Landesverbände Rheinland und Westfalen rücken zusammen

Gemeinsamer Landesverbandsrat und Gründung des Gemeindewerks NRW

Bereits auf einem gemeinsamen Sonder-Landesverbandsrat im Juli 2011 war mit großer Mehrheit die Richtungsentscheidung getroffen worden, dass die BEFG-Landesverbände Rheinland und Westfalen und ihre Gemeindejugendwerke (GJW) zusammenwachsen sollen und dass die Gründung eines gemeinsamen Gemeindewerks angestrebt wird. Am 24. März 2012 kamen nun mehr als 300 Teilnehmer aus den beiden Landesverbänden im Lighthouse in Essen zu ihrer ersten gemeinsamen regulären Konferenz zusammen. Bernd Schulzendorf aus der Landesverbandsleitung Rheinland berichtet. 

Die überaus erfreulichen Entwicklungen der letzten Monate sind Anlass zu Dank und Lob. So sind die beiden GJWs seit Beginn des Jahres unter einem Dach vereint und arbeiten in der neuen gemeinsamen Dienststelle in Essen eng zusammen. Eine Reihe neuer Mitarbeitender konnte in den Dienst berufen werden: Timo Meyer als GJW-Pastor Westfalen, Lisa Stahlschmidt als Kinder- und Jungscharreferentin im Rheinland, Anja Getschmann und Birgit Borau für die Verwaltungsaufgaben und Andi Balsam als Leiter des Gemeindewerks NRW.

Die Generalsekretärin unseres Bundes, Regina Claas, war nach Essen gekommen, um persönlich die Grüße und Segenswünsche der Leitung des Bundes zu dieser besonderen Ratstagung zu überbringen. In ihrer Predigt im Eröffnungsgottesdienst verglich sie die Situation des Volkes Israel während der Wüstenwanderung im „Zwischenland“ (4. Mose 21) mit der Situation der beiden Landesverbände zwischen Aufbruch und Ankunft: Das geistliche Leben der „Gottesdienstgemeinde“ gründe sich auf einschneidende, wunderbare Erfahrungen der Hilfe Gottes in ausweglosen Situationen und Krisen. Und doch, so die Generalsekretärin weiter, gerieten diese guten Erfahrungen immer wieder in den Hintergrund, angesichts neuer Schwierigkeiten gewönnen mangelndes Gottvertrauen, Ungehorsam, Vergessen bei vielen die Oberhand – die „Gottesdienstgemeinde“ werde zur „Nörgelgemeinde“. Der barmherzige Gott wende sich dennoch nicht von seinem Volk ab, der glaubende Blick auf die erhöhte Schlange bewirke Heilung und neues Leben. Im Gespräch mit Nikodemus erinnere Jesus an diese Begebenheit und führe den Gedanken entscheidend weiter: „Die Suche nach Gott und seinem Reich, der Glaube an den erhöhten Menschensohn schenkt neues ewiges Leben.“

Könnte es ein besseres Leitwort zum weiteren Weg der Gemeinden und Landesverbände geben? Wenn die vielen guten Gotteserfahrungen in der Vergangenheit wieder einmal durch die Probleme der Gegenwart überdeckt werden, wenn das „Nörgeln“ beginnt, hilft uns der Blick auf den erhöhten Christus und das neue Leben in ihm.

Das Zusammengehen der beiden Landesverbände und die Bündelung der Kräfte hat die Möglichkeit eröffnet, am 1. Februar 2012 ein gemeinsames Gemeindewerk zu gründen. Diese in unserem Bund neue Idee war zweifellos einer der zentralen Punkte der Tagung. Aber was ist eigentlich das Gemeindewerk und welches sind seine Aufgaben? Andi Balsam, der im November 2011 berufene Leiter des neuen Gemeindewerks, sieht drei Hauptaufgaben: Erstens wird das Werk die Kompetenzen der beiden Landesverbände nachhaltig bündeln, d. h. die guten Ideen, Kompetenzen, Projekte, Gaben und Erfahrungen, die in den Gemeinden und den Landesverbänden vorhanden sind, zusammenbringen und möglichst vielen Personen und Gemeinden zugänglich machen. Zweitens soll das Gemeindewerk die verschiedenen Arbeitsbereiche vernetzen, d. h. mithelfen, dass der neu entstehende Organismus – der „Landesverband NRW“ (was noch kein offizieller Name ist) – gut zusammenwächst und dabei nicht nur irgendwie lose verbunden ist, sondern ein Netzwerk guter, unterstützender Beziehungen und Strukturen zum Nutzen aller wird. Und drittens wird das Gemeindewerk neue, gemeinsame Bildungsangebote entwickeln, d. h. Inspirationen aus den Bereichen Gemeindeaufbau und Mission sammeln, ausarbeiten, entwickeln und den Gemeinden auf verschiedene Art und Weise zugänglich machen.

Vor dem Plenum des Landesverbandsrats erläuterte Andi Balsam seine Arbeit und die des Gemeindewerkes: Er wolle ein „Multiplikator guter Ideen sein“. Das Kennenlernen der Gemeinden und der verschiedenen Arbeitskreise und Initiativen der beiden Landesverbände stehe für ihn daher nun an erster Stelle. Als seinen Wunsch beschrieb er, dass das Gemeindewerk wirklich das Gemeindewerk aller Gemeinden in Rheinland und Westfalen werde. Damit die Nähe zu den Gemeinden in diesem großen Landesverband nicht verloren geht, wollen die beiden Landesverbände außerdem die Kreisstruktur weiter stärken.

Neben diesen außergewöhnlichen Entwicklungen in NRW gab es natürlich auf der Ratstagung auch die üblichen Routineaufgaben. Die wichtigste Veränderung im Landesverband Rheinland war die Berufung einer neuen Leitung. Mit großer Mehrheit wurden Leo Schouten (Leiter) und Hans Joachim Sommer (Stellvertreter) als Leitungsteam des Landesverbandes Rheinland gewählt. Dieter Teubert wurde als Leiter des Landesverbandes Westfalen wiedergewählt.

Welche Eindrücke haben die Teilnehmer für sich selbst und für ihre Gemeinden mitgenommen, welche Impulse gehen von der Tagung aus? Für so manchen „Grenzgänger“ zwischen den Landesverbänden – Kindheit und Jugend in Westfalen, anschließende Lebensphasen im Rheinland, oder umgekehrt – haben sich ganz unerwartete Begegnungen ergeben. Viele erlebten ein herzliches Wiedersehen nach Jahrzehnten, und das war ein starker Impuls für die nächsten Schritte des Zusammenwachsens. Die beiden Landesverbände mit ihren Leitungen, den vielen Abgeordneten und Gästen, sehen sich durch den Verlauf der Tagung ermutigt und gestärkt, den begonnenen gemeinsamen Weg weiterzugehen.

Ein Artikel von Bernd Schulzendorf