Jeder ist ein wenig wie alle

Jahrestagung der Evangelisch-Freikirchlichen Kindertagesstätten

Bei der Jahrestagung der Evangelisch-Freikirchlichen Kindertagesstätten (AGEF KITA) ging es um Vielfalt und wie man dieser Vielfalt wertschätzend begegnen kann. Darüber berichtet Gabriele Löding, BEFG-Referentin für Diakonie und Vorstandsmitglied der AGEF KITA.

„Jeder ist ein wenig wie alle, ein bisschen wie manche, einzigartig wie niemand sonst“ (Quelle unbekannt). Mit diesem Zitat könnte man das Thema der diesjährigen Jahrestagung der Evangelisch-Freikirchlichen Kindertagesstätten am 18. September zusammenfassen.

Es ging um die Vielfalt der Kinder und Eltern, die unsere Einrichtungen besuchen und wie man dieser Vielfalt so begegnen kann, dass jede und jeder sich wertgeschätzt fühlt. Eigentlich wollten wir unsere Jahrestagung bunt und vielfältig gestalten, live in Elstal und Berlin. Es sollte einen interkulturellen Spaziergang im bunten Stadtbezirk Wedding geben, mit Begegnungen und Falafel-Abendessen und viel Raum zur persönlichen Begegnung.

Doch dieses Programm ließ sich unter den Coronabedingungen nicht durchführen. Da die Lage auch für die Kitas nach den Sommerferien nicht einzuschätzen war, entschied sich der Vorstand, die Jahrestagung eintägig digital durchzuführen.

Den 30 Teilnehmenden wurde zu Beginn erstmal die Möglichkeit zum Austausch in Kleingruppen gegeben, der freudig und rege wahrgenommen wurde.

Mirjam Ekelmann von „Wir gestalten e.V.“ der Baptistenkirche Wedding, die dort für das Patenprogramm zuständig ist und viel mit Menschen anderer Kulturen zusammenarbeitet, hielt das erste Kurzreferat und klärte zunächst einmal den Kulturbegriff. Beim Auflisten der Kulturdimensionen wurden die Unterschiede zum Beispiel im Umgang mit Zeit, Macht und Risiko deutlich. Zudem wurde ersichtlich, dass interkulturelles Lernen heißt, in den Dialog zu treten und Kompromisse sowie gemeinsame Lösungen zu finden.

Ich ergänzte das Thema um den interreligiösen Bereich. Wie geht eine Kita mit der religiösen Vielfalt um, wenn sie eine christliche Kita ist? Sie verdeutlichte, dass es dazu nötig ist, dass die Erzieherinnen und Erzieher zunächst ihre eigenen Einstellungen ihrer Religion und anderen Religionen gegenüber reflektieren. In einer Atmosphäre der Wertschätzung, Offenheit und Toleranz sind dann in der Kita Gespräche und Fragen über verschiedene Aspekte der Religionen möglich.

Andrea Pauly, Einrichtungsleiterin im Familienzentrum in Siegen, ergänzte das Thema durch ihren Beitrag, wie im konkreten Kitaalltag das Thema Interkulturalität zum Tragen kommt. Sie erzählte, dass in ihrem Familienzentrum die verschiedenen Nationen, aus denen die Kinder kommen, schon im Eingangsbereich sichtbar werden, indem die Orte in Deutsch und der jeweiligen Heimatsprache aufgeführt sind und Uhren hängen, an denen die Uhrzeiten in den jeweiligen Ländern abzulesen sind. Es wird in der Einrichtung deutsch gesprochen, doch gibt es auch Bilderbücher in unterschiedlichen Sprachen und Puppen mit unterschiedlicher Hautfarbe. Ein interreligiöser Kalender zeigt die Vielfalt und durch interkulturelle Feste wird die Vielfalt erlebt.

Iman Andrea Reimann vom deutsch-muslimischen Zentrum in Berlin stellte in ihrem Referat das Konzept ihrer interkulturellen Kita vor, die aus einer Elterninitiative entstand. Dabei wurde deutlich, dass sich ihrer Einrichtung die gleiche Frage stellt: Wie geht eine Kita mit der religiösen Vielfalt um, wenn sie eine muslimische Kita ist?

Weiterführend und sehr spannend ist, dass Frau Reimann seit fünf Jahren zusammen mit einer evangelischen und einer jüdischen Kollegin in Berlin das Projekt „Drei Religionen Kita Haus“. Es richtet sich an Familien, denen sowohl die Praxis und Pflege der eigenen Religion, Tradition und Kultur, als auch das friedliche Miteinander und der Austausch mit anderen Religionen wichtig ist. Dabei ist jede Kita eigenständig und es gibt Gemeinschaftsräume für gemeinsame Feste und Begegnungen. Der Bau soll 2022 beantragt werden.

Über die inhaltlichen Impulse hinaus gab es die Mitgliederversammlung und in Kleingruppen immer wieder die Möglichkeit zum Austausch über das Gehörte.

Am Ende stellten die Teilnehmenden fest: Es gab gute Anregungen für die Arbeit, doch die „leibhaftige“ Begegnung und die kleinen Gespräche am Rand fehlten. So hoffen alle, dass wir uns vom 24. bis 26. September 2021 wieder live in Bad Hersfeld zu unserer nächsten Jahrestagung treffen können.

Ein Artikel von Gabriele Löding