Ostern in der Ukraine

Update des ukrainischen Baptistenbundes vom 29. April

Der ukrainische Baptistenbund verschickt regelmäßig Lageberichte aus den Gemeinden in den vom Krieg betroffenen Regionen. Das aktuelle Update ist vom 29. April – fünf Tage nach dem ukrainischen Osterfest –  und schildert die Situation der Menschen in Irpin, Myroniwskyj und Mykolajiw sowie in den Regionen Luhansk, Tschernihiw und Tscherkassy.

Feier- und Wochentage der Irpin Bibel Gemeinde

Bis zu 70 Freiwillige leben, essen und arbeiten im Kirchengebäude in Irpin. Jeden Abend sprechen sie über das, was sie am Tag erlebt haben, gefolgt von Fürbitte und Dankgebet.

Jeder von ihnen hat seinen eigenen Arbeitsbereich: Ein Team von Bauarbeitern geht zu den beschädigten Häusern, um die zerbrochenen Fenster abzudecken und Dächer und Türen zu reparieren. Sie helfen den Besitzern auch dabei, die übriggebliebenen Dinge aus dem halb verbrannten oder halb zerstörten Haus oder der zerstörten Wohnung zu holen. Wenn die Mittagszeit naht, liefern die Freiwilligen warmes Essen an die Streit- und Verteidigungskräfte.

Tagsüber kommen die Menschen in die Kirche, um Kleidung zu waschen und zu trocknen, ihre Telefone aufzuladen, und dringend Notwendiges wie Gemüse, Kleidung und elementare Baumaterialien zu besorgen. Jeden Morgen und jeden Abend sind die Bürger und Bürgerinnen zum Gebet eingeladen. Pastoren und Diakone warten darauf, zuzuhören und einfach da zu sein. Wir beten, dass die Kirche ihren Dienst ausweiten kann, um das Leben in der Stadt wiederherzustellen, zur geistlichen Erweckung und emotionalen Heilung beizutragen und die älteren Menschen zu unterstützen, die während des Krieges in der Stadt geblieben sind.

Entlang der Frontlinie in der Region Donezk überfüllte Gottesdienste

Das Dorf Myroniwskyj in der Region Donezk befindet sich seit acht Jahren in der Nähe der Frontlinie. Die Nöte des Krieges bringen die Menschen dazu nach Gott zu fragen und in die Kirche zu gehen.

Dort finden sie Akzeptanz und Unterstützung. „Es ist so wertvoll in der Gemeinde zusammen zu sein“, sagt der örtliche Missionar Ilya Natalchenko und erinnert sich an das Osterfest: „Das war das beste Ostern meines Lebens. Es kamen so viele Leute, dass der Platz nicht ausreichte.“

Viele Einwohner aus Mykolajiw sind geflohen

Ungefähr 40 % der Einwohner von Mykolajiw haben die Stadt wegen der andauernden Angriffen der russischen Truppen verlassen. Die Stadt bereitet sich auf die Belagerung durch die Russen vor. Am Vorabend von Ostern waren den ganzen Tag Explosionen zu hören - an der Grenze zur Region Cherson fanden Kämpfe statt.

Aber in allen Kirchen der Region um Mykolajiw, die zum von der Ukraine kontrollierten Gebiet gehört, haben Gottesdienste stattgefunden. Die Gemeinden dienen Gott und den Menschen in dieser schwierigen Zeit. Sie brauchen Gebetsunterstützung, denn die Bedrohung hier bleibt groß – die Russen versuchen, näher an Mykolajiw heranzukommen und beschießen die Stadt weiter.

In der Region Luhansk fanden wegen Beschuss keine Sonntagsgottesdienste statt

Der Bischof der Kirchen des Gebiets von Luhansk, Gennady Shulzhenko, berichtet, dass die Gemeinden am Ostersonntag keine Gottesdienste feiern konnten. Diejenigen, die noch am Abend geplant hatten, sich zu treffen, konnten am nächsten Morgen wegen des schweren Beschusses nicht zu ihren Kirchengebäuden kommen. Nur eine Kirche konnte den Ostergottesdienst abhalten - in Lyssytschansk.

Es ist eine schwere Zeit: Viele haben nur noch begrenzte Ressourcen und die Mehrheit der Bevölkerung wurde vertrieben. Diejenigen, die zurückbleiben, verteilen humanitäre Hilfe, besuchen die Menschen, die in den Kellern Zuflucht gesucht haben und helfen, wenn möglich, allen Bedürftigen.

In der Region Tschernihiw kommen neue Menschen in die Kirche

Obwohl die öffentlichen Verkehrsmittel in Tschernihiw noch nicht in Betrieb sind, wird die Kirche von vielen Menschen besucht. Die zweite Kirche von Tschernihiw hat 75% Nicht-Gemeindemitglieder in der Kirche. Der Teil des Gottesdienstraums, bei dem ein Projektil direkt die Fensterbank getroffen hat, wurde noch nicht repariert.

Hier beteten an Ostern acht Menschen das Bußgebet. Ebenfalls an diesem Tag versammelten sich 45 Menschen zum Gottesdienst im Dorf Dniprovske in der Region Tschernihiw, 15 von ihnen nahmen Christus in ihre Herzen auf.

Dorfbewohner helfen beim Wiederaufbau der Städte

Die Ukrainer und Ukrainerinnen wissen noch nicht, wie es nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau weitergehen soll. Und obwohl der Krieg noch nicht zu Ende ist, wollen wir alle die Ukraine jetzt schon wiederaufbauen und voranbringen – mit den kleinen Möglichkeiten, die wir haben.

Baptisten aus dem Dorf Buzivka in der Region Tscherkassy haben sich einem freiwilligen lokalen Feuerwehrteam angeschlossen, um beim Wiederaufbau der Vororte von Kiew zu helfen. Diese Gruppe kam auf Einladung der Stadtverwaltung nach Irpin und arbeitet dort seit mehreren Tagen. Sie beseitigen die Folgen der Zerstörung von Verwaltungs- und Privatwohnungen.

Einwohner von Lwiw verteilen Osterbrote in Butscha und Hostomel

Freiwillige aus Lwiw verteilten 600 Osterbrote an die Einwohner von Hostomel und Butscha. Von morgens bis abends gaben sie das Evangelium an die Menschen weiter, bezeugten Christus und riefen dazu auf, sich an Gott zu halten.

Gryhoriy Ryasnyi, Pastor der Hoffnungskirche in Lwiw, sagte, dass viele Menschen immer noch in Kellern leben. Die Straßen sind leer. Anwohner hängen ein weißes Taschentuch mit ihrer Telefonnummer am Tor auf und warten im Keller auf Hilfe. Die Leute sagen: „Wir haben Angst, dass es jetzt Beschuss gibt.“ Sie sind sehr verängstigt von den Schrecken, die sie erlebt haben.

Dies war die zweite Tour der Lwiwer. Baptisten brachten den Menschen Gasflaschen, Medikamente, Generatoren, Mobiltelefone und ukrainische Lebensmittel.

Viele Gemeindefremde in der Kirche bei Charkiw

Am Sonntag konnte in der Kirche von Merefa, 20 Kilometer von Charkiw entfernt, gemeinsam die Auferstehung Christi gefeiert werden. Gott sei Dank war es der Gemeinde möglich, sich trotz der schwierigen Zeit zu versammeln.

Der Saal war voller Menschen, und viele Gemeindefremde aus der Gegend haben nun begonnen, regelmäßig in die Kirche zu kommen, um Trost in Gottes Wort und Gemeinschaft mit Christen und Christinnen zu suchen. Nach dem Gottesdienst gab es ein Kirchencafè. Alle Kinder bekamen Süßigkeiten geschenkt.

Ostergottesdienste in der Region Cherson

Am Sonntag versammelten sich die Gemeinden der Region Cherson trotz der vorübergehenden Besetzung, um gemeinsam zu dienen, den auferstandenen Erlöser zu verherrlichen und sich gegenseitig zu ermutigen. Selbst in den unter Beschuss stehenden Siedlungen an der Front fanden Treffen statt.

Brüder und Schwestern versammelten sich zu Hause bei Gemeindemitgliedern, hörten Gottes Wort und sangen Lob- und Hoffnungslieder. Einschüchterung und Provokation konnte den Christen und Christinnen die Freude an der Auferstehung nicht nehmen.

Ein Artikel von Ukrainischer Baptistenbund