Das SENT-Moderatorenteam

Gesandt in Gottes Welt

EBF-Missionskongress SENT 2023 in Stavanger

SENT – unter diesem Motto fand vom 5. bis 9. Juli der Missionskongress der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in Norwegen statt. Das Thema „Gesandt“ zog sich durch Bibelarbeiten, Podiumsdiskussionen, Seminare, Gespräche und Gebete, die im Laufe der Tage stattfanden. Ungefähr 750 Baptisten und Baptistinnen aus Europa und von anderen Kontinenten waren in Stavanger zusammengekommen, darunter etwa 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der Theologe Miroslav Volf hielt den Eröffnungsvortrag der Konferenz. Er war bereits beim Abschlussabend der vorangegangenen BWA-Ratstagung vorgestellt worden. Er führte aus, dass Gott die Welt als Heimat für die Menschen und für Gott in Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen erschaffen habe. Diese Heimat sei aber „von Anbeginn der Geschichte“ bedroht durch die „Monster“ Reichtum und Macht. Hinzu kämen als moderne Feinde der Heimat Gottes die Eskalation, das heißt, das beschleunigte Lebenstempo und der zunehmende Aktivismus der Menschen, sowie die Verdinglichung. Beispielhaft dafür berichtete Volf von der modernen Medizin, die dazu neige, menschliche Körper als Maschinen zu behandeln, die repariert werden müssten. Die Menschen könnten jenen Konflikt des bedrohten „Home of God“ nicht lösen, aber „wir können uns die Zeit nehmen, sinnvolle Beziehungen zu Menschen und Orten aufzubauen. Und wir können daran arbeiten, die Brüche zu heilen, die durch diese aus dem Gleichgewicht geratenen Kräfte verursacht werden. Wir können gegen Obdachlosigkeit in unseren Städten kämpfen oder uns für eine partizipativere Politik und eine gerechtere Wirtschaft einsetzen. Wir können uns der transformierenden Gegenwart Gottes öffnen.“ So könne man gemeinsam mit Gott ein Zuhause für die Menschen schaffen.

Miroslav Volf

Micheline Makkar

Ben Francis

„Wenn du sehen willst, was du noch nie gesehen hast, musst du tun, was du noch nie getan hast“, ermunterte Ben Francis aus Indien die Zuhörerinnen und Zuhörer in seiner Bibelarbeit und forderte sie dazu auf, mit Gebet und Gottvertrauen die Menschen in Europa mit dem Evangelium von Jesus Christus bekanntzumachen: „Macht Euch auf, um diese Vision zu verwirklichen, stellt ein Team mit Menschen zusammen, die Gott für Euch auswählt und ermutigt sie, loszugehen.“

Micheline Makkar aus dem Libanon berichtete in ihrer Bibelarbeit eindrücklich, wie Gott gerade in schwierigen Situationen Wunder wirken kann. „Wir selbst sind lauter Nullen, aber Gott ist die Nummer eins. Wenn Gott vor uns steht, dann werden wir größer, dann werden wir 10, 100, 1.000.000.“ Zudem stellte sie den von ihr mitproduzierte Film „Damascus speaks“ über Paulus‘ Bekehrungsgeschichte in Damaskus vor. Gedreht an Originalschauplätzen stellen hier überwiegend muslimische Schauspieler und Schauspielerinnen aus dem Nahen Osten die biblische Geschichte dar. Der Film wurde in Syrien, im Vatikan und vielen anderen Ländern mit hochrangigen Gästen im Publikum aufgeführt.

Valérie Duval-Poujol

Plenum

Gruppenbild mit ukrainischer Delegation

In ihrer Bibelarbeit zu Matthäus 10,32-42 verdeutlichte Valérie Duval-Poujol aus Frankreich, dass Jüngerinnen und Jünger Jesu immer Lernende sind. Nachfolgerin oder Nachfolger Jesu zu werden bedeute auch, sich von allem zu trennen, was einen zu sehr beherrscht. „Wir müssen erkennen, dass die Werte dieser Welt nicht die Werte des Reiches Gottes sind.“ Es gehe darum, sich Jesus mit seinem ganzen Sein zu übergeben. „Mission bedeutet auch“, so Duval-Poujol, „gegen alle Formen von Ungerechtigkeit und Gewalt zu kämpfen“. In diesem Zusammenhang wies sie auf das große Problem von häuslicher Gewalt gegen Frauen hin, das in vielen Kirchen immer noch ein Tabuthema sei. „Eine von drei Frauen mache in ihrem Leben die Erfahrung von physischer oder sexueller Gewalt durch ihr nahestehende Partner.“ Deswegen gebe es innerhalb des Baptistischen Weltbunds (BWA) die Initiative Stand against domestic violence, die mit verschiedenen Materialien über dieses globale Problem aufklären und es zum Thema in christlichen Gemeinden machen möchte.  

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von SENT 2023 beschäftigten sich mit den Themen Mission und Gemeindegründung aus ganz unterschiedlicher Perspektive. So gab es Gesprächsrunden zu den Bereichen „Multiethnische Kirche“ und „Kunst und Mission“. Es wurden Seminare angeboten zu „Mission in der Arabischen Welt“, „Migration und die Mission Gottes“ und „Führungskräfte für die postsäkulare Mission ausbilden“ sowie zu „Gemeindegründung im Kriegsgebiet“, „Jüngerschaftsbewegungen“ oder „Gründung einer Hausgemeinde“.

„SENT bedeutet für mich, zu erfahren wie mächtig Gott wirkt. Und es heißt auch, herausgefordert zu sein, loszugehen und, gemeinsam mit diesen wunderbaren Menschen hier, anderen zu erzählen, wer mein Retter ist und was er tut“, sagte eine Teilnehmerin während der Konferenz. Ein anderer Teilnehmer sagte, er schätze vor allen Dingen die Begegnungen zwischen den offiziellen Programmpunkten, wenn „man sich einfach hinsetzt, Gespräche führt, mit Menschen in Kontakt kommt und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit erkundet.“

Daniel Trusiewicz

Band

Beten für die junge Generation

Außerdem feierte die EBF das 21-jährige Bestehen der „International Mission Partnerships“ mit 230 verschiedenen Projekten, die bisher durch die Unterstützung zahlreicher Partner weltweit ermöglicht wurden. In diesem Jahr wurden im Rahmen dieses Programms bereits neun Gemeindegründungsprojekte gestartet: in Aserbaidschan, im Libanon, im Westjordanland, in der Türkei, in der Ukraine und auch in der ukrainischen Diaspora. Würdigend hervorgehoben wurde die Arbeit von Daniel Trusiewicz, dem langjährigen Koordinator der Missionspartnerschaften, der 2024 in den Ruhestand gehen wird.  

Vertreterinnen und Vertreter der Generation der unter 35-Jährigen nahmen die Anwesenden sehr persönlich mit hinein in das, was und wie sie die Konferenz erlebt haben. Besonders berührt zeigten sie sich von dem Abend, als EBF-Generalsekretär Alan Donaldson jeden im Plenum aufforderte, unter Handauflegung für die jungen Menschen neben sich zu beten. Vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden nahmen sechs junge Frauen im Rahmen einer Studienfahrt am EBF-Kongress teil. Zudem wirkten die Studierenden Fiona Waddell, Josephine Dietz und Jasha Gfrörer der Theologischen Hochschule Elstal am Programm von SENT 2023 mit. Sie moderierten zusammen mit Hochschulrektorin Andrea Klimt die Bibelarbeiten.

Jospehine Dietz und Jasha Gfrörer mit dem BWA-Präsidenten Tomás Mackey

Der Kochende Pastor

Sam Mail und Vertreterinnen und Vertreter der Generation U35

Auch Sam Mail als Vorsitzende der EBF-Kommission für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Maurício da Silva Carvalho als der Kochende Pastor und Michael Kißkalt als Generalsekretär von EBM INTERNATIONAL sah man als Mitwirkende aus dem BEFG auf der Bühne. Weitere Engagierte aus dem BEFG waren außerdem an der Vorbereitung und Durchführung von Workshops, Seminaren und Gebetsgruppen beteiligt.

Dem Missionskongress vorgeschaltet war die Ratstagung der EBF mit Wahlen für verschiedene Ämter. Vorsitzender des Nominierungsausschusses ist der Generalsekretär des BEFG Christoph Stiba. Die Nachfolge für Stefan Gisiger aus der Schweiz als Präsident der EBF tritt Mateusz Wichary aus Polen an. Als Vizepräsident wurde Charles Costa aus dem Libanon gewählt. Hürrem Carolin Keskin aus der Türkei ist als Vorsitzende der Kommission für Freiheit und Gerechtigkeit gewählt worden. Kaspars Šterns aus Lettland wurde als Vorsitzender der Kommission für Mission und Evangelisation berufen.

Ein Artikel von Julia Grundmann