„Gottes geliebte Menschen“ in Horn

Viele Gespräche zogen sich bis in den späten Abend hinein.

Am Sonntag, den 3. Oktober 2010 fanden die Gottesdienstbesucher der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Horn im Gottesdienstraum ein Fotostudio vor. In einer Ecke des Saales waren Blitzlichtanlagen und eine Leinwand aufgebaut. Und viele waren gespannt, was da auf sie zukam.

Doch zunächst  begann ein „normaler“ Gottesdienst. Pastor Carsten Hokema predigte über die Schöpfungsgeschichte und machte anhand der Ebenbildlichkeit die Beziehung Gottes zu den Menschen deutlich. Damit leitete er auch die Themenreihe „Gottes geliebte Menschen“ ein.

Anschließend waren alle Gemeindemitglieder und Gäste eingeladen, bei Pizzasuppe und etwas später auch Kaffee und Kuchen in den Gemeinderäumen zu verweilen. Währenddessen wurde der Gottesdienstraum nun vollends in ein Fotostudio umfunktioniert und die ersten Blitze erhellten den Saal.

Als erstes brachte ein 3-Jähriger den nötigen Mut auf, in die Linse von Carsten Hokemas Kamera zu schauen. Das tat er auf eine so humorvolle Art und Weise, dass im allgemeinen Lachen die kleinen Zweifel auch bei den anderen verschwanden. Und so reihten sich jung und alt, Familien, Ehepaare, Geschwister, aneinander und folgten den Anweisungen des Fotografen. Dieser kam dabei immer nur kurz zu einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen.

Doch auch die, die gerade nicht als Fotomodell bereit standen, empfanden eine große Freude an dem Nachmittag. An den einzelnen Tischgruppen wurde erzählt, ausgetauscht und über die Erfahrungen berichtet, die man vor der Kamera gemacht hatte. Immer wieder ging es dabei auch um die zahlreichen Zuschauer, die sich um das Fotostudio gruppiert hatten. Im Laufe der Zeit fanden sich dort fast alle Besucher ein und beobachteten das Geschehen. Einzelne Gesichtsausdrücke wurden, manchmal zum Leidtragen der Fotografierten J, kommentiert, aber auch hilfreiche Tipps gegeben (z.B. „Ein freches Foto würde auch zu ihr passen“). Während des ganzen Tages war es ein Kommen und Gehen von Gemeindemitgliedern, Nachbarn und Freunden. Gegen Ende, als Carsten Hokema von jedem ein Bild im Kasten hatte, ging es dann in den etwas experimentelleren Teil über. Dabei entpuppten sich erst Schüchterne zu Menschen, denen es Freude machte, mit Perspektiven und Gesichtsausdrücken zu spielen. Es entstanden die unterschiedlichsten Fotos und manchmal wollte man gar nicht so recht glauben, dass zwei Fotos zu ein und derselben Person gehörten. Auch turnerische Fertigkeiten kamen nicht zu kurz und so entstanden Fotos aus ganz neuen Perspektiven; selbst kopfüber.

Auf dem Nachhauseweg wurde sich schmunzelnd an das ein oder andere Fotoshooting erinnert und die Neugierde auf die Fotos wuchs.

 

Am Montag (4.10.10) lud die Gemeinde zu einem Abend unter dem Motto „Andere sehen mich von Außen. Ich sehe mein Inneres“ ein. Der Text „Wer bin ich?“ von Dietrich Bonhoeffer stimmte ein auf die Fragen, die wir uns im Bezug auf unser Wirken auf andere Menschen und unsere Selbstwahrnehmung machen.

Carsten Hokema sprach über die Stimmen in uns, die uns mit Sorgen und Zweifeln konfrontieren und versicherte, dass jeder Mensch, diese Stimmen kenne. Trotz aller Selbstzweifel und Versagensgefühle versicherte er die Zuhörer der bedingungslosen Liebe Gottes. Der weiße Stein, der anschließend  mit nach Hause genommen werden konnte, war Symbol des Freispruchs, des Neubeginns, den Gott mit jedem Menschen wünscht. Der Abend klang bei Salzstangen und Getränken aus. Besonders groß war die Freude über die Besucher aus anderen Kirchgemeinden Horns.

 

Am Dienstag (5.10.10) waren etwas weniger Gäste gekommen (ca.20) und Carsten Hokema gratulierte denjenigen, denen es trotz Arbeit und dem Wunsch auf  Feierabend gelungen war, sich aufzuraffen. Unter dem Titel „Gemeinsam ist man weniger einsam“ wurde über das Thema „Beziehungen“ nachgedacht. Dabei ging es um Beziehungen aller Art und wie sehr wir sie als Menschen brauchen. Denn was bringt uns das schönste Paradies, wenn wir es nicht mit jemandem teilen können?

Anhand der Begegnung zwischen Jesus und der Frau am Brunnen, sprach Carsten Hokema über Jesu Art und Weise Beziehungen zu gestalten. Jesus grenzt nicht aus, er spricht die Frau an, er respektiert sie und interessiert sich für ihr Leben. Auch für die Dinge, die andere nicht ansprechen, weil sie tabu sind. Er unterschied damals nicht zwischen den einzelnen Menschengruppen. Bei ihm gab es nicht Samariter, Juden, Männer oder Frauen. Auch heute würde er die Menschen nicht in Schubladen stecken und in Kategorien wie: Moslems, Christen oder Hartz4-Empfänger denken. Ein Sketsch über die Beziehung eines Paares lud ein, nicht an einem einmal gemachten Bild festzuhalten, sondern den anderen ganz neu kennenzulernen.

Carsten Hokema machte Mut, die Steine, die wir uns und anderen in den Weg legen, wegzuräumen, damit Beziehungen gelingen können. Als Zeichen dafür, konnte sich jeder, der wollte, einen Stein mit nach Hause nehmen. Dieser könne daran erinnern, konkrete Schritte zu wagen und Initiative zu ergreifen (obwohl wir diese vielleicht von dem anderen erwarten).

Nach dem Segen entstanden wiederholt Gesprächsgrüppchen bei Knabbereien.

 

Am Mittwoch (6.10.10) war es dann endlich soweit! Der lang ersehnte Abend der Vernissage!  Nachmittags hatten fleißige Helfer zwei Wände des Gottesdienstraumes mit ungefähr 90 Portraitaufnahmen verschönert. Bei Sekt und Häppchen wurden die ca. 35 Besucher dazu eingeladen, sich die DinA4-Aufnahmen anzuschauen. Von jung bis alt, Familien, Paaren, von frech über ernst bis fröhlich und wild war alles dabei. In den einzelnen Ecken des Raumes hörte man erstaunte „oho“ und „ahas“ und sonstige begeisterte Ausrufe über das eigene und die Fotos der anderen. 

Die Ausstellung wurde feierlich mit einem Stück des Posaunenchors der ev. Kirche Horn eröffnet. Carsten Hokema  predigte über die Schönheit und dass diese zuweilen im Auge des Betrachters liege. Denn schön sei, wer von liebenden Augen angeschaut werde. Das gelte auch für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, mit jedem einzelnen von uns. Die Frage: „Gott, bin ich schön?“ würde er sehr sicher bejahen. Denn das Äußere hat er erfunden und das Innere liebt er.

Besonders eindrücklich wurde dies auch beim Singen der  ausgewählten Lieder. Das Mottolied der vier Tage drückt die große Liebe Gottes zu seinen Kindern aus. In Verbindung mit den einzigartigen Gesichtern an der Wand, sprach es jedem einzelnen seinen Wert und seine Einmaligkeit zu. Diesmal luden die weißen Steine ein, sich einen neuen Namen geben zu lassen und Schritte mit Jesus zu wagen. Die Gemeinde bedankte sich bei Carsten Hokema für die bereichernden Tage und wünschte ihm für seinen weiteren Dienst Gottes Segen.

 

Aufgrund der nicht ganz so gut haftenden Klebepunkte mussten die Fotos leider schon am Mittwoch selbst wieder abgehangen werden. Am Sonntag, 10.10., wurden sie in einem Finisage-Gottesdienst an jeden einzeln verteilt. In den Tisch-Gesprächen mit einzelnen Besuchern der Gottesdienstreihe war deutlich Freude und Ermutigung zu spüren. Die gute Atmosphäre wurde immer wieder genannt. Viele Gespräche mit eingeladenen Freunden endeten nicht im Gemeindehaus, sondern zogen sich noch bis in den späten Abend hinein.

Ein Artikel von Anna Graf