Stettin: Saniertes baptistisches Gemeindezentrum eingeweiht
Gemeinde war 1846 von deutschen Baptisten gegründet worden
Stettin (IDEA) – Mit einem Festgottesdienst ist das renovierte historische Gemeindehaus der Baptisten im polnischen Stettin (Westpommern) am 15. Januar in Betrieb genommen worden. Das Gebäude aus dem Jahr 1855 soll als „Christliches Zentrum“ nicht nur von der Baptistengemeinde genutzt werden, sondern auch als internationale ökumenische Begegnungsstätte, Gästehaus und Sozialzentrum dienen. Auch eine englischsprachige internationale Gemeinde will einziehen. Udo Hermann sprach als Mitglied der Bundesgeschäftsführung ein Grußwort des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Er würdigte die Arbeit des Fördervereins, der die Sanierung des Gebäudes entscheidend vorangetrieben hatte.
Die Renovierung kostete rund 1,8 Millionen Euro. Die Stadtverwaltung hatte das marode Gebäude der Gemeinde im Jahr 2002 übergeben. Die damals 30 Mitglieder hätten das Geld für die Renovierung allein nicht aufbringen könnten, sagte Gemeindepastor Robert Merecz gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. In die Finanzierung flossen Mittel aus der Europäischen Union, des polnischen Staates sowie Spenden und zinslose Darlehen von Baptisten, vor allem aus Deutschland.
Der Präsident des polnischen Baptistenbundes, Marek Glodek (Warschau), erinnerte in seiner Festpredigt vor 230 Besuchern an die deutschen Wurzeln der heutigen Gemeinde, die den „Staffelstab“ übernommen habe. Ihr Ziel sei es, „das Licht des Glaubens“ in der Gesellschaft weiterzugeben. Pastor Merecz erinnerte daran, dass die deutsche Gemeinde 1940 fast 650 Mitglieder gezählt und in der Region 20 neue Gemeinden gegründet habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben.
Platz für über 300 Besucher
Das renovierte Gebäude hat einen Gemeindesaal mit mehr als 300 Plätzen. In den oberen Stockwerken sind Wohnungen, Gästezimmer und Studioräume für einen christlichen Internetsender entstanden. Im Untergeschoss gibt es unter anderem Büros und Räume für Fremdsprachenunterricht. Dort will die Gemeinde vor allem Kindern und Jugendlichen aus ärmeren Familien Deutsch- und Englischunterricht durch Muttersprachler anbieten. Zudem sollen dort deutsch-polnische Konferenzen, Jugendtreffen und Gottesdienste möglich sein.
Die Gemeinde wurde 1846 von deutschen Baptisten gegründet. Vier Jahre später begannen sie mit dem Bau des Gemeindehauses, das 1855 in Anwesenheit von Johann-Gerhard Oncken (1800–1884), dem Begründer des Baptismus auf dem europäischen Festland, eingeweiht wurde. Damals war Stettin die Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern. Das Gemeindehaus ist die viertälteste Oncken-Kapelle, die in Europa noch erhalten ist. Die Gemeinde zählt heute 56 Mitglieder und bis zu 75 Gottesdienstbesucher.
Zum polnischen Baptistenbund gehören 102 Gemeinden mit 5.400 Mitgliedern.
Ein Artikel von Klaus Rösler (IDEA)