Heute schon versöhnt?
Der Gottesdienst am Himmelfahrtstag
Der Gottesdienst auf der Bundesratstagung am Donnerstagmorgen wurde von Studierenden der Theologischen Hochschule Elstal, von Prof. Dr. Andrea Klimt, Rektorin und Professorin für Praktische Theologie sowie Prof. Dr. Maximilian Zimmermann, Professor für Systematische Theologie, gestaltet.
Im Zentrum stand der Bibeltext aus 2. Korinther 5,18-20: „… so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott.“ Die einzelnen Elemente des Gottesdienstes waren auf dieses Thema ausgerichtet, angefangen von den Liedern, begleitet von der Band um Jan Primke und Manuel Schienke, bis hin zur Wechsellesung, für die Psalm 103 ausgewählt worden war, der von der Barmherzigkeit Gottes spricht. Josephine Dietz, Teilnehmerin (und Gewinnerin) des Preacher Slams am vorherigen Abend, führte in Reimform ihre sehr persönlichen Gedanken zum Thema aus.
In ihrer Predigt entfaltete Andrea Klimt das Thema in mehreren Dimensionen. Die Frage „Heute schon versöhnt?“ gilt vier Aspekten: zunächst einmal der Versöhnung mit sich selbst. Kann ich in den Spiegel schauen und mich annehmen, mich freuen, dass es mich gibt? Kann ich – das ist der zweite Punkt – mich umschauen, in die Runde blicken und mich daran freuen, dass es andere Menschen gibt, die mich begleiten, auch und gerade, wenn sie anders sind als ich? Ein dritter Bereich: die Versöhnung mit der Schöpfung. Bin ich von der Schönheit der Schöpfung Gottes so überwältigt, dass ich gar nicht anders kann, als achtsam mit der Schöpfung umzugehen?
All das wird möglich durch Gott, der die Menschheit mit sich versöhnt. Er durchbricht die Abwärtsspirale, die wir Menschen nur allzu gut kennen, wenn wir nicht zur Versöhnung bereit sind. Gott lauert nicht darauf, dass wir einen Fehler machen. Er bricht die verhärteten Fronten auf. Von ihm und ihm allein geht die Initiative zur Versöhnung aus – wir brauchen nur noch seinen Schritten zu folgen und uns auf dieses Angebot der Versöhnung einzulassen.
Damit schafft Gott einen Raum der Versöhnung, in dem wir uns bewegen. Dieser Raum bietet uns festen Boden unter den Füßen. Wir müssen nicht mehr bei jede Schritt Angst haben, dass Gott uns bei einem Fehltritt seine Liebe entzieht. Und die Wege in diesem Raum führen aufeinander zu. Wer versöhnt lebt, lauert nicht auf Fehler, sondern unterstellt dem anderen, dass er auch Gutes im Sinn hat.
Versöhnte Menschen, so Andrea Klimt, haben die Freiheit, anders zu leben. Sie geben sich mit dem zufrieden, was sie haben, sind nicht gierig. Sie strecken dem anderen ihre Hand hin. Und sie fordern nicht, sondern bitten, weil sie wissen, dass die Liebe auf Zustimmung angewiesen ist.
Ein letzter Punkt: Wer versöhnt lebt, wird selbst zum Botschafter, zur Botschafterin der Versöhnung und kann andere einladen, Brücken zu bauen.
Wie kann das konkret aussehen? Davon erzählten zwei Studierende, Max Kassühlke und Maite Kassühlke, und Max Zimmermann. Sie stellten drei Lebensbereiche vor, in denen sie versöhnte Verschiedenheit erleben: in der Jungschar der Ortsgemeinde, auf dem Elstaler Campus und im Dozentenkollegium.
Zum Schluss des Gottesdienstes, der von Benjamin Tegtmeyer moderiert wurde, stellten Christoph Stiba und Regina Claas drei Gäste aus Namibia vor und berichteten vom Beginn einer neuen Partnerschaft. Auch hier schwingt das Thema „Versöhnung“ mit, weil die beiden Länder durch die Kolonialgeschichte miteinander verbunden sind. Joachim Gnep stellte für den Dienstbereich Mission ein neues Konzept vor, „Neue Horizonte“, das drei oder mehr Gemeinden die Möglichkeit gibt, sich zu vernetzen, um Kräfte zu bündeln und gemeinsam Neues zu entwickeln. Die Kollekte kam den beiden Projekten Revitalisierung (von dem bisher um die 50 Gemeinden profitiert habe) und „Neue Horizonte“ zugute. Neben den Teilnehmern vor Ort waren etwa 250 Zuschauer online dabei.
Den Gottesdienst kann man sich auf YouTube noch einmal anschauen.
Ein Artikel von Wolfgang Günter (Die Gemeinde)