Reformationsjubiläum: Kirchenleiter pilgern durch die Lutherstadt Wittenberg

Christoph Stiba: Die Reformation hat auch mit den Freikirchen zu tun

Unter dem Motto „Den Schatz der Bibel teilen“ sind führende Vertreter aus Landes- und Freikirchen zwei Stunden lang durch die Lutherstadt Wittenberg „gepilgert“. Sie wollten damit betonen, sich gemeinsam auf die 500. Wiederkehr des Reformationsbeginns in vier Jahren vorzubereiten. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) 95 romkritische Thesen an der Wittenberger Schlosskirche veröffentlicht und damit die Reformation in Gang gesetzt. Später entstanden daraus die evangelischen Kirchen.

Der rund 100 Personen umfassende Pilgerzug wurde von der Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), dem katholischen Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), dem Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Jörg Voigt (Hannover), dem orthodoxen Bischof der Armenischen Apostolischen Kirche, Anuschawan Zhamkoyan (Eriwan/Armenien) und dem Altbischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Walter Klaiber (Tübingen), angeführt.

Außerdem nahmen der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Christoph Stiba (Elstal bei Berlin), der Vizepräses der EKD-Synode, Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein (Nürnberg), der ehemalige Vorsitzende des Gemeinschaftsverbandes Sachsen-Anhalt, Michael Hobrack (Wittenberg), und Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) teil.

In vier Kirchen erlebten die Pilger unterschiedliche Zugänge zur Bibel. Die erste Station bildete die baptistische Friedenskirche, wo die in der Gemeinde tätige Gemeindereferentin Brigitte Neumeister in ihrer Andacht dazu aufrief, anhand des „Buches der Bücher“ Gott zu loben. Ein katholischer Priester zeigte zusammen mit Mitarbeitern eines Kindergartens, wie man Kindern biblische Geschichten nahebringen kann. Für die evangelische Pastorin Kristin Jahn ist das Interesse von Touristen an den Lutherstädten eine Möglichkeit, die Aktualität biblischer Texte darzustellen. Der orthodoxe Bischof Zhamkoyan stellte die Verehrung der Bibel in den Mittelpunkt.

Wie Stiba der GEMEINDE sagte, sei er mit einer Lesung und einem Gebet an der Liturgie beteiligt gewesen. Mit seiner Teilnahme habe er auch „die sehr gute Einbindung der Gemeinde in ihrer ökumenischen Arbeit vor Ort unterstützen“ wollen. Weiter meinte er: „Zum anderen ging es mir um das Signal, dass die Reformation auch etwas mit uns Freikirchen zu tun hat.“ Das gehe in den Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr 2017 manchmal etwas unter. Der Rückgriff auf die Bibel bei allen Fragen des Glaubens sei für seinen Gemeindebund – der eine Bibelbewegung sei – selbstverständlich. Aber es sei gut, „wenn Christen verschiedener Konfessionen das gemeinsam betonen und ihre unterschiedlichen Zugänge zur Bibel miteinander erleben: So wachsen Verständnis füreinander und Verbundenheit.“ So sei er ökumenische Pilgerweg ein gemeinsames Zeugnis für das Wort Gottes gewesen, „das die christlichen Konfessionen in ihrer Verschiedenheit auch verbindet

Ein Artikel von Klaus Rösler (DIE GEMEINDE)