Kirchenasyl mit glücklichem Ausgang

Teklemariam Heileselassi darf in Deutschland bleiben

Das Kirchenasyl in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West hat ein glückliches Ende genommen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat dem eritreischen Flüchtling in der „Kirche im Hof“ geschrieben. Er kann seinen Asylantrag in Deutschland stellen und wird nicht nach Malta abgeschoben.

Auf der Mittelmeerinsel hatte Teklemariam Heileselassi erstmals europäischen Boden betreten. Dort sollte er sein Asylverfahren abwarten. Doch die humanitären Verhältnisse sind auf Malta oft menschenunwürdig und so hatte der Flüchtling seine Flucht fortgesetzt und war 2012 nach Kassel gekommen. 

Seit August 2014 lebte er in der „Kirche im Hof“ der EFG Kassel. Versorgt wurde er von Gemeindemitgliedern. Die haben den Asylsuchenden in ihr Herz geschlossen und so ging die positive Nachricht wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde. Zuletzt hatten über 20 Gemeindemitglieder an einer Gerichtsverhandlung beim Verwaltungsgericht Kassel teilgenommen. Dort war eine Klage gegen die Rückführung nach Malta gescheitert. Umso glücklicher waren die Unterstützer über den positiven Bescheid des Bundesamtes. 

Für den Sonntag, 8. Februar, plante die Gemeinde ursprünglich ein Abschiedsfest für ihren Gast, der abgeschoben werden sollte. Nun wurde der Eritreer an diesem Sonntag im Gottesdienst getauft und ist jetzt Gemeindemitglied der EFG Kassel-West.

Bei einem Empfang für den Flüchtling durch den Leitungskreis der Gemeinde wurde auf das biblische Gebot hingewiesen: „Gib Rat, schaffe Recht; verbirg die Verjagten, und verrate die Flüchtlinge nicht!“ (Jesaja 16,3). Der weitere Weg des jungen Mannes wird nicht einfach. Das Asylverfahren muss betrieben werden, eine dauerhafte Wohnung ist nötig und der Flüchtling möchte so bald wie möglich arbeiten, um niemandem auf der Tasche zu liegen. 

Dankbar ist die Gemeinde für die große öffentliche Aufmerksamkeit, die sie während des Kirchenasyls erfahren hatte. Bundestagsabgeordnete der GRÜNEN und der SPD hatten sich für den Flüchtling eingesetzt. Der Hessische Flüchtlingsrat, die Diakonie Hessen, sowie zahlreiche Einzelunterstützer
hatten sich bemüht, um die Abschiebung zu verhindern. Medien wie der Hessische Rundfunk, ERF-Medien, der Deutschlandfunk und die Hessische Niedersächsische Allgemeine hatten über das Kirchenasyl berichtet.

Angesichts der gegenwärtigen öffentlichen Debatte um das Kirchenasyl fordert Pastor Frank Fornaçon, dass etwas gegen die Ursachen für das Kirchenasyl unternommen wird: „Neben einheitlichen Standards für die Flüchtlingsunterbringung in Europa brauchen wir dringend Verfahren, die in
Härtefällen individuelle Lösungen ermöglichen.“ Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge steige, müsse man immer den einzelnen Menschen im Blick haben, der in Not geraten sei.  

Ein Artikel von Frank Fornaçon