesen, bäuerlicher Herkunft und mit einem eingeschränkten Bewegungsradius, so sei die Großelterngeneration von heute modern, beweglich und vielseitig interessiert. Wer heute in den Ruhestand gehe, befinde sich in einer komfortablen Situation, nämlich der, sich meist körperlich und geistig rege vermehrt der Pflege eigener Interessen widmen zu können, so Neese. „Laufen – lernen – lieben“ oder „Bewegung – Bildung – Beziehung“ – diese Begriffe fassen für Irmgard Neese Aufgabe und Bedürfnis dieser Lebensphase zusammen. In der Gemeinde sei es wichtig, diesen Menschen Raum zur Mitgestaltung anzubieten und gleichzeitig sensibel zu sein für Probleme, die sich mit zunehmendem Alter einstellen.

Am Nachmittag wurde es dann praktisch. An fünf Tischen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Gespräch über wichtige Themen dieser Lebensphase. Wie können Alleinstehende ins Gemeindeleben integriert werden? Wie kann eine sich verändernde Spiritualität auch in der Gemeinde ihren Ausdruck finden, z.B. der Wunsch nach mehr Einkehr und Stille? Wo gibt es Orte, an denen man Glaubenserfahrungen teilen und weitergeben kann, auch an Jüngere? Wie kann Weiterbildung im Älterwerden geschehen? Welche Angebote rund um Kunst und Kultur können initiiert oder gemeinsam wahrgenommen werden? Wie könnte modernes und doch altersgerechtes Wohnen aussehen?

Einige Anregungen, die sich aus dem gegenseitigen Austausch ergaben, sollen in einzelnen Gemeinden zeitnah umgesetzt werden. So wollen einige Teilnehmer aus einer kleineren Gemeinde einen Fahrdienst initiieren, der es Älteren ermöglicht, an den Veranstaltungen der Gemeinde teilzunehmen. Über die Gründung eines Literaturkreises und einer Büchertauschbörse wurde nachgedacht – gute Bücher weiterempfehlen und sich darüber mit anderen Interessierten austauschen, das erschien vielen reizvoll.

Einen Schwerpunkt bildete die Überlegung, wie man sowohl mit Jüngeren als auch mit Älteren in Kontakt treten kann. Unter der Überschrift „Weiterlernen und weiterbilden“ kam bei einigen Endfünfzigern der Wunsch auf, von Jüngeren eine Einweisung in die Computernutzung zu erhalten. Sie wollen in den Jugendgruppen der jeweiligen Gemeinden technisch versierte Jugendliche dafür anfragen. Geistliches Erleben untereinander und generationsübergreifend zu teilen, das kann in Gebetspatenschaften und -partnerschaften geschehen. Einige Teilnehmer haben damit gute Erfahrungen gemacht, sich mit einem Gebetspartner regelmäßig zum Austausch und gemeinsamen Gebet zu treffen. Dass diese Praxis noch weiter greift und vertieft wird, war ein Impuls, der aus diesem Tag in die Gemeinde Oldenburg gegeben werden soll.  

Mit einer Auswertung der einzelnen Tischgespräche und einem Segensgebet endete das Treffen. Bei dem Miteinandertag der Gemeinden des Landesverbandes NWD, der am 21. September in Leer stattfindet, wird erste Gelegenheit dazu sein, einander von der Umsetzung der geplanten Initiativen zu berichten.

Ein Artikel von Elisabeth Seydlitz